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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich
Autoren: Sandra Scoppettone
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für ihn
allein zu schwer gewesen.«
    »Stimmt.«
    Die Depression breitet ihre Arme aus
wie Schiwa. Stop. »Na schön, wenn er das Zeug nicht allein tragen kann, dann
sind noch andere daran beteiligt.«
    »Und wir sind wieder beim großen
Fahrchip-Kartell?« fragt Kip skeptisch.
    »Du meinst, die Ladenbesitzer?«
    »Ja.« Wir sehen einander an.
    »Tja, warum nicht?« frage ich kläglich.
    »Aber was ist mit Arlenes
Beschreibung?«
    »Scheiße. Vergiß die Ladenbesitzer. Wie
ich schon sagte, die Beschreibung ist mir nicht völlig neu. Er kommt mir
irgendwie bekannt vor, aber ich kann ihn nicht einordnen.«
    »Was ist mit einer Verkleidung, einer
Perücke?«
    »Dann hätte Meg nicht die Tür geöffnet.
Ach, ich weiß nicht, bei der Beschreibung waren ja eigentlich keine besonderen
Merkmale dabei...«
    Aber doch!
    »Was ist?«
    »Mann, war ich blöd.« Mein
Detektivinnenherz gibt sich selbst eine Ohrfeige.
    »Erzähl«, fordert sie mich auf.
    Und ich tu’s.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     Als ich im Begriff bin, das Haus zu verlassen, treffe ich auf
William, der die Stufen hinunterkommt, einen Koffer in der Hand.
    »Lauren, ich wollte gerade zu dir.«
    Ich bin mißtrauisch, als sei er ein
Fremder, der mir etwas tun könnte.
    »Ich wollte mich entschuldigen.«
    Ich nicke, nehme die Entschuldigung
widerstrebend an. »Wo fährst du hin?«
    »Rick hat gestern abend angerufen. Ich
gehe nach Kalifornien.«
    »Verstehe.« Ich will schon fragen, was
er gegen sein Drogenproblem unternehmen will, halte jedoch den Mund. »Also
gehst du weg.«
    »Das mußt du nicht so sagen.«
    »Wie muß ich es nicht sagen?«
    »Na ja, es klingt so persönlich, als
machten wir Schluß oder so.«
    Komisch, ich habe das Gefühl, als
hätten wir das bereits getan. Die wunde Stelle in meinem Innern muß erst
verheilen. »Ich nehme an, du hast es Cecchi gesagt.«
    »Es Cecchi gesagt? Wieso sollte ich es
ihm sagen?«
    »Hat er dich nicht darauf hingewiesen,
daß du die Stadt nicht verlassen sollst?«
    »O nein. Das hatte ich ganz vergessen.«
Er schaut auf seine Uhr. »Ich darf mein Flugzeug nicht verpassen. Ich werd ihn
vom Flugplatz aus anrufen.«
    »Das dürfte ihm nicht gefallen.«
    »Ich kann nichts dran ändern. Ich muß
gehen.« Er beugt sich hinunter, um mir einen Kuß zu geben, aber ich wende mich
ab. »Na großartig. Was ist, wenn mein Flugzeug abstürzt? Wie wird dir dann
zumute sein?«
    »William, du kannst nicht so mit mir
umgehen und dann erwarten, daß eine Entschuldigung die ganze Sache wieder
auslöscht, es einfach ungeschehen macht.«
    »Ich war völlig stoned«, sagt er.
    »Ich weiß. Das ist keine
Entschuldigung.«
    »Soll ich dir mal was sagen, Lauren? Du
bist in letzter Zeit verdammt hart geworden. Ich muß gehen.« Er öffnet die
Haustür.
    »Noch eins. Wo bewahrte Meg ihren
Koksvorrat auf?«
    »Du meinst, im Laden?«
    »Ja.«
    »Sie hatte ein geheimes Versteck.«
    Ich überwinde vorübergehend meine
Verletztheit.
    »Wo?«
    »Es ist hinter dem Tresen an der Wand,
in der Schmuckvitrine. Drinnen ist ein Knopf unter einem Ringkästchen... man
muß wissen, daß er da ist, denn man kann ihn nur sehen, wenn man das Kästchen
bewegt. Wie dem auch sei, drück auf den Knopf, dann öffnet sich an einer Stelle
die Wand.«
    »Wer wußte davon?«
    »Ich habe keine Ahnung, Lauren.
Vermutlich jeder, der mit ihr kokste. Ich muß jetzt wirklich los, Lauren.«
    »Auf Wiedersehen«, sage ich kalt.
    Er bekommt den Tonfall mit.
    »Ach, reg dich ab.« Damit ist er
verschwunden.
    Ich kann mich nicht erinnern, daß
William jemals weggefahren wäre, ohne daß ich wußte, wann er wieder zurücksein
wollte. Diesmal ist es ein ganz anderer Abschied. Ich weiß nicht, wann ich ihn wiedersehen
werde, in welchem Zustand er dann sein wird oder was ich für ihn empfinden
werde. Im Moment tut es nur weh. Ich trete gerade noch rechtzeitig aus dem
Haus, um ihn in ein Taxi einsteigen und wegfahren zu sehen. Ich verbanne ihn
aus meinen Gedanken und gehe zu meinem Büro.
    Ich rufe Cecchi an. Ich habe Glück, er
ist da.
    »Ich glaube, ich weiß, wo sich die
Mordwaffe aus dem Harbaugh-Fall befindet.«
    »Wo?«
    »Kannst du mich gleich in Megs Laden
treffen?«
    »Gib mir zehn Minuten.«
    »Einverstanden.«
    Ich lasse mir Zeit, als ich die
Greenwich hinuntergehe. So vieles hat sich verändert, verändert sich noch.
Angelina’s Restaurant, eine feste Einrichtung, seit ich in New York lebe, ist
verschwunden. Jean’s Patio, das später in Arthur’s umgewandelt
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