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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Stall führten. Die Nachfahren hatten sie wie ein wildes Tier angebunden.
    „Bringen wir sie hier raus“, sagte Marek sanft. „Thera, kannst du aufstehen?“
    Rhia sah in die anderen Boxen und fand nichts bis auf das letzte Pony, das schnaubte und mit den Hufen scharrte, ängstlich aussah, aber sonst unverletzt schien. Marek trug Thera aus dem Stall und legte sie auf den Boden des Gatters. Die haselnussbraunen Augen der Frau starrten in die Ferne, ohne etwas zu sehen, und ihr schlaffes Gesicht schien wie tot. Und doch schlugen nirgendwo Krähenschwingen – die Quelle ihres Lebens war noch nicht versiegt.
    „Thera!“ Einer der anderen Reiter, ein blonder Bär namens Ladek, kam mit Elora in den Stall geeilt. Sie knieten sich neben Thera. Elora legte eine Wasserblase an die Lippen des Mädchens, aber die Flüssigkeit tropfte nur an ihrem zitternden Kinn hinab.
    Ladek nahm Thera in die Arme. Rhia erinnerte sich, dass er der Vater von Theras drei Monate altem Sohn war, der nirgends zu sehen war. Sie hoffte, die Falkenfrau hätte Antworten und würde in der Lage sein, sie auszusprechen.
    Die junge Frau schien ihre Anwesenheit nicht zu bemerken, sie saß nur schlaff in den Armen ihres Partners, während Marek die Seile zerschnitt, die sie gefesselt hielten. Elora streichelte Theras schulterlanges dunkelrotes Haar.
    „Kannst du uns sagen, was passiert ist?“, flüsterte die Heilerin. „Wo sind die anderen?“
    Thera nickte mit abwesendem leerem Blick. Alle warteten gebannt auf ihre Geschichte, aber Thera nickte einfach nur weiter. Rhia ging auf, dass die Falkenfrau auf die Stimmen in ihrem Kopf lauschte.
    „Gebt ihr Zeit, zu uns zurückzukommen“, sagte Rhia.
    „Wir haben keine Zeit“, fuhr Adrek sie an. Er packte den Zaunpfahl neben der Leiche seines Vaters. „Sie weiß vielleicht, wo wir die anderen finden können, wenn sie entkommen sind, oder ob man sie mitgenommen hat. Wir müssen mit der Suche beginnen.“
    „Er hat recht.“ Ladek nahm Theras Kinn zwischen seine breiten Finger und drehte ihr Gesicht seinem zu. „Wo ist Etarek?“, fragte er sanft, aber eindringlich. „Wo ist unser Sohn?“
    Thera sprach nicht. Eine Träne rollte ihre Wange hinab auf seine Finger.
    „Nein …“ Er zog sie fester an sich, auch wenn sie davon so wenig zu merken schien wie eine Puppe. „Ich hätte dich nie allein lassen dürfen.“
    Rhia wandte sich Marek zu. Sie sahen einander schuldbewusst an, doch dann straffte er sich, trat an den Rand des Gatters und bekam einen entrückten Ausdruck.
    Er atmete schnell tief ein. „Kerza!“
    Der Schrei eines Säuglings ertönte. Einen Augenblick später erschien eine weißhaarige Gestalt zwischen den Bäumen. Theras Tante Kerza stolperte auf die Lichtung, ein Kind an die Brust gedrückt.
    „Etarek!“ Thera versuchte aufzustehen, den wilden Blick auf ihren Sohn gerichtet.
    Ladek sprang auf und rannte aus dem Gatter. Dabei riss er fast das Tor aus den Angeln. Er nahm Kerza den schreienden Säugling ab und zog ihn an sich, ehe er ihn Thera in die Arme legte. Sie stöhnte, als sie den Kopf des Kindes gegen ihre Schulter legte, und Tränen liefen ihr Gesicht herab.
    Marek half Kerza, sich auf einen Baumstumpf vor dem Gatter zu setzen, und Rhia eilte auf sie zu und horchte auf das Rauschen der Krähenschwingen, das nicht kam. Die alte Frau war erschöpft, aber sie war stark.
    „Sie sind gekommen“, erklärte Kerza keuchend, „im Schutz der Nacht. Unsere Späher haben Alarm geschlagen, aber es war nutzlos gegen so viele.“
    „Wie viele?“, fragte Marek.
    „Wenigstens tausend. Fast zehn von ihnen auf jeden von uns.“ Dankbar nahm sie einen Schluck von dem Wasser, das Rhia ihr reichte. „Ich wusste, dass ich nicht kämpfen konnte, und ich konnte nur einen tragen und verbergen. Keine Zeit, Nahrung oder Wasser zu besorgen oder ihn in eine Schlinge zu legen. Ich bin zurückgekommen, weil ich hoffte, die Soldaten wären fort. Konnte nicht zusehen, wie er in der Wildnis verhungert.“
    „Du hast ihm das Leben gerettet“, sagte Marek.
    „Was ist mit den anderen?“ Kerza setzte sich auf. Ihre dünne Haut rötete sich und wurde blass, als sie die schreckliche Szene vor sich erblickte. „Oh nein.“ Unsicher stand sie auf und trat einen Schritt auf das Gatter zu. „Das kann nicht wahr sein. In all den Jahren …“
    „Bleib weg von mir!“
    Rhia sah sich um und entdeckte, dass Thera Alanka wütend anstarrte, die zurückstolperte und eine Hand an ihre Wange legte, als wäre sie
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