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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel
Autoren: Clive Cussler
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nicht.«
    Aber sie würden schon warten, daran hatte Pitt keinen Zweifel. Wie eine wärmende Woge flutete das neue Selbstbewußtsein durch seinen Körper. Sie waren dem Ende des Tunnels schon zu nahe, um jetzt noch hier unter den niederprasselnden Steinmauern zu sterben.
    Schließlich hatten sie auch die Explosion überlebt. Hatten sie erst einmal den Höhlensee erreicht, war es nur noch eine Kleinigkeit, die erste Kaverne zu durchschwimmen und an die Wasseroberfläche aufzutauchen. Natürlich konnten sie im offenen Meer immer noch den Haien zum Opfer fallen oder ihrer eigenen Erschöpfung erliegen und ertrinken. Aber solange noch ein letztes Lebensflackern in ihnen war, würde Pitt sie weitertreiben, bis auch dieser Funke erlosch. Er hatte es jetzt eilig und zog Giordino, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinter sich her. Wenn Sie doch noch sterben sollten, dann lieber unter freiem Himmel und mit den warmen Sonnenstrahlen auf ihren Gesichtern. Sie hasteten durch die letzte Biegung, dann konnte Pitt Summer sehen. Sie stand an der Kante des Sees, als wäre sie unter dem gelben Licht auch zu einer Steinskulptur erstarrt.
    Auch Adrian war jetzt zu sehen. Sie hatte sich erschöpft gegen den Sockel einer der beiden Götterstatuen gelehnt. Als die beiden Männer näher kamen, blickte sie auf. Ihre Augen waren angsterfüllt. »Dirk… es ist alles zu spät«, flüsterte sie. »Er…«
    Pitt schnitt ihr das Wort ab. »Für Worte ist keine Zeit mehr.
    Auch hier kann jeden Moment die Felsdecke einstürzen…«
    Das letzte Wort schien ihm im Hals steckenzubleiben. Die unterschiedlichen Gefühle in seinem Körper, Müdigkeit, Schmerz, Freude und Hoffnung, verschlangen sich zu einem Knoten, der seine Niederlage besiegelte. Hinter einer der Steinfiguren trat Delphi hervor. In seiner Hand hielt er den Colt-Revolver, dessen Mündung auf Pitts Stirn gerichtet war.
    »Sie wollen gehen, bevor die Party zu Ende ist?« Seine Stimme war haßerfüllt wie sein Gesicht.
    »Ich langweile mich eben schnell«, erwiderte Pitt und zuckte hilflos die Achseln. »Erschießen Sie mich lieber gleich, wenn Sie die anderen und sich selbst noch retten wollen.«
    »Wie großmütig von Ihnen, Major«, sagte Delphi. »Aber Sie brauchen sich nicht zu sorgen, es ist bereits an alles gedacht worden. Meine Tochter und ich sind die einzigen, die diese Höhle lebend verlassen werden.«
    Einen Moment lang sprach niemand ein Wort. Nur die niederregnenden Gesteinsbrocken waren noch zu hören, wenn sie klatschend ins Wasser schlugen. Tief unten im Fels war erneut ein Grollen zu hören, der die uralten, aus dem Stein herausgeschlagenen Höhlen wieder erzittern ließ. Bald, sehr bald würde Kanoli für immer und ewig zerstört sein.
    Eine knallende Explosion erschütterte plötzlich die goldene Kaverne.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Pitt, daß Delphi abgedrückt hätte. Dann erst bemerkte er, daß das ohrenbetäubende Krachen aus dem Tunnel gekommen war. Eine Seitenwand war unter dem Druck des Wassers zusammengebrochen und kam jetzt als Geröllawine den Treppenaufgang herabgestürzt. Pitt versetzte Summer einen heftigen Stoß, so daß sie von der unteren Stufe herunter in den goldschimmernden Höhlensee fiel. Noch mit derselben Bewegung warf er sich selbst auf Adrian und schützte sie mit seinem Körper.
    Dann war die Lawine heran, Tonnen von gelblich glänzendem Gestein schoben sich in die Höhle und begruben die Treppe unter sich. Die eine der beiden Götterfiguren hielt der granitenen Flutwelle stand, doch die andere sank von Gesteinsmassen umwogt von ihrem Sockel. Pitt, dessen benommene Sinne das Bild nur verschwommen wahrnahmen, schien es, als würde ein Cowboy, umringt von panisch flüchtendem Vieh, von seinem Pferd stürzen.
    Er biß die Zähne zusammen und spannte alle seine Muskeln an, um den Schlägen standzuhalten, mit denen die Steine auf ihn niederfielen. Ein riesiger Felsbrocken traf ihn seitlich am Brustkorb, und mehr, als er es fühlte, hörte er eine Rippe brechen. Sein Gesicht brannte, als Blut aus einer Platzwunde auf dem Kopf ihm die Wangen herunterlief. Ein merkwürdiger stechender Schrei drang durch den Lärm an sein Ohr. Das gellende Geräusch schien erst weit entfernt zu sein und kam plötzlich immer näher, bis Pitt endlich begriff, daß Adrian unter ihm in panischer Hysterie schrie. Die Geröllawine hatte sich inzwischen über seine Beine bis hoch zu seinen Hüften geschoben. Er lag wie einzementiert und konnte sich nicht mehr
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