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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)
Autoren: Brigitte Kanitz
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Wärme spüren konnte.
    Beruhigend.
    Aufregend.
    Er blieb bei mir, als ich zum anderen Tischende ging. Zu Sissi, Pamela, Anke und Karl.
    Eine explosive Mischung, hätte man meinen können.
    Irrtum.
    Ich trat näher und sah, was sie machten.
    »Mau, mau!«, verkündete Sissi laut und strahlte.
    Die anderen warfen ihre Karten auf den Tisch. Karl schenkte ihr ein Glas Köm ein.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Nele!« Sissi sprang auf, geriet leicht ins Schwanken, fing sich wieder. »Wo bist du denn abgeblieben?« Sie musste irgendwann am Nachmittag eine Trinkpause eingelegt haben, sonst wäre sie jetzt volltrunken und nicht bloß angedudelt gewesen.
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ich schaute von ihr zu Karl und wieder zurück.
    Sissis Blick wanderte zwischen Paul und mir hin und her.
    »Doch kein zünftiger Heidjer?«, fragte ich leise.
    Sie grinste und schüttelte dabei den Kopf. »Ich glaube, dafür bin ich nicht geschaffen.«
    Die ganze Wahrheit war das sicher nicht. Karl war kein Mann für ein schnelles Abenteuer. Ich bemerkte, dass Anke sehr dicht bei ihm saß und dass sein Arm wie zufällig auf der Rückenlehne ihres Stuhls lag.
    Die unauffällige Anke. Nicht Sexbombe Pamela.
    Ich lächelte. Das passte zu Karl. Nach der kurzen Gefühlsverwirrung mit mir suchte er nun eine ruhige Frau, mit der er eine Familie gründen konnte.
    Ich wünschte ihm alles Glück der Welt. Er fing mein Lächeln auf und gab es zurück, woraufhin Paul prompt die Stirn runzelte.
    »Und du?«, flüsterte Sissi.
    Etwas in meinem Blick musste sie stutzig gemacht haben. »Kein Happy End mit deinem Retter mit den kuscheligen Augen?«
    Ich konnte nur hilflos die Schultern heben. Später, oder besser morgen, würde ich ihr alles erzählen.
    »Findest du allein nach Hause?«
    »Klar.«
    »Wir wollen alle noch zu Otto«, verkündete Pamela. »Später bringen wir Sissi dann heim.«
    Ich verabschiedete mich von meinen Freunden und ging mit Paul nach draußen.
    »Und jetzt?«, fragte er mit einer Zärtlichkeit in der Stimme, die kleine Schauer über meinen Rücken schickte.
    »Du kannst bei uns schlafen«, sagte ich und lief dunkelrot an. »Ich meine … die Gästezimmer stehen ja leer und …«
    Paul schmunzelte. »Ich habe dich schon richtig verstanden. Ich fürchte, ich bin heute sowieso zu nichts mehr zu gebrauchen.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Wir lachten beide befreit auf, dann machten wir uns Hand in Hand auf den Weg zum Lüttjenshof.
    Und ich hätte so glücklich sein können, wäre da nicht dieser verdammte Brief in meiner Tasche gewesen.

28.
    Auch Störche können irren,,
    Während ich für Paul in einem der Gästezimmer das Bett bezog, stand er am Fenster und sah mir dabei zu.
    Der Moment der Wahrheit war gekommen. Ich zog ihn so lange wie möglich hinaus. Schüttelte das Kissen auf, strich die Decke glatt, führte umständlich all die Handgriffe aus, die ich vor vielen Jahren im Hotel gelernt hatte.
    Als es nichts mehr zu tun gab, richtete ich mich auf.
    »Ich hole dir noch eine Flasche Wasser«, sagte ich und wollte mich an ihm vorbeidrücken.
    Kam nicht weit.
    Paul hielt mich sanft am Handgelenk fest.
    »Was ist los, Nele?« Seine Finger brannten auf meiner Haut.
    »Nichts. Was soll denn sein?« Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen.
    Feigling, Nele!
    »Du wolltest mir im Totengrund etwas sagen, bevor dein Bruder dazukam.«
    Ausflüchte halfen nichts, und für eine diplomatische Einleitung fehlte mir die Kraft. »Ich bin die Tochter eines Verbrechers.«
    Na, das hatte ich ja mal wieder wunderbar hingekriegt.
    Paul wurde blass. Aber er ließ mich nicht los. Jeder andere hätte spätestens in diesem Moment die Flucht vor mir ergriffen.
    Paul war aus anderem Holz.
    »Kann es sein, dass die letzten Tage zu viel für dich waren?«
    »Wenn es nur so wäre! Aber ich bilde mir das nicht ein. Ich habe es schwarz auf weiß.«
    Mit meiner freien Hand fischte ich Opas Brief aus der Tasche und reichte ihn Paul.
    Er nahm das einzelne Blatt aus dem Umschlag, den ich noch festhielt, und faltete es auseinander. Nur mit einer Hand. So als hätte er Angst, alles wäre vorbei, wenn er die Verbindung zu mir unterbrach.
    Dann überflog er die Zeilen, schaute mich fragend an, und als ich nickte, las er laut vor. »Liebe Nele, inzwischen weißt du einiges über unsere Familie, aber da gibt es noch etwas, das du erfahren sollst, und dies kann ich nicht einmal meinem Anwalt anvertrauen. Schweigepflicht hin oder her, es ist eine Nachricht, die nur und
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