Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich
Autoren: Sandra Scoppettone
Vom Netzwerk:
auf mich. Mensch, was für
eine unheimliche Sache. Ich würde schwören, daß es eine echte Kanone war, wenn
ich es nicht besser wüßte.«
    »Armer William«, sagt Kip, nimmt seine
Hand.
    »Und dann?« ermuntere ich ihn.
    »Na ja, er sagt, ich soll die Hände
hochnehmen und mich nicht rühren. Das habe ich getan.«
    »Gut«, sage ich.
    »Sagt, Megan soll die Kasse leermachen...
sie müssen kurz vor mir reingekommen sein, denn bis dahin war noch nichts
gelaufen. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß ein
Überfall so entsetzlich sein kann. In Wahrheit habe ich eigentlich noch nie
richtig darüber nachgedacht. Wer tut das schon? Das passiert doch immer nur den
anderen.«
    Ich nicke, weil mir einfällt, wie oft
ich das schon aus dem Munde von Klienten gehört habe.
    »Jedenfalls, als sie beide Megan
ansahen... ich habe keine Ahnung, warum ich das getan habe... riß ich die Tür
auf und rannte los, rannte wie der Teufel.«
    »Du hast einem Mann mit einer Kanone
den Rücken zugewandt?« frage ich erstaunt.
    »Ja. Kann ich auch nicht erklären. Ich
weiß, es war riskant, aber es kam mir riskanter vor, dazubleiben.«
    »Was passierte dann?« fragt Kip.
    »Ich rannte die Greenwich runter zu den
Telefonzellen auf der Sixth und rief die Polizei an. Als sie schließlich dort
ankamen, waren die Einbrecher weg.«
    »Räuber«, berichtige ich.
    Sowohl Kip als auch William sehen mich
an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    »Einbrecher dringen in Häuser ein«,
erkläre ich. »Räuber überfallen Leute und Geschäfte. Bewaffneter Raubüberfall,
das war’s.«
    »Warst du früher mal ein Rätselfreak?«
sagt Kip.
    »Die Leute werfen diese beiden Dinge
immer durcheinander«, antworte ich lahm.
    William sagt: »Scheint nicht der
passende Zeitpunkt für eine Lektion in Grammatik zu sein, Lauren... und sag
jetzt nicht, daß es nicht um Grammatik geht.«
    Ich bin angemessen ernüchtert.
    »Haben die Diebe etwas mitgehen
lassen?« fragt Kip und schaut mich unter langen Wimpern hervor an.
    »Nein. Als ich wegrannte, haben sie das
Weite gesucht.«
    »Und Megan?« frage ich und fürchte mich
vor der Antwort.
    »Erledigt. Ich meine, sie ist völlig
fertig. Wer wäre das nicht?«
    »Du«, sagt Kip.
    Er lacht sein tiefes Baßlachen, und ein
Funkeln kehrt in seine Augen zurück, wie der Schweif eines Feuerwerkskörpers.
William setzt sich auf, krümmt den Rücken, dehnt seine Finger, streckt die
Beine aus und mustert uns. »Habe ich euch geweckt? Wie spät ist es?«
    »Es ist ungefähr halb zehn«, sagt Kip
und will den Anschein wecken, als sei das mitten in der Nacht, was allerdings
mißglückt. Wir schauen uns an, als uns einfällt, warum wir im Bett waren, warum
wir eingeschlafen sind.
    »Oh«, sagt William, der plötzlich
begreift. »Tut mir leid.«
    »Nein, ist schon gut. Ehrlich.« Kip und
ich sind leicht verlegen und bestrebt, dieses Thema fallenzulassen. Wenn wir
unsere Beziehung auch vor niemandem verstecken, so legen wir andererseits doch
keinen Wert darauf, die Einzelheiten unseres Sexuallebens mit anderen zu
teilen. Und das würde William auch gar nicht wollen.
    »Und wo ist Rick?« fragt Kip.
    »Er arbeitet mit Susan an einem
Skript.«
    Rick ist Autor von Sitcoms. Susan schreibt
Drehbücher, mit gelegentlichen Ausflügen in die Welt der Lachkonserven, und ist
eine weitere enge Freundin. Sie, ihr Mann Stan und Kip und ich verbringen oft
den Abend zusammen. »Soll ich ihn anrufen?« frage ich.
    William antwortet nicht, spielt an seinem
Schnäuzer.
    »Es ist völlig normal, wenn du ihn
jetzt brauchst«, erklärt Kip.
    Daß Kip, eine Therapeutin, dies sagt,
scheint William zu beruhigen. »Ja, ruf ihn an.«
    Während ich Susans Nummer eintippe,
frage ich mich, wieso Meg sich nicht gemeldet hat, und beschließe, sie nach
diesem Telefonat anzurufen.
    »Hey, es ist Lobes Laurano,
Privatschnüffler«, sagt Susan. Manchmal nennt sie mich Lobes und ich nenne sie
Tony, und wir reden miteinander wie Gangster. Ich weiß auch nicht, wieso. Wir
tun’s eben. Aber heute abend kann ich nicht spielen, ich frage nach Rick.
    »Warum sprichst du so leise? Jemand
gestorben? Huch, so was frage ich Lobes lieber nicht. Im Ernst, ist was
passiert?«
    Ich erzähl’s ihr. Sie sagt, sie will es
Rick ausrichten. Kaum habe ich aufgelegt, läutet das Telefon. »Was ist?« frage
ich, weil ich denke, es sei Susan.
    Sie ist es nicht. Es ist Peter Cecchi,
mein Freund bei der Polizei. »Lauren«, sagt er auf eine Art, an der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher