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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine
Autoren: George Mann
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wenigstens
einander vertrauen.« Damit lehnte sie den Kopf an seine Brust und hörte seinem pochenden
Herzen zu, während die Droschke über die feuchten Pflasterstraßen nach Chelsea
rumpelte.

28
    Â»Demnach war der Eindringling im Palast nichts weiter als
ein Ablenkungsmanöver, eine Finte? Damit wir in die falsche Richtung blicken?«
Bainbridge schüttelte ungläubig den Kopf.
»Anscheinend war Graves noch raffinierter, als ich es ihm zugetraut hätte.«
Nachdenklich zwirbelte er seinen Schnurrbart. »Aber woher wusste die Queen von
dem Angriff? Diese Frage beschäftigt mich sehr. Und warum war sie so sicher,
dass es den Palast treffen würde?«
    Newbury zuckte mit den Achseln. »Das werden wir wohl nie erfahren.«
    Sie saßen in einer stillen Nische im White Friar’s Club, Newburys
bevorzugtem Refugium. Zu den Mitgliedern des Clubs zählten Literaten, Dichter,
Künstler und andere Angehörige der Bohème. Lauter Menschen, wie Bainbridge
annahm, die von einer recht ungezwungenen Einstellung zum Geld anderer Leute
und einer noch viel größeren Laxheit in Bezug auf die eigene Moral geprägt
waren. Jedenfalls sah er es so. Newbury dagegen schien blind gegenüber diesen
Tatsachen und genoss offenbar sogar die Gesellschaft dieser Menschen. Nur ihm
zuliebe ging Bainbridge mit in den Club. Davon abgesehen gab es im Clubhaus
eine sehr gute Küche, und schließlich hatte Newbury bei mehr als einer
Gelegenheit betont, man bekäme dort auch einen überirdisch guten Brandy.
    Heute war es relativ ruhig. Nur wenige andere Gäste wanderten umher,
tranken, rauchten und redeten gedämpft miteinander. Bainbridge fragte sich, ob
die allgemein gedrückte Stimmung mit den
Ereignissen der vergangenen Tage zu tun hatte. Natürlich hatten viele Zeitungen unter großen Schlagzeilen alle
möglichen Erfindungen und Lügen verbreitet. Einige behaupteten, die Bastion
Society sei eine terroristische Organisation gewesen, die dem medizinischen
Fortschritt feindlich gegenübergestanden und das Grayling Institute angegriffen
habe, um gegen die neuen Methoden zu
protestieren, die Dr. Lucien Fabian dort erforschte. Der Chief Inspector
hielt dies vor dem Hintergrund dessen, was Newbury entdeckt hatte, nicht für
völlig falsch, fand jedoch, dass die wahren Motive der Gruppe auf diese Weise
nur unzulänglich beschrieben wurden.
    Immerhin, so überlegte er, halfen die Geschichten dabei, die
Wahrheit zu vertuschen, die zumindest aus seiner Sicht erheblich verstörender
war. Er begriff einfach nicht, dass die Bastion Society einerseits die Queen
vernichten wollte und andererseits behauptete, nur das Beste für das Empire zu
wollen. Die Monarchin war doch der Kitt, der das ganze Empire zusammenhielt.
Sie zu vernichten, würde bedeuten, dem Reich das Herz herauszureißen und alles
zu beseitigen, was England groß machte. Vielmehr ging er davon aus, dass die
Angelegenheit eher mit Enoch Graves’ maßloser Selbstüberschätzung zu tun gehabt
hatte als mit irgendeinem Anspruch auf Pflichterfüllung oder Rechtschaffenheit,
den der Mann hätte vorbringen können. Er war so machthungrig wie all die
anderen Verrückten und Kriminellen, die er und Newbury im Laufe der Zeit
bekämpft hatten. Der Unterschied lag lediglich darin, dass er mehr Geld und
Einfluss besessen hatte. Das war alles.
    Bainbridge trank einen großen Schluck Brandy und zuckte zusammen,
als ein stechender Schmerz ihm durch die Schulter fuhr. Unter dem Jackett trug
er immer noch einen Verband, und in den letzten paar Tagen war er mehr als
dankbar gewesen, den Gehstock benutzen zu können. Er hatte ihn aus der
Leichenhalle der Polizei geholt, nachdem man ihn aus dem Bauch des toten
Attentäters gezogen hatte. Der Name des Mannes war immer noch unbekannt.
Vermutlich fand er sich früher oder später in einer der vielen Akten auf seinem
Schreibtisch. Gewiss hatte er irgendwie mit der Bastion Society zu tun.
    Die letzten beiden Tage hatte der
Chief Inspector damit verbracht, noch einmal alle Akten durchzugehen und
nach Kleinigkeiten zu suchen, die ihm bei den Ermittlungen helfen konnten.
Nicht, dass es noch viel zu tun gegeben hätte. Die Agenten der Queen hatten mit
einer einzigen Ausnahme die ehemaligen Mitglieder der Bastion Society gehetzt,
gefangen und hingerichtet. Sie waren als Terroristen einfach niedergemacht
worden. Alle bis auf einen: Einen Mann namens
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