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Im Zeichen des Highlanders

Im Zeichen des Highlanders

Titel: Im Zeichen des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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geschickt getarnte Treppe, bestehend aus den Fässern und mehreren dicken Brettern, die kunstvoll an der Wand des Hauses befestigt waren.
    »Habt Ihr vor, mich einfach hier zurückzulassen?«
    Die belegte Stimme überraschte ihn so sehr, dass er ein wenig taumelte, während er sich erneut nach dem Mädchen umdrehte. »Ich habe eine Verabredung«, flüsterte er in der Hoffnung, durch ihre Antwort ihren Standort ausmachen zu können.
    Ein tiefer Seufzer drang aus dem Efeu, der die Wand zu seiner Linken bedeckte. Als er näher hinschaute, konnte er endlich ihre Gestalt erkennen, die sich eng und ohne jede Bewegung in den Schatten und ins Blattwerk des Hauses drückte. Es war beunruhigend, wie gut sie die Dunkelheit nutzte und wie schnell und lautlos sie es getan hatte. Payton wollte lieber nicht über die Gründe einer Frau nachdenken, solche Kunstgriffe zu erlernen.
    »Dann geht«, erwiderte sie mit ebensolchem Flüstern. »Ich werde hier warten. Genießt Eure Eroberung. Hoffentlich hole ich mir keinen Schüttelfrost.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Natürlich«, fuhr sie fort, »wird mein heftiges, zerstörerisches Husten Eure Schreie verbotener Leidenschaft übertönen. Ich bin immer bereit zu helfen. Soll ich mein schwaches, zitterndes Etwas ihrem Ehemann entgegenwerfen, falls er zurückkommt, um Euch Zeit zur Flucht zu verschaffen?«
    »Ich fange allmählich an zu verstehen, warum Euch Euer Gatte zu ertränken wünschte«, knurrte Payton.
    »Oh nein, das erratet Ihr niemals.«
    »Payton, mein beau chevalier, kommt Ihr?«, rief Lady Fraser.
    »Ich habe hart daran gearbeitet.« Payton sah zum Fenster hoch, wohl wissend, dass er diese Nacht nicht hindurchklettern würde.
    »Ach, das bezweifle ich, obwohl sie sich gerne ziert«, sagte das Mädchen. »Nur zu. Ich werde mich hier zusammenkauern, allerdings glaube ich nicht, dass Ihr mir eine große Hilfe seid, wenn Ihr später wieder da herausklettert. Man sagt, sie sei unersättlich und würde einen Mann ziemlich auswringen.«
    Das hatte Payton noch nicht gehört. Zwar hatte er nicht geglaubt, das er der Erste wäre, der Lady Fraser dazu überredete, ihr Eheversprechen zu brechen, doch ihm war nicht bewusst gewesen, dass sie so bekannt dafür war. Unersättlich klang faszinierend, dachte er sich, seufzte aber. Payton hoffte, dass Lady Fraser nicht allzu gekränkt sein würde, wenn er sich dazu zwang zu gehen, ohne ihre Gunst anzunehmen.
    »Sprecht Ihr mit jemandem, mein tapferes Herz?« Lady Fraser beugte sich ein wenig aus dem Fenster, um sich umzusehen.
    »Nur mit meinem Knappen, meine Süße«, antwortete Payton. »Ich fürchte, ich muss gehen.«
    »Gehen?« Die Stimme von Lady Fraser klang schrill. »Befehlt dem Jungen zu sagen, er habe Euch nicht gefunden.«
    »Ich fürchte, der Knabe ist ein bodenlos schlechter Lügner. Die Wahrheit würde bald allen bekannt sein, und Ihr wollt doch nicht, dass Euer Gatte erfährt, wo der Junge mich gefunden hat, oder?«
    »Nein. Vermutlich kommt Ihr später nicht zurück, oder?«
    »Es bricht mir geradezu das Herz, meine kleine Taube, aber nein. Es könnte Stunden, ja sogar Tage dauern, dieses Problem zu lösen.«
    »Ich verstehe. Nun vielleicht erlaube ich Euch, Wiedergutmachung zu leisten. Vielleicht. Später.«
    Payton schrak zusammen, als sie die Klappläden vor ihrem Fenster zuschlug, dann wandte er sich der schattenhaften Gestalt an der Wand zu. »Lasst uns gehen und Euch trocknen und aufwärmen. Es wäre mir lieb, wenn Ihr so lange im Dunklen bleibt, bis wir außer ihrer Sichtweite sind.«
    Es fiel ihm nicht leicht, aber Payton unterdrückte das Unbehagen, das er empfand, als er sich von Lady Fraser in dem Bewusstsein entfernte, dass das Mädchen bei ihm war, er sie aber weder sehen noch hören konnte. Gedanken über Gespenster und andere Wesen, die sich in der Nacht verbergen konnten, kamen ihm in den Sinn, aber er kämpfte sie nieder. Er versicherte sich, dass das Mädchen in Sachen Verbergen einfach nur äußerst geschickt war.
    Sobald sie sich in der engen Straße befanden, die zum Haus seiner Familie führte, blieb er an einer Stelle stehen, die vom Licht eines Gebäudes erhellt wurde, was ihm erlaubte, sie zu sehen. Er schaute sich nach ihr um. »Ihr könnt jetzt herauskommen.«
    Das Erste, was ihm auffiel, war, dass sie blass aussah und zitterte. Payton nahm schnell seinen Umhang ab und war erleichtert, als er ihn ihr umlegte. Es handelte sich um keine Erscheinung. Er konnte sie berühren. Indem er ihr den Arm um die
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