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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel
Autoren: Clive Cussler
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der Waffe greifen
zu
können, weshalb er seinen Finger in den Lauf gestoßen hatte. Wenn Delphi dennoch abdrücken sollte, würde der Finger die Kugel noch im Lauf stoppen, und der Explosionsdruck würde die Waffe in Delphis Hand zerreißen.
    Einen Augenblick lang war ungläubige Überraschung in Delphis Augen getreten. Fieberhaft riß er den Revolver hin und her, aber er hatte nicht mehr genügend Kraft. Seine Kräfte reichten kaum noch, die Waffe hochzuhalten, und schon gar nicht mehr für ein Handgemenge mit Giordino. Der Finger blieb im Lauf. Delphi schien über die ausweglose Situation nachzudenken, aber der Tod senkte sich immer schneller wie ein schwarzes Tuch über seine Sinne. Noch einmal zuckte ein verzerrtes Grinsen über sein blutiges Gesicht, als er schoß. Der unterdrückte Knall hallte gedämpft in der Höhle wider, und mehrere Gesteinsbrocken lösten sich von der Decke.
    Delphis rechte Gesichtshälfte hatte sich in einen blutigen Brei verwandelt. Die Waffe fiel aus seiner Hand, sein Kopf sank vornüber und schlug schwer auf dem Geröll auf.
    Giordino hatte keinen Laut von sich gegeben. Er hielt seinen Arm und die Faust noch immer in die Höhe gestreckt, als er seine Hand wieder öffnete. Der Daumen und drei Finger waren noch zu sehen, der kleine Finger war bis hinunter zum Mittelhandknochen abgerissen worden.
    Sofort begann Pitt erneut, sich aus seinem Felsgefängnis zu befreien, bis er endlich den letzten Gesteinsbrocken von seinen Beinen heben konnte. Dann hob er Adrian hoch und lehnte sie gegen den Sockel der Götterfigur, die der Geröllflut standgehalten hatte. Sie war ohnmächtig geworden.
    »Wenn du dazu schon wieder in der Lage sein solltest, darfst du gerne auch mich aus meinem Ruinenlager befreien«, preßte Giordino zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ich komme sofort«, erwiderte Pitt.
    Auf allen vieren kroch er zu Giordino hinüber, und zusammen schoben sie die Gesteinsbrocken beiseite, die Al, bis auf sein Gesicht und seinen rechten Arm, unter sich begraben hatten.
    »Fehlt dir noch etwas außer deinem kleinen Fingerchen?« fragte Pitt.
    »Nein«, antwortete Giordino mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Und was ist mit dir?«
    »Eine oder auch zwei Rippen hab’ ich mir gebrochen.« Pitt zog seine zerfetzte Badehose aus und riß sie in Streifen.
    »Komm, laß dir wenigstens provisorisch die Hand verbinden.«
    »Ich hab’ zwar gehört, daß man einem guten Freund sogar sein letztes Hemd noch geben soll, wenn er’s braucht«, sagte Giordino dankbar lächelnd, »aber das hier ist wirklich mal was Neues.«
    Er hatte den Verband gerade fertig, als Pitt ein lautes Keuchen vom Rand des Höhlensees her hörte. Summer zog sich aus dem Wasser auf den Treppenabsatz empor. Sie wirkte benommen und blickte ihn mit glasigen Augen an.
    »Mein Vater… was ist…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, weil sie keuchend nach Luft schnappen mußte.
    »Beruhige dich erst einmal«, antwortete Pitt. »In wenigen Minuten sind wir hier heraus und in Sicherheit.«
    Er beugte sich zu ihr hinüber und zog ihren Oberkörper auf seinen Schoß, seine Arme hielten ihren Kopf. Zärtlich schoben die Finger seiner rechten Hand das nasse Haar aus ihrem Gesicht. An ihrer linken Schläfe hatte sie eine tiefrote Schnittwunde, die rasch zu schwellen begann. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr und küßte sie sanft auf den Mund.
    Das Wasser war inzwischen weiter angestiegen und begann die Stufen hinaufzukriechen.
    Aber Pitt achtete nicht darauf. In seine Züge hatten sich Trauer und Mitgefühl für Summer geschrieben. Am liebsten hätte er laut herausgeschrien, wie sehr er sie liebte, doch seine Lippen bewegten sich nur lautlos. Summer sah ihm mit einem Blick in die Augen, der weit in die Vergangenheit zurückgerichtet zu sein schien. Dann hob sie eine Hand und legte sie gegen Pitts Brust.
    »Er ist tot, nicht wahr?«
    »Ja, die Geröllflut hat ihn erschlagen.« Es war nicht die Wahrheit, aber auch nicht ganz gelogen. Der explodierende Revolver hatte Delphis Ende nur beschleunigt. Sein zerschlagener Körper hätte dem Tod keine Stunde mehr widerstanden.
    »Ich störe euch wirklich nicht gerne«, mischte sich Giordino wieder ein. »Aber wir sollten hier besser verschwinden, bevor uns, falls ihr den Ausdruck gestattet, das Dach auf den Kopf fällt.«
    Pitt küßte Summer noch einmal, dann stand er unsicher auf.
    Gerade wollte er Giordino auffordern, Adrian aus ihrer Bewußtlosigkeit zu wecken, als sie nackt und wie eine
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