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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine
Autoren: George Mann
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Warrander hatte man tot in seiner
Wohnung aufgefunden, nachdem er sich in der Badewanne die Pulsadern
aufgeschnitten hatte. Anscheinend hatte ihn die Angelegenheit überfordert.
    Graves hatte man am Schauplatz des Geschehens mit einer
Stichverletzung im Oberkörper und gebrochenem Genick tot aufgefunden. Zunächst
hatte Bainbridge nicht recht gewusst, was er davon halten sollte, war
schließlich aber zu der Ansicht gelangt, einer der eigenen Männer habe sich im
Durcheinander der Belagerung gegen den Anführer gewandt und ihn getötet. Der
Chief Inspector war nicht geneigt, allzu große Mühe auf die weitere Aufklärung
zu verwenden. Die Tatsache, dass Graves tot war, reichte ihm durchaus, und ob
die wilden Spekulationen des Mannes über Wiedergeburt und Wiederauferstehung
nun eine reale Grundlage hatten oder nicht, zu Bainbridges Lebzeiten würde er
gewiss niemandem mehr Ärger machen.
    Unterdessen überprüfte der Chief
Inspector auch alle Verbindungen der Bastion Society und versuchte
herauszufinden, wer sie bei ihrer Mission, die Monarchie zu zerstören,
unterstützt hatte. Allerdings musste er feststellen, dass diese Organisation
die Festigkeit einer Rauchwolke hatte. Sämtliche Spuren führten in Sackgassen
oder zu toten Männern, sämtliche Adressen gehörten zu Häusern, die nie
existiert hatten. Er wusste nicht, was er
davon halten sollte, aber wenigstens war die Bedrohung – zumindest für den
Augenblick – ausgeschaltet. Zu
gegebener Zeit konnte er sich ausgiebig darum kümmern. Aus Erfahrung wusste er,
dass Leute wie er eine niemals endende Schlacht gegen die Feinde der Krone führen mussten.
    Er blickte zu Newbury, der seinen Brandy in der Hand hielt und mit
leerer Miene an Bainbridge vorbei zum Kamin starrte. Der Agent sah deutlich
besser aus als vor einiger Zeit, wenn man einmal von den Narben im Gesicht
absah, die von dem Kampf gegen die mechanische Spinne herrührten, aber die
Augen wirkten gehetzt. Bainbridge konnte nicht beurteilen, ob es die Gier nach
dem Kraut oder etwas völlig anderes war.
    Â»Sie hatten recht, was die Duplikate angeht«, bemerkte Bainbridge,
um seinen Freund aus der Reserve zu locken.
    Newbury merkte auf. »Wie bitte, Charles?« Es klang zerstreut.
    Â»Ich sagte, Sie hatten recht, was die Duplikate angeht. Was Sie in
der Leichenhalle über Sykes gesagt haben. Sie
hatten recht. Wir haben im Packworth House den Raum gefunden, den Sie beschrieben
haben. All diese Toten.« Bainbridge schauderte, als er daran dachte. »Eine
schreckliche Sache.«
    Er hatte den Raum zusammen mit Foulkes betreten und würde die
baumelnden, ausgeweideten Leichen sein Lebtag nicht mehr vergessen. Er verstand
einfach nicht, was die Übeltäter zu solchen Gräueltaten getrieben hatte.
Zweifellos waren sie geisteskrank. Etwas anderes konnte er sich nicht
vorstellen.
    Newbury nickte. »Deshalb haben sie Sykes ermordet. Den echten Sykes,
den wir in der Cromer Street gefunden haben. Er hatte sein eigenes Duplikat
gestohlen, ihm seine eigene Kleidung übergestreift und es in der Shaftesbury
Avenue in die Gosse gelegt. Damit wollte er uns – vor allem Sie –
hereinlegen und uns glauben machen, er sei tot. Anscheinend war ihm bewusst,
dass Sie ihm auf der Spur waren.«
    Bainbridge seufzte. »Es hätte sogar funktioniert, wenn er die
Einbrüche nicht fortgesetzt hätte. Ich frage mich, warum er das getan hat.«
    Â»Vielleicht sollte es nur ein letzter Einbruch sein, ehe er
endgültig untergetaucht wäre. Oder es war eine liebe alte Gewohnheit. Ein Teil
seines Lebens, von dem er sich nicht trennen wollte. Manchmal definiert sich
ein Mensch über solche Taten. Man gewöhnt sich so sehr daran, sein Leben auf
eine bestimmte Weise zu führen, dass man nicht mehr weiß, wer man ist, wenn die
Zeit kommt, das Leben zu ändern.« Newbury trank einen Schluck Brandy.
»Verstehen Sie das?«
    Â»Ich glaube schon«, sagte
Bainbridge. »Ich glaube schon.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    Â»Haben Sie jemals an der Queen gezweifelt, Charles?«, fragte Newbury
auf einmal, um gleich danach den restlichen Branntwein hinunterzustürzen.
    Bainbridge dachte lange nach, ehe er antwortete. Schließlich nickte
er. »Ständig, Newbury. Ständig.« Er schwenkte seinen Brandy in dem bauchigen
Glas. »Aber ich vertraue darauf, dass sie zum Wohl der Nation handelt, und das
reicht
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