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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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alles angefangen. Er hatte mit den Nachfahren zusammengearbeitet, um ihren Angriff auf Asermos vorzubereiten. Wie hatte er wissen können, dass er dem Dorf, das er liebte, so viel Schmerz bereiten würde?
    Nein. Wie hatte er es nicht wissen können?
    Verzweifelt lauschte sie eventuellen Hinweisen auf die anderen, aber sie hörte nichts außer dem Geräusch ihrer Schritte und dem Blut, das ihr durch den Kopf rauschte.
    Sie griff nach Adreks Arm und brachte ihn dazu, stehen zu bleiben. „Lass mich lauschen.“
    Er gehorchte schwer atmend. Katzen waren Sprinter, rief sie sich selbst in Erinnerung und legte ihm eine Hand auf den Mund. „Schsch.“
    Alanka schloss die Augen, um besser hören zu können. Ihr Puls, der an lange Läufe gewöhnt war, verlangsamte und beruhigte sich. In wenigen Augenblicken öffnete sich ihr die Welt des Dufts und des Klangs.
    Sie filterte das ferne Rauschen des Flusses und das Flüstern der Pinienzweige heraus. Ein Eichhörnchen hüpfte durch das Geäst eines Baumes, und seine Krallen kratzten über die Borke, als es sich eilig versteckte. An seinem Duft konnte sie erkennen, dass es ein Weibchen war, das vor Kurzem Junge bekommen hatte.
    Sie kniete sich auf den Waldboden und beugte das Gesicht tief bis auf die Erde. Der feuchte Dreck enthielt die Düfte von Menschen – so viele, dass sie keinen einzelnen ausmachen konnte. Viele trugen Schuhe aus Hirschleder, aber einige waren auch barfuß gewesen.
    „Sie sind hier entlanggekommen.“ Sie ging in die Hocke undatmete tief ein. „Aber der Duft ist Stunden alt.“
    „Wir wissen bereits, dass sie hier entlanggelaufen sind. Was wir in Erfahrung bringen müssen, ist, ob sie jetzt noch hier sind.“
    „Nicht in diese Richtung.“ Sie zeigte nach rechts, neben dem Pfad gen Süden, woher der Wind wehte.
    „Ich klettere.“ Adrek zog seine Mokassins aus und rannte auf eine Pinie zu, deren niedrigster Zweig mehr als dreimal so hoch hing, wie er selbst groß war.
    Sie sah zu, wie seine schlanke Gestalt immer schneller wurde und seine langen Beine die Distanz in kürzerer Zeit zurücklegten, als sie zum Blinzeln brauchte. Elegant sprang er auf den untersten Ast. Alanka keuchte auf. Sie war sich sicher, er würde danebengreifen und zu Boden fallen, aber seine Hände packten den Ast so sicher, als hätte er daruntergestanden. Adrek streckte sich, um seine Hüften auf Höhe des Zweiges zu bringen. Er setzte einen Fuß auf den Ast und stellte sich dann gerade hin. Nur einen Finger hatte er an den Stamm gelegt, um das Gleichgewicht zu halten.
    Er sah sich in der Umgebung um und rief: „Noch nichts. Ich klettere höher.“
    Schnell sprang er hoch, um nach dem Stumpf eines Astes zu greifen, den Alanka nicht einmal sehen konnte, und benutzte dann seine bloßen Füße, um sich weiter am Stamm hochzuschieben, bis er seinen Arm um einen längeren Ast legen konnte. Sie sah ihm dabei zu, bis ihr der Nacken wehtat.
    Schnell nahm sie Adreks Schuhe und trat näher an den Baum. Dabei hoffte sie, einen kurzen Blick auf seine immer kleiner werdende Gestalt im Laubdach des Waldes erhaschen zu können. Die Brise kam jetzt aus Osten, vom Fluss her.
    Ein menschlicher Duft traf sie, zu stark, um nur von einem Fußabdruck zu stammen. Erneut schloss sie die Augen, um ihn von den anderen zu unterscheiden. Es war ein Kind. Weiblich?
    Als sie sich umdrehte, um Adrek davon zu berichten, rief er: „Ich sehe was!“
    Er rannte einen dünnen Ast entlang, der zu schmal für sein Gewicht war, und Alanka verspannte sich. Kurz bevor der Ast nachgab, sprang Adrek auf eine benachbarte Pinie. Er glitt den glatten Stamm hinab und ließ sich dann vom untersten Ast hängen. Adrek ließ los und landete neben Alanka auf dem Boden. „Ich habe Rosa gesehen.“ Er deutete auf den Fluss, schnappte sich dann seine Mokassins und zog sie eilig an. „Der Berglorbeer blüht nicht mehr, also muss es die Kleidung von irgendwem gewesen sein.“ Sein Gesicht war vor Anstrengung rot angelaufen.
    „Ich habe aus der Richtung einen Menschen gerochen“, sagte sie, „vielleicht ein Mädchen.“
    „Daria!“ Adrek rannte los.
    Als Alanka ihn neben dem Pfad einholte, kniete er über einem kleinen rosa Fleck. Ihr brach der Schweiß aus.
    Sie rannte zu ihm und merkte, dass er nur ein Nachthemd in der Hand hielt. Vorn in der Mitte war es braun beschmiert.
    „Das gehört ihr. Der Fleck ist nur Matsch.“ Er stieß einen rasselnden Atemzug aus und stand auf. „Sie könnte überall sein.“
    „Gib mir
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