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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Als er in die Olympiastraße einbog und die Schilder nur noch wenige Kilometer nach Garmisch-Partenkirchen anzeigten, räkelte sich Gaby aus ihrem Sitz.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie, »es ist doch alles bestens erledigt, warum sollen wir jetzt die ganze Nacht durchrasen? Rom läuft uns doch nicht davon. Morgen haben wir den ganzen Tag und können gemütlich hinkommen.«
    »Nein«, widersprach er, »es ist sinnlos, jetzt in ein Hotel zu gehen. Ich könnte doch nicht schlafen. Ich muß weg von hier, eine andere Umgebung, andere Gesichter, verstehst du denn das nicht?«
    »Du benimmst dich«, meinte sie ärgerlich, »als sei die Polizei hinter uns her. Und das ist doch bestimmt nicht der Fall.«
    Jürgen schwieg verbissen.
    Als die Ortseinfahrt von Garmisch auftauchte, klopfte ihm Gaby auf die Schulter. »Na schön … meinetwegen. In einer anderen Umgebung werden sich auch deine schwachen Nerven beruhigen, aber laß uns wenigstens in Garmisch etwas essen. Ich habe Hunger.«
    »Wenn ich nur ans Essen denke«, antwortete er, »wird mir schon übel.«
    »Dann fahre bitte da vorne links bei der Tankstelle rein, da ist ein Schnellimbiß, du kannst im Wagen auf mich warten.«
    Um sie nicht argwöhnisch zu machen, mußte er anhalten. Sie knöpfte ihren Mantel zu, nahm ihre Handtasche und stieg aus.
    »Guten Abend«, sagte Gaby, als sie den kleinen Raum betrat. Ein paar Männer standen an der Theke und tranken Bier.
    Sie machten ihr Platz.
    Aus einem Radioapparat dröhnte Musik.
    »Für Sie, Fräulein«, pöbelte sie einer der Männer an, »würde ich heute nacht noch eine Sünde auf mich nehmen.«
    Die andern lachten. Gaby kümmerte sich nicht darum. Sie bestellte eine Tasse Kaffee und ein Schinkenbrot. Und bezahlte gleich.
    Der Bayerische Rundfunk brachte in dem Moment die Spätnachrichten. Sie achtete kaum auf das, was gesagt wurde.
    Aber plötzlich traf es sie wie ein Schlag. Es kostete sie äußerste Anstrengung, ruhig zu bleiben.
    »Es folgt eine wichtige Durchsage der Kriminalpolizei«, ertönte es aus dem Lautsprecher, »wegen Mordes dringend gesucht wird Jürgen Siebert, dreißig Jahre alt, schwarzhaarig, zuletzt mit einem hellen Kamelhaarmantel bekleidet, fährt ein rotes Sportauto mit der Nummer M – FZ 895, wahrscheinlich in Begleitung einer Dame, der dreiundzwanzigjährigen Gabriele Westphal …«
    »Guten Abend«, sagte Gaby in dieser Sekunde steif und ging, ohne sich umzusehen, zum rückwärtigen Ausgang.
    Niemand folgte ihr.
    Aber es genügte auch so. Das Entsetzen kroch in ihr hoch. Plötzlich sah sie das Zuchthaus nahe vor sich. Nicht ein Jahr, nicht nur ein paar Jahre … lebenslänglich.
    In diesem Augenblick existierte keine Liebe mehr. Sie dachte nur noch an sich. Und sie beschloß, alles dran zu setzen, um zu entkommen.
    Nein, dachte sie, ich werde nicht mehr in den roten Wagen steigen, den tausend Polizisten suchen, ich werde es allein versuchen. Soll Jürgen zum Teufel gehen!
    Sie fand hinter dem Imbißraum einen schmalen Weg, durch den sie ungesehen verschwinden konnte.
    Jürgen wurde von Minute zu Minute nervöser. Wo blieb sie denn so lange?
    Wütend stieg er aus, knallte die Wagentüre zu und rannte zum Imbißraum.
    Mitten in dem kleinen Lokal blieb er stehen und sah sich suchend um. Ein Mann in einem hellen Kamelhaarmantel, schwarzhaarig und ungefähr dreißig Jahre alt …
    Hinter seinem Rücken blickte einer der Männer durch die Fensterscheibe auf die Straße hinaus. Er sah den roten Sportwagen und stieß seinen Nachbarn mit dem Fuß an.
    »Suchen Sie jemanden?« fragte der Wirt.
    »Ja«, sagte Jürgen, »meine Bekannte wollte hier eine Kleinigkeit essen.«
    Das Gesicht des Wirts verriet nichts, als er achselzuckend antwortete: »Ein Mädchen war hier, sie ist eben durch diese Türe weggegangen.«
    Jürgen wollte sich nach der zweiten Türe umdrehen. Aber dazu kam er nicht mehr. Männerhände packten ihn, bogen ihm die Arme nach hinten und schoben ihn an die Wand. Einer gab ihm einen Fußtritt, ein anderer schlug ihm die Faust ins Gesicht.
    »Dich haben wir, du Dreckskerl.«
    Jürgen hörte den Wirt aufgeregt mit der Polizei telefonieren.
    »Ja, ganz richtig. Jürgen Siebert. Wir haben ihn festgenommen. Nicht auslassen, na, darauf können Sie sich verlassen, Herr Wachtmeister.«
    Wieder landete eine Faust in seinem Gesicht. »Du bist Siebert, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte er.
    »Laß ihn jetzt in Ruhe«, warnte der Wirt, »die Polizei wird gleich da sein.«
    Der Mann, der ihn
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