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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes
Autoren: O Krouk
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erzählen.«
    »Mama?« Sie schob sich noch ein Stück weiter in Richtung Türangel. Ihre Schulter schmerzte, so fest musste sie gegen die Tür drücken, um den Spalt offen zu halten. »Was redest du da?«
    »Du hast ihn umgebracht, hat sie geschrien, mir ins Gesicht, du hast ihn umgebracht. Was hätte ich machen sollen, wie nur die Frevler verstummen lassen? Ich wollte doch nur etwas Ruhe für uns.«
    »Wen … « … umgebracht? Der Rest wollte ihr nicht über die Lippen kommen.
    »Richard.« Die Mutter stellte die Laterne auf den Boden. Das Geräusch, das die Metallfüßchen dabei verursachten, hallte unangenehm hart unter dem Kellergewölbe wider.
    »Stiefpapa?« Leah presste sich mit dem Rücken gegen die Tür, ihr Hinterkopf schlug gegen das Holz. Ihr Stiefpapa. Umgebracht.
    Sie sah Kay an. Diesmal erwiderte er ihren Blick, versuchte, auf die Beine zu kommen, und glitt kraftlos in die Knie.
    Tränen. Nun sank sie endgültig unter Wasser, allein, auf den kalten Grund. »W…warum?« Verschwommen sah sie die Gartenlaterne, die Kerze, die kleine, zittrige Flamme.
    In den Tiefen des angrenzenden Raumes plätscherte etwas auf den Boden. Dann tauchte ihre Mutter wieder im Türspalt auf. Dieses Mal trug sie ein bauchiges Einmachglas in den Händen. Es roch nach Benzin. »Ich liebe dich, Leah. Gut solltest du es haben, sodass es dir an nichts mangelt. Und Richard … Er konnte uns alles bieten. Aber du und ich – das reichte ihm nicht.« Sie senkte den Kopf. Ihr Blick schien im Benzin zu schwimmen, während sie die Dämpfe einatmete. »Jede Nacht hat er mich genommen, jede Nacht, bis er endlich bekommen hat, was er wollte. Aber auch das war ihm zu wenig.« Ruckartig warf sie ihren Kopf zurück. »Bald wollte er mich loswerden, sagte, ich bräuchte eine Betreuung … Depressive Störungen, so nannte er es. Ich könnte mich nicht um seine Töchter – seine Töchter! – kümmern. Er wollte mich von dir trennen. Ich musste etwas tun.«
    »Der Schlaganfall … «
    »Der Brand. Hier. Aber das Feuer wurde zu früh entdeckt.«
    Oh Gott! Für einen Moment schloss Leah die Augen. Sie musste schlucken, doch ihr Mund gab keine Spucke her. Ihre Mutter – unmöglich! Das konnte einfach nicht sein. Céline war doch ihre Tochter gewesen, und der Stiefpapa … hatte sie alle geliebt. »Und der Schlaganfall?«
    Die Mutter presste das Glas fester an die Brust. Das Benzin darin schwappte fast bis zum Rand. »Der wurde uns vom Schicksal geschickt, Kleines, damit wir, du und ich, von ihm frei sein konnten. Ich musste nur dafür sorgen, dass er sich nicht erholte. Diesmal ließ ich mir Zeit, um alle Eventualitäten zu bedenken und es vorher auszuprobieren. Den Hund, den hatte ich nie gemocht. Es war nicht schade um ihn.«
    »Und Céline hat es rausgefunden? Deshalb musste sie sterben? Mama! Wie konntest du? Sie war deine Tochter!«
    Meine Schwester … Mein hässliches Entlein, das sich Freiheit wünschte und diese auch mir schenken wollte.
    »Er hat mich genommen, jede Nacht hat er mich genommen, bis ich diesem Biest das Leben schenken musste. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass ich ein kleines Monster zur Welt gebracht hatte. Du bist meine Tochter, Leah. Du allein.«
    »Nein. Das bin ich nicht.« Die Fotos. Wie ein Wirbel rauschte das Grauen durch ihren Verstand. Sie musste all ihre Kraft aufwenden, um sich noch gegen die Tür zu stemmen und nicht zusammenzubrechen. Um noch imstande zu sein, diese Frau anzusehen. »Wie konntest du ihr nur … all das antun … Die Bilder … «
    »Kamen mir gelegen. Sie wollte, dass du mich verlässt. Wie hätte ich das ertragen sollen? Nach ihrem Tod dachte ich, dass alles endlich wieder in Ordnung sei. Ich hatte dich. Du warst bei mir. Bis … « Ihre Finger verkrampften sich um den Rand des Glases. » … der da aufgetaucht ist.«
    »Kay.« Leah grub die Zähne in die Unterlippe. Ein Name wie ein bisschen Hoffnung, tief in ihr. Ein Name, auf den sie kein Recht mehr hatte. »Deshalb wolltet du den Verdacht auf ihn lenken? Und der Überfall – das hast du dir selbst angetan?«
    »Was sind schon Schmerzen im Namen der Gerechtigkeit? Um dir das Herz für die Liebe deiner Mutter zu öffnen? Du durftest nicht mit ihm zusammen sein. Aber er hat dich umgarnt. Ihr wolltet zusammenziehen!«
    »Mama … « Sie musste sich zu diesem Wort zwingen. Auf die Frau einreden, sie zur Vernunft bringen. Sie musste Kay hier rausholen, irgendwie. »Ich hätte dich doch nicht im Stich gelassen. Ich wäre da gewesen,
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