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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)
Autoren: Brigitte Kanitz
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anzüglich.
    »Das Drum und Dran könnte schwierig werden«, meldete sich Papa gequält zu Wort. »Da ist bald nichts mehr an mir dran.«
    Mama kicherte wie ein kleines Mädchen und streckte die Hand nach mir aus. »Hilf mir mal hoch, sonst kastriere ich deinen Vater noch.«
    Mir war das ein bisschen peinlich, und ich wollte endlich zum Thema kommen. Zunächst aber gerieten Mama und ich gefährlich ins Schwanken, und es dauerte eine Weile, bis ich sie auf einem Strohballen platziert hatte. Den restlichen Joint warf ich in den Wassereimer.
    Als ich Papa die Hand reichte, winkte der ab. »Lass man, ich bleibe erst mal hier sitzen.«
    War auch sicherer.
    Später würden Jan, Hans-Dieter und Karl ihn mit vereinten Kräften hochhieven und ins Bett bringen, aber das wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    »Was wolltest du uns eigentlich sagen?«, fragte Mama. Sie war nicht annähernd so high wie Papa. Kein Wunder. Sie war’s ja gewohnt.
    Ich setzte mich auf einen zweiten Strohballen und fummelte an den Halmen herum. Plötzlich wusste ich nicht, wie ich anfangen sollte.
    »Ich erbe die Hälfte vom Lüttjenshof.«
    Na also, ging doch.
    Mama wurde blass, Papa rot.
    Diplomatie war nicht so mein Ding.
    »Woher willst du das wissen?«, erkundigte sich Mama. »Das Testament wird doch erst Montag verlesen.«
    »Ich hab vorhin mit Opas Anwalt geredet. Dem ist das so rausgerutscht.«
    »Olaf, was sagst du dazu?«
    Papa schaute lange starr auf seine Fußspitzen. Dann hob er den Blick.
    »Ich finde das wundervoll. Dann kommt Nele heim.«
    Mein Papa kannte mich auch gut.
    »Und wer kriegt die andere Hälfte?«, fragte Mama. »Ernie und Bert? Dem Alten war ja alles zuzutrauen.«
    »Papa und Jan«, informierte ich sie. »Aber ihr dürft noch nichts verraten; ich habe versprochen, bis Montag zu schweigen.«
    »Mutter wird fuchsteufelswild werden«, fürchtete Papa.
    Ich wusste nicht gleich, von wem er redete.
    »Grete?«, fragte Mama nach. »Die soll schön still sein. Die hat auch so ihre Leichen im Keller.«
    »Mama!«
    »Wie meinst du das?«, hakte Papa nach. Er wirkte jetzt schon wieder ziemlich wach.
    Zu wach für meinen Geschmack.
    Mama sah mich nicht an. »Es wird Zeit, dass hier klar Schiff gemacht wird. Olaf, ich muss dir sagen, dass du nicht Gretes Sohn bist.«
    Papa schwieg.
    »Du bist Hermanns und Maries Sohn.«
    Hilflos sah ich von einem zum anderen. Mein armer Papa. Erst verlor er drei Viertel seines Erbes, dann seine Mutter, und dabei saß er auch noch in einer Schubkarre fest.
    Aber Papa reagierte ganz anders als erwartet. Ihm liefen plötzlich die Tränen übers Gesicht.
    »Das … ist wundervoll. Ich hatte schon immer das Gefühl, zwei Mütter zu haben. Jetzt habe ich Gewissheit.«
    Er weinte noch ein bisschen vor sich hin, dann wischte er sich übers Gesicht.
    »Und ihr habt alle davon gewusst?«
    »Ich hab’s erst Dienstag erfahren«, verteidigte ich mich. »Und ich wollte es dir im richtigen Moment sagen.«
    »Wenn ich bekifft bin?«
    »Äh, zum Beispiel.« Dann erzählte ich ihm, was ich von Paul Liebling wusste. Dass Opa Hermann extra nach München gefahren war, um mir dieses eine Familiengeheimnis zu erzählen.
    »Der ist wirklich merkwürdig geworden auf seine alten Tage«, befand Mama. »Nimmt so eine lange Reise auf sich, aber das Wichtigste wollte er Nele nicht verraten.«
    Wir dachten alle drei eine Weile an Opa Hermann, der sich auch im Tod nicht in die Karten schauen lassen wollte. Meiner Meinung nach hatte er genau gewusst, dass eines zum anderen führen würde.
    Tja, er hatte sich mit einem Dominospiel verabschiedet.
    »Wissen Grete und Marie, dass ihr Geheimnis gelüftet ist?«, fragte Papa dann.
    Mama schüttelte den Kopf.
    »Nein«, antwortete ich. »Obwohl Grete vielleicht Verdacht geschöpft hat.«
    »Gut«, sagte Papa. »Sie sollen es auch nicht erfahren. Wozu ihnen Kummer bereiten? Sie haben mich beide wie einen Sohn geliebt. Lassen wir sie in dem Glauben, dass sich nichts ändert.«
    Mama und ich stimmten mit einem Nicken zu.
    Papa lächelte uns dankbar zu. »Und nun sollten wir zurück zum Heidekrug . Wir können unsere Gäste nicht so lange allein lassen.«
    »Könnte schwierig werden für dich«, murmelte Mama, und ich war ganz ihrer Meinung. »Nele, holst du bitte Hilfe, damit wir Olaf ins Haus bringen?«
    »Mach ich.«
    Auf dem Rückweg zum Heidekrug steckte ich die Hände in die Taschen meiner Kostümjacke und fand dabei Opas Brief.
    Ich riss ihn auf und überflog die Zeilen.
    Ich
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