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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
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sie ihm so stürmisch die Arme um den Hals, daß er fast vom Pferd gefallen wäre.

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    Allein mit seinen Gedanken in der kalten dunklen Zelle, war Connor fast eingeschlafen, als das Geräusch eines Schlüssels im Schloß der Zellentür ihm verriet, daß er Gesellschaft bekam. Einen schrecklichen Moment dachte er, es wäre bereits soweit und sie kämen, um ihn zu holen. Dann sah er die Gestalt in der schwarzen Robe, die hinter dem Wärter in der Tür stand. Die Kerze in der Hand des Wärters beleuchtete das runde Gesicht, und erst da erkannte er seinen Besucher.
    »Vater Patrick!« Er wäre vor Freude aufgesprungen, aber sein lahmes Bein und die Eisenketten verhinderten das. Sein Bett bestand aus einer dünnen Decke auf dem Steinboden, und durch die ständige Kälte war sein Bein steif geworden. Die Ketten, die seine Knöchel miteinander verbanden und ihn an die Wand fesselten, rasselten, als er mühevoll aufstand.
    »Ich bin gekommen, um dir in deinen letzten Stunden auf Erden Trost zu spenden.« Mit diesen Worten umarmte Vater Patrick Connor. Ein zweiter Priester betrat die Zelle, den Kopf gesenkt und die Hände in der Robe verborgen. Connor schenkte ihm kaum einen Blick. Er war so froh, Vater Patrick zu sehen, daß er einen Kloß im Hals hatte. Einen Moment dachte er, er würde kein Wort herausbekommen.
    »Gott segne Euch, Vater!«
    »Und dich, mein Sohn«, erwiderte Vater Patrick, trat einen Schritt zurück und machte das Kreuzzeichen über Connor.
    »Verfluchte Baptisten«, murmelte der Wärter mit deutlichem Abscheu und steckte die Kerze in die eiserne Halterung neben der Tür. Dann warf er einen nervösen Blick hinter sich und fügte etwas lauter hinzu: »Aber nicht zu lange, Vater!«
    »Nicht länger, als es nötig ist, seid versichert«, antwortete
    Vater Patrick ruhig, ohne den Blick von Connor zu nehmen, der, mit einem sechs Wochen alten Bart, die Haare lang und wirr, wirklich wie ein Bandit aussah. Der Wärter verschwand und schloß die Tür hinter sich ab. Connor fand seine Fassung wieder und ließ die Hand des Priesters fallen.
    »Bitte verdeckt das Schlüsselloch«, sagte Vater Patrick zu dem zweiten Priester. Connors Aufmerksamkeit war ganz auf Vater Patrick gerichtet.
    »Gut, daß Ihr gekommen seid, Vater, aber vielleicht etwas unklug.«
    »Ich wäre schon eher gekommen, wenn das möglich gewesen wäre. Sei beruhigt, mir werden daraus keine Schwierigkeiten erwachsen. Wir haben viel zu tun und nur wenig Zeit. Ich habe eine Überraschung für dich, ich hoffe, sie wird dir gefallen.«
    »Dann seid Ihr also nicht gekommen, um mir die Sterbesakramente zu spenden? Ich muß gestehen, daß ich nur ungern meinem Schöpfer ohne sie gegenübertreten würde.« Connor lächelte gezwungen, und Vater Patrick legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Ich hoffe doch sehr, daß du mich noch lange überleben wirst, mein Sohn. Aber für alle Fälle werde ich dir die Absolution erteilen, ehe ich gehe. Bist du nicht neugierig auf meine Überraschung?«
    »Ihr seid Überraschung genug für mich, Vater. Aber ich bin trotzdem gespannt, was Ihr mir bringt. Ich warne Euch, ich hoffe auf ein schönes Stück Braten, vielleicht ein paar Kartoffeln dazu ...«
    »Ich habe nicht an Essen gedacht«, sagte Vater Patrick ungeduldig. »Aber ich möchte fast wetten, daß du in wenigen Augenblicken auch nicht mehr daran denkst.« Er drehte sich um und winkte dem zweiten Priester. Connor beobachtete ihn mit mäßigem Interesse, dann erregte etwas an dessen Bewegung gen seine Aufmerksamkeit. Noch bevor sie die Kapuze zurückschob, wußte er es.
    »Caitlyn!« stöhnte er, als sie ihm in die Arme fiel. Er hielt sie fest an sich gedrückt. »O Caitlyn!« Seine Stimme brach, und er vergrub sein Gesicht in ihrem glänzenden Haar. Sie klammerte sich an ihn, murmelte Liebkosungen, die er nicht verstand, und sie war so warm und weich und lebendig in seinen
    Armen, daß sie alle Gedanken an seinen Tod verbannte. Er hielt sie, wie ihm schien, eine Ewigkeit, dann erinnerte er sich an ihren interessierten Zuschauer. Er hob den Kopf und lächelte Vater Patrick unsicher zu.
    »Das ist wirklich eine tolle Überraschung, Vater.«
    »Ich dachte mir, daß sie dir gefallen würde.« Vater Patricks Stimme klang wie immer, aber im Kerzenlicht schimmerte es feucht um seine Augen.
    »Connor, liebst du mich?« Caitlyn hob den Kopf, eine Spur von Unsicherheit in ihren Augen. Er sah auf sie hinunter, erinnerte sich daran, daß er es ihr nie gesagt hatte, und
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