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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte
Autoren: Heinz G. Konsalik
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möglich aus. Gehen Sie einfach auf den Wagen zu und tun Sie so, als hätten Sie sich verirrt. Lassen Sie sich etwas einfallen, für die beiden sind Sie ein Fremder, ich kann Ihnen diese Sache nicht abnehmen, denn Siebert kennt mich. Er weiß, daß ich ein Detektiv bin.«
    Haller stoppte. Sein Gesicht drückte Entschlossenheit aus. »Wozu noch das Theater, Karsch? Ich werde ihn beim Kragen packen und ihn schon dazu bringen, daß er redet.«
    Karsch packte ihn am Arm. »Nein, Doktor, das werden Sie nicht tun. Das wäre ein unverzeihlicher Fehler. Er kann Sie auslachen, verstehen Sie, denn wir haben nichts als einen Verdacht. Bitte, denken Sie daran.«
    Nichts als einen Verdacht, dachte Haller grimmig. Für mich ist es längst Gewißheit. Und ich werde jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Siebert, werde ich sagen, das Spiel ist aus. Ich will wissen, wo Janine ist.
    Nein, er wird mich nicht auslachen. Die Erinnerung an das Grab, auf dessen Stein der falsche Namen steht, wird genügen, daß ihm das Lachen vergeht.
    Haller knallte die Tür zu, drückte sich an stachligen Zweigen entlang, ging zwischen den Kühlern durch und schob sich von der Seite an den Wagen ran. Und erst in diesem Augenblick entdeckte er, daß nur eine Person im Wagen saß.
    Gaby Westphal war allein. Und sie schien keine Angst zu haben, denn sie kurbelte langsam das Seitenfenster herunter und fragte gelassen: »Wollen Sie mit Ihrem Auto eine Klettertour machen, oder wo wollen Sie sonst hin?«
    Verblüfft starrte er sie an. Erschrocken wirkte sie auf keinen Fall. Ihre grünen Augen musterten ihn eher neugierig, fast mit einer Spur Koketterie. Trotzdem konnte sie ihn nicht ganz täuschen. Er glaubte auch einen lauernden Blick zu sehen. Etwas in ihrem Gesicht warnte ihn, flößte ihm Unbehagen ein.
    Zum Glück erinnerte er sich an den Namen des Dorfes, wo ihnen der Bauer auf die richtige Spur geholfen hatte. »Ich bin Arzt«, sagte er, »ein dringender Fall in Unterrain, ist das der richtige Weg?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind eine Straße zu früh abgebogen. Hier kommen Sie nicht weiter. Sie müssen zurück bis zur Bundesstraße, ungefähr nach hundert Metern zweigt dann der Weg nach Unterrain ab.«
    »Danke, Fräulein.«
    »Umkehren wird nicht gehen, Herr Doktor«, rief sie ihm noch nach, »Sie müssen rückwärts fahren.«
    Haller stieg ein. Während er den Wagen zurückrollen ließ, was ein ziemlich halsbrecherisches Unternehmen war, fragte er Karsch: »Siebert ist nicht im Wagen, was halten Sie davon?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, es beruhigt mich nicht gerade.«
    »Mich auch nicht.«
    »Sie kommt uns nach«, stellte Karsch fest.
    Aber dann sahen sie, daß der Wagen an der Einmündung zur Landstraße stehenblieb. Gaby Westphal stieg nicht aus.
    »Sie wartet auf jemanden.«
    Haller fuhr noch ein Stück weiter, bis eine Gruppe von Bäumen sie vor jeder Sicht schützte. Er bremste und hielt an.
    »Was mich betrifft, ich habe das Warten satt. Wir lassen das Auto hier stehen und gehen zu Fuß hinauf. Wir werden uns das Jagdhaus und diesen Herrn Siebert ansehen.«
    Als Jürgen im Begriffe war, den Mantel über Janine zu werfen, als er im Begriffe war, wieder an den Tod zu glauben, da kam das Allerschlimmste.
    Er sah die Tränen in ihren Augen. Er sah sie in das Gesicht rollen. Wenn eine zerrann, kam eine neue. Er tastete mit seinen Händen danach, und er spürte die Feuchtigkeit.
    Da wich er zurück, von tausend Furien gejagt, vom Tod verhöhnt, von Geisterhänden berührt.
    Er war unfähig, aufzustehen. Seine Beine trugen ihn nicht mehr. Auf allen vieren kroch er zur Türe, er schlug sich den Kopf an, spürte warmes Blut, das ihm über die Wange lief.
    Aber Blut war nichts gegen Tränen. An seinen Fingerspitzen brannten ihre Tränen. Alles konnte man ihm einreden, alles, nur nicht, daß eine Tote weinen kann.
    Als er endlich das Freie erreicht hatte und sich aufrichten wollte, stolperte er und fiel mit dem Gesicht auf die nasse, klebrige Erde. Und wenn er eine Pistole in der Tasche gehabt hätte, dann hätte er sich jetzt erschossen. Und wenn er einen Strick gewußt hätte, dann hätte er sich jetzt aufgehängt.
    Ein Schluchzen schüttelte ihn. Erst danach wurde er ruhiger. Und mit der Ruhe kehrte ein Rest von Lebenswillen zurück. Der ärmliche Wunsch, doch noch weiterzuleben.
    Er stand auf, wischte sich die Blutspur aus dem Gesicht, schüttelte sich den Schmutz vom Mantel. Den Mut, noch einmal ins Haus zu gehen, hatte er nicht. Aber die Tür
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