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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich
Autoren: Sandra Scoppettone
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davon, wenn wir ihm
Hilfe besorgen?«
    »Hmmm. Ich schätze, das könnten wir
tun, wenn Rick nach Hause kommt und William sich dann noch nicht wieder im
Griff hat.«
    »Was ist, wenn Rick nicht mehr nach
Hause kommt?«
    Kip überlegt. »Warten wir’s ab. Ich
habe in fünf Minuten den nächsten Klienten.«
    »Hör zu, Kip, ich brauche deine Hilfe.
Ich weiß jetzt, was Meg getan hat, und ich erzähl’s dir später. Wenn die Person
einverstanden ist, könntest du dann die Augenzeugin hypnotisieren und dazu
bringen, daß sie sich deutlicher an den Mann erinnert, den sie an jenem Abend
aus Megs Laden wegrennen sah?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Wann?«
    »Meinen letzten Termin habe ich um
sieben... also nach acht?«
    »Gut.«
    »Geht’s dir wieder einigermaßen?«
    »Ja. Danke.«
    Wir stehen beide auf, legen die Arme
umeinander.
    »Ich habe das Gefühl, daß alle mich verlassen«,
sage ich.
    »Ich weiß. Aber ich tu’s nicht.«
    Wir küssen uns, der Summer ertönt, und
Kip ist weg. Ich setze mich wieder. Ich muß William vorerst aus meinem Kopf
verbannen und mich auf den Fall konzentrieren.
    Ich bin sicher, daß einer der
Ladenbesitzer Meg getötet hat, weil sie im Begriff war, den Fahrchipbetrug
aufzudecken. Aber wer? Peter ist draußen. Demnach verbleiben noch Paul Steele,
Jed Langevin, Jim und Sally Darling und Winx Daignault. Arlene sagte, sie habe
einen Mann gesehen, aber man kann nie wissen. Dennoch, wenn ich Arlene
Glauben schenke, muß ich auch Sally ausschließen. Das macht noch vier
Verdächtige. Was mich durcheinanderbringt, ist der Mord an Fingers Faye. Wieso
sollte einer der Ladenbesitzer ihn töten wollen?
    Doch wenn ich Arlene Kornbluth dazu
bewegen kann, einer Hypnose zuzustimmen, werde ich die Sache wohl knacken
können.
     
    Es ist mir tatsächlich gelungen, Arlene
zu überreden. Allerdings will sie sich nur hypnotisieren lassen, wenn sie ihre
Liebste, Jane, mitbringen darf. Also sitzen wir vier in Kips Büro.
    Jane ist Anfang Vierzig, sie hat kurzes
braunes Haar, eine metallgefaßte Brille und ein angenehmes Gesicht. Sie trägt
Jeans, ein orangenes T-Shirt und weiße Nike Airs mit einem pinkfarbenen
Streifen.
    Sie und ich sitzen nebeneinander auf
dem Sofa, Arlene und Kip sitzen einander gegenüber.
    »Versuchen Sie, sich zu entspannen«,
beginnt Kip.
    Arlene nickt. Sie ist extrem nervös.
Mit den Fingern trommelt sie auf ihren Oberschenkeln.
    »Denken Sie an einen Ort, an dem Sie
sich wohl fühlen. Einen Ort, der friedlich, entspannend auf Sie wirkt. Sie
brauchen mir nicht zu sagen, welcher es ist, aber sagen Sie mir Bescheid,
sobald Ihnen etwas eingefallen ist.«
    Stille.
    Von Jane geht Nervosität aus wie diese
Stromstöße in Cartoons.
    Arlene sagt: »Okay, ich habe einen.«
    »Gut. Da ist eine lange Marmortreppe,
die zu ihrem Ort hinunterführt. Sehen Sie sie?«
    »Ja.«
    »Längsseits verläuft ein Geländer.«
    »Eiche«, sagt Arlene.
    »Ja.« Kip lächelt. »Legen Sie die Hand
auf das Geländer, damit Sie nicht fallen.«
    »Die Stufen sind steil«, sagt Arlene
ängstlich.
    »Packen Sie das Geländer, Ihnen wird
nichts geschehen. Haben Sie’s?«
    »Ja.«
    »Gut. Nun gehen Sie die Stufen
hinunter.«
    »Ich weiß nicht...«
    »Vertrauen Sie mir, Arlene. Ihnen
geschieht nichts. Vertrauen Sie mir?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Machen Sie den ersten Schritt.«
    Stille.
    Arlenes Augen sind geschlossen, ihre
Finger haben aufgehört zu trommeln.
    »Weiter«, ermuntert Kip sie. »Machen
Sie den ersten Schritt.«
    Arlene holt tief Luft, atmet aus.
»Okay. Ich hab’s getan.«
    »Großartig. Jetzt, ganz vorsichtig,
gehen Sie weiter. Wenn Sie unten angekommen sind, sagen Sie es mir.« Wir warten
sechzehn oder siebzehn Tage.
    »Ich bin jetzt unten.«
    »Wunderbar. Schauen Sie sich um. Sehen
Sie die Tür?«
    »O ja. Sie ist auch aus Eiche.«
    »Ja«, sagt Kip, weil die Tür, wie alles
andere auch, so sein darf, wie auch immer die betreffende Person es wünscht.
»Offnen Sie sie.«
    »In Ordnung.«
    »Wenn Sie es getan haben, gehen Sie
hinein und suchen Sie sich einen Platz, wo Sie sich hinsetzen können. Sagen Sie
mir, wenn Sie soweit sind.«
    Ich werfe einen Blick auf Jane, die
nach wie vor bestürzt wirkt. Ich tippe ihr auf die Schulter, bedeute ihr stumm,
daß kein Grund zur Sorge besteht. Sie preßt die Lippen aufeinander und tut so,
als glaube sie mir.
    Arlene sagt Kip, daß sie einen
gemütlichen Platz zum Sitzen gefunden hat.
    »Lassen Sie die Gedanken schweifen.
Schauen Sie sich Ihre Umgebung
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