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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wenig willkommenen Neuigkeiten: Sie hatten auf dem Weg zum Fluss keine Kalindonier gefunden.
    Schnell ging sie auf Alanka zu. „Ich habe eine Idee.“
    „Unsere Boote sind verschwunden, selbst die Kanus, also können wir ihnen nicht folgen. Adrek und ich gehen nach Asermos, um einen Rettungstrupp zusammenzustellen.“
    „Du bist mir einen Schritt voraus.“ Rhia zeigte Alanka den Knopf. „Benutz den hier. Er gehört den Eindringlingen, also kann man ihn vielleicht in einen bestimmten Teil von Leukos zurückverfolgen. Vielleicht werden die Gefangenen zuerst dorthin gebracht. Es ist nicht viel, aber es ist ein Anfang.“
    Alanka betrachtete den Knopf. „Besser, als blind zu gehen.“
    Rhia dachte an den toten Nachfahren in den Wäldern, dessen Seele sie Krähe übergeben hatte. „Wir sagen allen, sie sollen das Dorf nach Teilen der Uniformen der Eindringlinge durchsuchen. Je mehr Hinweise wir haben, desto besser.“
    „Und es ist eine bessere Beschäftigung, als zu weinen.“ Alanka steckte den Knopf in ihre Tasche. „Wir brechen auf, sobald die Pferde bereit sind, spätestens vor Einbruch der Dämmerung. Drenis und Ladek wollen mitkommen. Vielleicht auch Morran.“
    Das Sausen einer geschärften Klinge lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Morran und Adrek, die nebeneinander zu Füßen der Leichen ihrer Väter knieten. Beide Katzen starrten geradeaus,die Hände zu Fäusten geballt. Endrus machte sich bereit, ihnen die Haare als Zeichen der Trauer zu scheren.
    „Jetzt sind wir alle Waisen.“ Alanka strich mit den Fingern über die Spitzen ihrer eigenen kurzen schwarzen Locken. „Zeit, erwachsen zu werden.“
    Ja. Ob wir dazu bereit sind oder nicht, dachte Rhia.

4. KAPITEL
    D ie Dunkelheit lichtete sich, als Filip die Schreie hörte. Ein dichter grauer Gedankennebel löste sich auf. Ein Mann lag im Sterben. Schmerz und Angst durchschnitten das Kreischen, doch Filip fand keines dieser Gefühle in sich selbst. Die Götter hatten ihn mit dem Nebel gesegnet.
    Andere Stimmen vermischten sich mit der des Schreienden und riefen etwas über Atmen oder Nichtatmen. Ein gelbes Leuchten strahlte wie eine Kugel Sonnenlicht in der Nacht.
    Der Nebel schloss ihn ein und dämpfte die Geräusche.
    Als Filip wieder erwachte, drang Licht durch die nahen Fenster. Die Vögel zwitscherten. Er wollte wieder schlafen, wusste jedoch nicht, warum. Irgendetwas wartete dort auf ihn. Etwas Gutes.
    Von seiner Rechten kam das Geräusch angestrengten Atmens. Der Mann war nicht gestorben, noch nicht. Sie waren allein.
    „Wach?“, flüsterte Filip. „Wer bist du?“
    Der Atem veränderte seinen Rhythmus und wurde zu einem Pfeifen. „G…g…“ Der Mann schien sich an seinem eigenen Namen zu verschlucken.
    „Schon gut. Schlaf.“
    Filip versuchte die Finger zu bewegen. Als er sie über die Decke wandern ließ, um nach seiner Hüfte zu tasten, entfachte die leichte Berührung ein Jucken, das überall war, überall und nirgends zugleich. Als er sich die Nase kratzte, fühlte sich die Haut dort gummiartig an, als lägen die Nerven tief darunter.
    Taub. Gut.
    Wieder Dunkelheit.
    In seinen Träumen rannte er – manchmal über Felder, aber noch öfter durch Seitenstraßen und über Märkte –, auf dem Weg nach Hause, um noch rechtzeitig zum Abendessen zu kommen und den Striemen zu vermeiden, oder im Wettkampf mit seinem Bruder von einem Ende des Letusparks zum anderen. Der Verlierer bekommt einen Schlag auf den Arm.
    Was war vor dem Nebel gewesen? Feuer, erinnerte er sich. Ein Fieber in ihm, das die linke Seite seines Körpers emporstieg. Dann kam das kühle feuchte Tuch, das herrliche Erleichterung brachte, und dann …
    Er war wach, kannte seinen Namen und wusste, dass er eine weiße Decke mit hölzernen Balken anstarrte. Er wusste, dass sein älterer Bruder mit dem Gesicht nach unten in einer Lache aus Blut und Galle gestorben war, doch die Erinnerung daran versetzte ihm keinen so stechenden Schmerz wie zuvor. Ein Mantel aus etwas, das Opium sein musste, verhüllte seine Gefühle.
    Sein linker Fuß juckte. Ein großes Gewicht auf seiner Brust schien ihn davon abzuhalten, sich vorzubeugen, um sich zu kratzen, also neigte er seinen rechten Fuß, um die juckende Stelle zu erreichen.
    Sie war nicht da. Warum? Die Neugierde folgte ihm in seine Träume. Er rannte.
    In der Nacht starb der andere Mann im Schlaf. In einem Augenblick atmete er noch – im nächsten nicht mehr. Filip wusste, er sollte rufen, um jemanden zu verständigen, aber seine Kehle
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