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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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war zu trocken, um mehr als ein Flüstern auszustoßen. Stattdessen lag er da und wunderte sich darüber, wie einer, der sich so kraftvoll gewehrt hatte, sein Leben so friedlich beenden konnte, wie ein altes Pferd, das sich auf die Weide legte.
    Wieder Schlaf, und als er aufwachte, war der Mann verschwunden. Filips Magen knurrte, auch eine Art Widerstand gegen den Tod.
    „Wach, wie ich sehe“, sagte eine Frauenstimme von dort aus, wo er eine Tür vermutete. Er erinnerte sich wieder, das war Zelia, die asermonische Heilerin, die ihn nach der Schlacht behandelt hatte.
    Die Schlacht.
    „Ich bringe dir gleich Frühstück“, sagte sie, „aber erst muss ich dir etwas sagen. Etwas sehr Ernstes.“
    Filips Gedanken wurden von Erinnerungen an Schmerz und Fieber durchflutet – und den Ort, von dem sie kamen.
    „Nein …“, sagte er, und seine Stimme klang wie die eines Kindes.
    „Du wirst es überleben.“ Ein verschwommenes Gesicht, eingerahmt von lockeren graubraunen Haarsträhnen, tauchte über ihm auf.
    Nur mühsam gelang es ihm, sein rechtes Bein anzuwinkeln.
    Er begann zu zittern. „Ihr hättet mich sterben lassen sollen.“ Die Decke fest umklammert, stieß er hervor: „Warum habt ihr mich nicht sterben lassen?“
    „Du wärst nicht mehr am Leben, wenn dein Geist nicht wollte, dass du bleibst. Ich habe schon stärkere Männer als dich aufgeben sehen.“
    „Wie ihn?“ Er deutete nach rechts. „Warum konntet ihr ihn nicht retten?“
    „Er hat einen Schwertstoß in den Bauch abbekommen. Er war zu schwer verletzt, um wieder zu genesen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sterben musste.“
    „Warum konntet ihr nicht eure tolle Magie benutzen, um ihn zu retten? Warum konntet ihr keine Magie benutzen, um das zu retten?“ Er riss sich die Decke vom Leib und legte den vernarbten Stumpf frei. Das war alles, was von seinem linken Bein unterhalb des Knies geblieben war. Er starrte die Monstrosität an, die von grotesken schwarzen Stichen überzogen war, die wie riesige Spinnen aussahen. Er starrte sie an, als gehöre sie zu jemandem anders, jemandem, den er auf der Straße bespucken würde. „Wo waren eure Geister?“, flüsterte er.
    Zelia hob die Decke vom Boden auf und hielt sie fest. „Ich versichere dir, ich habe getan, was ich konnte. Mit Otters Hilfe.“ Sie fasste nach dem kleinen geschnitzten Otter, der um ihren Hals hing.
    „Nicht so viel, wie du für einen Angehörigen deines Volkes getan hättest.“ Er konnte ihr keine Vorwürfe machen, das Leben des Feindes war nicht viel wert. „Dein Ottergeist ist entweder schwach oder rachsüchtig. Oder beides.“ Genau wie unsere Götter, dachte er bei sich.
    „Otter liebt alle Menschen, die unter seinem Schutz stehen,auf die gleiche Weise.“ Zelia senkte die Lider. „Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von mir behaupten.“
    „Was meinst du damit?“, fragte er, auch wenn er es sich denken konnte.
    „Dein Volk ist verantwortlich für den Tod meines Neffen, meines ersten Vetters mütterlicherseits, meines zweiten Vetters väterlicherseits, meines Schwagers, meines Nachbarn zwei Türen weiter, des ältesten Sohnes meiner besten Freundin … Soll ich fortfahren?“
    Er riss seinen Blick von ihren harten Gesichtszügen los. „Ich habe in dieser Schlacht niemanden getötet. Ich war es nicht.“
    Sie beugte sich vor. „Ich habe auch niemanden umgebracht. Denk daran, mein Junge, ehe du mir Pfusch vorwirfst, und vielleicht können wir uns dann so lange gut verstehen, bis du gehen kannst.“
    „Gehen?“ Er riss ihr die Decke aus den Händen und bedeckte sich damit. Eine schmutzige blonde Locke fiel ihm in die Augen. „Ich werde nie wieder gehen.“
    „Das ist nicht wahr. Wir können dir einen Ersatz aus Stahl und Leder anpassen. Wenn du dich entschließen solltest zu bleiben.“
    Entschließen zu bleiben? Eine Leere, so weit wie das Meer, tat sich in ihm auf. Alles, was er kannte, alles, was er war, hatte man ihm innerhalb eines Augenblickes entrissen.
    Er konnte niemals nach Hause zurückkehren.
    Im Nachbarzimmer knallte eine Tür. Schwere Schritte hallten über den hölzernen Boden, und Filip wurde wachsam.
    Ein schlaksiger junger Mann mit sandblonden Haaren trampelte in sein Zimmer. „Bist du einer von denen?“
    Zelia stand zwischen Bett und Tür, die Arme über der Brust verschränkt. „Und wer bist du, hier ohne meine Erlaubnis hereinzuplatzen?“
    „Das ist das Krankenhaus der Nachfahren, richtig? Also muss er einer von denen sein.“ Die
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