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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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in eine bestimmte Richtung. Als Arabella auswich und zu fliehen versuchte, lief ein junger Aborigine ihr nach und zerrte sie zurück. Arabella schrie wie am Spieß. Sie war überzeugt, die Aborigines trieben nur ihre Späße mit ihr, um sie dann zu braten und zu verspeisen.
    Die Aborigines waren jetzt sicher, dass die weiße Frau den Verstand verloren hatte. Da sie mit ihrem verletzten Knöchel nur langsam vorankam, hatten sie keine Mühe, mit ihr Schritt zu halten und sie wie ein Stück Vieh vor sich her zu treiben.
    Nach einer Weile fiel Arabella erschöpft auf die Knie. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie bekam kaum noch Luft. »Bitte, gebt mir Wasser«, stöhnte sie. Sie war völlig ausgetrocknet und nicht mehr fähig, auch nur noch einen Meter weiterzugehen. Sie zeigte auf ihren Mund, um sich den Ureinwohnern verständlich zu machen. »Wasser … Wasser …«
    Nach einer kurzen, heftigen Diskussion ging einer der Aborigines zu einer fleischigen Pflanze in der Nähe und begann, im sandigen Boden zu graben. Arabella fragte sich, was der Mann da tat. Offensichtlich hatten diese Leute nicht verstanden, worum sie gebeten hatte. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Arabella war überzeugt, nicht mehr lange durchzuhalten, sie hoffte nur, dass das Ende schnell und schmerzlos kam.
    Zwei Männer schleiften sie zu dem Loch, das der Aborigine gegraben hatte. Arabella erstarrte. Diese Leute wollten sie bei lebendigem Leib verscharren! Sie wehrte sich verzweifelt und flehte um ihr Leben, doch die Männer ließen sie ungerührt in den Sand fallen. Da erst sah sie, dass sich Wasser darin befand. Es war trüb und brackig, aber es war Wasser  ! Dankbar schöpfte sie es mit den Händen und trank gierig, obwohl es scheußlich schmeckte. Als der ärgste Durst gestillt war, fuhr sie sich mit nassen Händen über Gesicht und Hals. Was für eine Wohltat!
    Schließlich hob Arabella wieder den Kopf. Sie glaubte in der flirrenden Hitze ein Gebäude und Bäume zu erkennen, doch sie war sicher, dass es nur eine Fata Morgana war, die ihr etwas vorgaukelte. Einer der Aborigines stupste sie mit dem stumpfen Ende seines Speers in den Rücken. Arabella drehte sich um. Djalu redete mit schroffer Stimme auf sie ein und zeigte heftig gestikulierend in die Richtung, in der sie das Gebäude und die Bäume zu sehen glaubte. Anscheinend wollte er, dass sie dorthin ging.
    Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. »Alice Springs«, rief sie aufgeregt. »Ist das dort Alice Springs?« War es möglich, dass sie so weit gelaufen war? »Mummy, Daddy!«, schrie sie. »Ich bin hier! Ich komme!« Es interessierte sie nicht mehr, wo die Bahnstrecke verlief. Sie hatte es geschafft! Irgendwie hatte sie den Weg nach Alice Springs gefunden.
    Arabella lief los, so schnell ihre Füße sie trugen. Sie fühlte sich schwach vor Hunger, doch ihre Eltern würden schon dafür sorgen, dass sie rasch wieder zu Kräften käme. Die Aborigines folgten ihr. Immer wieder wurde ihr das stumpfe Ende des Speers in den Rücken gestoßen. Schließlich hatte Arabella es satt. Sie fuhr zornig herum, doch der feindselige Ausdruck auf dem Gesicht des Speerträgers brachte sie zum Schweigen, noch ehe sie auch nur ein Wort gesagt hatte. Furchtsam drehte sie sich wieder um und hinkte hastig weiter.
    »Wartet nur, wenn mein Vater erfährt, was ihr mir angetan habt«, knurrte sie trotzig über die Schulter. »Er wird euch am nächsten Baum aufknüpfen lassen!«
    Bald konnte sie Dattelpalmen und Kamele erkennen. Durch die Palmen entstand der Eindruck einer schattigen Oase inmitten der Wüste. Arabella konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, zwang sich aber weiterzugehen. Sie sehnte sich danach, im kühlen Schatten auszuruhen. Der glühend heiße Sand verbrannte ihr die Fußsohlen durch ihre Pantoffeln hindurch. Die Ameisenbisse an ihren Beinen juckten und kribbelten, und in ihrem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz. Grelle Lichtpunkte flimmerten vor ihren Augen. Die Häuser waren noch gut eine Meile entfernt. Hätten die Aborigines sie nicht jedes Mal, wenn sie vor Schwäche auf die Knie fiel, hochgezerrt und ihr grimmig zu verstehen gegeben, dass sie weitergehen solle, wäre sie einfach liegen geblieben.
    Endlich erreichten sie die Ansiedlung. Arabella stutzte. Irgendwie kam die Stadt ihr bekannt vor. Als sie den Schienenstrang der Eisenbahn und den Bahnsteig erblickte, wusste sie, dass sie sich in Marree befand. Ein Aufschrei der Enttäuschung entfuhr ihr. Sie hatte so sehr gehofft,
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