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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich
Autoren: Sandra Scoppettone
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nicht bloß. Ich
meine, das taten sie natürlich, aber es ging um mehr. Jed Langevin leitet es.
Weißt du noch die Fahrchipdiebstähle im letzten Jahr?«
    Ich entsinne mich, eine Zahl von
ungefähr sechzig Fällen allein in den letzten sechs Monaten gelesen zu haben.
Und es gab auch Todesopfer. Morde an Angestellten aus dem Fahrchipverkauf.
    Blythe fährt fort. »Langevin hat eine
Bande von Dieben, die für ihn arbeiten. Eigentlich noch Kinder. Sie haben die
Schalter ausgeraubt, und er hat ihnen fünfundzwanzig Cents pro Fahrchip
gezahlt. Anschließend verkaufte er sie für fünfzig an die Inhaber von den
anderen Geschäften. Und die haben sie für fünfundsiebzig über den Ladentisch
gehen lassen. Mom nicht. Sie hat ausschließlich gelagert. Zuviele Angestellte.
Sie verkaufte an eine Bande.«
    »Faye, Malcolm und Margolis?«
    »Ja. Ich weiß nicht, warum sie getötet
wurden.«
    Ich glaube, ich weiß es aber.
    Blythe erzählt weiter. »Im Juli wurde
dieser Angestellte umgebracht und Mom hatte Gewissensbisse.«
    »Also wollte sie aussteigen?«
    »Damals fing sie an zu murren. Aber
Langevin schwor, es sei keiner seiner Jungs gewesen. Wer weiß das schon? Dann,
als sie herausfand, daß das Geld von den Fahrchips ins Drogengeschäft ging, gab
das den Ausschlag. Ich nehme an, wegen Sasha.«
    »Was wollte Meg tun?«
    »Sie wollte, daß alle aufhören.
Langevin sagte ihr, wenn sie nicht mehr lagern wolle, brauche sie es nicht zu
tun, aber das reichte ihr nicht. Sie sagte, alle sollten aus dem Betrug
aussteigen, sie müsse verrückt gewesen sein, als sie sich darauf einließ. Mord
und Drogen waren ihres Erachtens in dem Plan ursprünglich nicht vorgesehen.«
    Ich staune über Megs Naivität. »Als ihr
das Projekt vorgeschlagen wurde, was glaubte sie, woher die Fahrchips kommen
würden?«
    Blythe zuckt mit den Schultern. »Ich
denke nicht, daß sie darüber nachgedacht hat.«
    Es ist die alte, abgedroschene
Geschichte. Diese intelligente Frau sah nur, was sie sehen wollte, damit sie
nicht die Mittel gutheißen mußte, durch die der Zweck erreicht wurde. Geld für
ihre Tochter... Geld für ihren Liebhaber.
    »Und sie hat es für dich getan«, sage
ich.
    »Nicht ausschließlich. Machen wir sie
nicht zu einer Heiligen, ja? Sie hat auch Geld für sich ausgegeben.«
    Das tat sie eindeutig. »Der Krach fand
statt, als sie sich weigerte, weiter mitzumachen?«
    »Ja.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Du meinst, ob sie ihr drohten, falls
sie auspacken sollte? Ja, alle.«
    »Ist dir nie der Gedanke gekommen, daß
einer von ihnen sie getötet haben könnte?«
    »Natürlich.«
    »Aber du hieltest es nicht für so
wichtig, es der Polizei oder mir mitzuteilen?«
    »Mir wurde gesagt...«
    Ich nicke. Natürlich. Sie wurde selbst
auch bedroht.
    »Ist das alles?«
    »Ist was alles?«
    »Ist das alles, was du weißt?«
    Sie überlegt. »Ja. Sicher. Was sollte
sonst noch sein?«
    »Du gehst weg, einfach so.« Ich
schnippe mit den Fingern, ein hübsches, kräftiges Geräusch. »Es kümmert dich
nicht, wer deine Mutter umgebracht hat?«
    »Versuch nicht, mir Schuldgefühle zu
machen, Lauren. Ob ich bleibe oder nicht, ist doch völlig egal. Meine
Anwesenheit hilft bestimmt nicht, den Mörder zu fassen.«
    »Doch, das könnte sie.«
    Sie wirft mir einen eisigen Blick zu.
    »Du bist Zeugin für die Drohungen, die
sie von den anderen erhielt.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Doch, ich glaube, ich verstehe es sehr
wohl. Einer von ihnen hat dich ebenfalls bedroht.«
    Blythe nickt, fast unmerklich.
    »Gehst du allein nach Paris?« frage
ich.
    »Wieso?«
    »Neugier.«
    »Oh, klar, richtig. Neugier.« Sie
lacht, und es klingt wie eine Beleidigung.
    »Jason Lightbourne geht mit dir, nicht
wahr?«
    »Wie hast du... du machst mich krank,
Lauren.«
    Ich spare es mir, ihr zu sagen, wie
krank sie mich macht. »Seine Frau weiß Bescheid?«
    »Hör zu, ich bin nicht die erste Frau
auf der Welt, die mit einem verheirateten Mann weggeht.«
    »Und es ist auch nicht das erste Mal,
daß du eine Affäre mit einem verheirateten Mann hast. Aber du könntest die
erste Frau sein, die mit dem Mann weggeht, der ihre Mutter getötet hat.«
    Ihr Gesicht verzerrt sich, als müßte
sie gegen einen Sturm ankämpfen.
    »Lightbourne hat Meg getötet. Aber das
wußtest du, nicht wahr?«
    »Nein. Und ich glaube dir nicht.« Sie
packt die Rückenlehne eines Sessels, als müsse sie sich festhalten. »Das ist
doch lächerlich. Wieso sollte Jason Mom töten?«
    »Wie lange hast du ihm
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