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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich
Autoren: Sandra Scoppettone
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Du
mußt dir einen Job besorgen, und du mußt unter Leute gehen.«
    »Ich kenne keine Leute«, sagte ich. Ich
meinte natürlich Homosexuelle, weil Lois und ich aus Angst, unseren Job zu
verlieren, mit niemandem verkehrt hatten.
    »Tja, ich aber.«
    Sie machte mich mit einigen
Lesbierinnen bekannt, und durch sie traf ich auch Jenny und Jill, denen der
Three Lives-Buchladen gehört. Wir wurden gute Freundinnen, und schließlich
stellten sie mich Kip vor. Ich dachte immer, wenn Meg nicht gewesen wäre, hätte
ich Kip nie getroffen, und vermutlich ist es auch so.
    Andererseits habe ich auch das Meine
getan, um Meg dabei zu helfen, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Als sie aus dem
Lehrerberuf aussteigen wollte, stärkte ich ihr den Rücken, und ich hatte ihr
über drei Ehemänner hinweggeholfen (der erste, David Schmutzer, züchtete
Frettchen, war vierzig Jahre älter als sie, und die Ehe hielt ganze sechs
Wochen, dann wurde sie annulliert) und über zahlreiche Liebhaber. Als sie zu
lernen beschloß, wie man Schmuck macht, stritt ich an ihrer Stelle mit Nick
Benning, ihrem zweiten Ehemann, der dachte, es sei eine blöde Idee und sie
hätte genug mit dem Aufziehen von zwei Kindern zu tun.
    Als sie ihn verließ und davon sprach,
ihren eigenen Laden aufzumachen, ermutigte ich sie und lieh ihr sogar etwas
Geld. Der Laden wurde ein Erfolg; Meg konnte mir die Starthilfe schon bald
wieder zurückzahlen.
    Ihr dritter Ehemann, Ray Davies, war
bedeutend jünger als Meg, und sie empfand wahre Leidenschaft für ihn. Es nahm
ein schlimmes Ende. Davies hatte eine Affäre mit einer Frau in seinem Alter,
doch Meg wollte nie darüber reden, was für sie ganz ungewöhnlich war.
    Und während der Jahre, als Blythe, ihre
Tochter, Meg behandelte, als sei sie unter aller Kritik, jemand, dem man um
jeden Preis aus dem Weg gehen müsse, hörte ich zu, zeigte Mitgefühl und sagte
den beiden für die Zukunft ein freundschaftliches Verhältnis voraus, was
schließlich auch eintraf.
    Als ihr Sohn, Sasha, kokainabhängig
wurde, wies ich sie auf ein Therapieprogramm hin und unterstützte sie in ihrem
Entschluß, ihn nicht zu sehen, bis er clean sei.
    Und in jüngster Zeit hatte ich den
Geschichten über ihren Neuen gelauscht. Aber diesmal war es anders, weil sie
sehr geheimnisvoll um ihren derzeitigen Liebhaber tat. Sie nannte ihn Thema Nr.
1 und weigerte sich standhaft, uns miteinander bekannt zu machen. Ich konnte es
mir nur so erklären, daß er verheiratet war; schließlich wußte Meg, wie ich zu
Frauen stand, die etwas mit verheirateten Männern hatten. Sie erzählte mir dann
auch, daß es nicht allzugut lief.
    »Ich weiß nicht, Laur«, hatte sie das
letzte Mal, als ich sie sah, gesagt, »manchmal denke ich, du hast es schon
richtig gemacht. Ich liebe Frauen, wirklich, aber ich kann einfach nicht mit ihnen
schlafen.« Und dann lachte sie dieses volle, herzhafte Lachen, bei dem ich
immer mitlächeln mußte. Ich wußte nicht, daß ich es nie wieder hören würde.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     Als ich den Hörer auflege und Kip und William mitteile, daß Megan
ermordet wurde, nimmt Kip mich in die Arme. Ich möchte weinen, kann es aber
nicht.
    »O Lauren«, flüstert Kip. Megan ist
auch Kips Freundin gewesen, aber nicht so lange Zeit. Dennoch weiß ich, daß es
auch für sie ein schwerer Verlust ist.
    »Ich kann es nicht glauben«, sage ich.
Ich kann’s wirklich nicht. Mein Gehirn läßt nicht zu, daß ich die Information
verarbeite, die Wahrheit. Ich weigere mich, als hätte ich die Wahl.
    William reißt sich zusammen und legt
seine langen Arme um uns beide. Er ist ebenfalls ein Freund von Meg. »Oh mein
Gott, sie müssen zurückgekommen sein.«
    Er meint die Räuber. Es ist möglich,
aber irgend etwas läßt mich daran zweifeln. Andererseits wäre es ein irrer
Zufall, wenn es jemand anders war. Warum habe ich Gecchi nicht danach gefragt?
Und was zum Teufel spielt es für eine Rolle? Tot ist tot, ganz gleich, wer
dafür verantwortlich war.
    Tot, Mord, getötet, Tod. Die Worte rasen durch meinen Kopf wie
Wesen aus einer fremden Welt. Ich kann die Verbindung zu Meg nicht herstellen.
Es gab zu viele Todesfälle in zu kurzer Zeit. Es ist, als hätte mein Gehirn
Überlast. Plötzlich spüre ich, daß ich mich wie mein Vater verhalte. Ich mache
dies zu meiner Tragödie, nicht zu Megs. Mein Herz pocht so stark, daß mir ganz
übel wird. Wer wird es Sasha und Blythe sagen?
    Ich frage Kip.
    »Vermutlich die Polizei«, sagt sie.
    »Wir müssen
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