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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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wollten.
    Edward schaute dem Treiben erstaunt zu. »Ich würde gern ein paar Fotos mit nach England nehmen, wenn du noch welche übrig hast, mein Junge«, sagte er zu Jonathan. Der junge Mann war ihm so vertraut, er konnte es gar nicht glauben. »Einer meiner Freunde in London ist Galerist. Ich bin sicher, er wird sich für deine Arbeit interessieren.«
    »Das wäre großartig«, sagte Jonathan. »Aber ich muss erst meine Ausrüstung ergänzen, bevor ich wieder Fotos machen kann. Meine Kamera habe ich zwar vor dem Feuer retten können, aber ich habe das Zubehör verloren, das ich für die Entwicklung der Fotos benötige.«
    »Sag mir, was du brauchst. Ich werde es in Adelaide für dich besorgen und hierherschicken«, erbot sich Edward.
    »Das wäre nett«, sagte Jonathan, der erfreut feststellte, dass Edward ihn und seinen Beruf nun offenbar doch respektierte.
    Arabella gesellte sich zu Jonathan und ihrem Vater. Ihre Miene war angespannt.
    »Was ist mit dir?«, fragte Edward, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
    »Dad«, sagte Arabella geradeheraus. »Ich will hierbleiben, wenn du mit Mummy nach England zurückkehrst.«
    Obwohl Edward gewusst hatte, dass dieser Tag einmal kommen würde, schmerzte es ihn, Arabella zu verlieren, zumal ihn der Gedanke an ein unsicheres Leben im Outback ängstigte. »Habt ihr vor … Ich meine, wollt ihr hier heiraten?«
    »Ja«, sagte Arabella. »Ich kann mir keinen anderen Ort für meine Hochzeit vorstellen.«
    »Bis dahin würden wir gern hierbleiben, Bella«, sagte Edward. Es würde ihm und Clarice das Herz brechen, wenn sie bei der Hochzeit nicht dabei sein könnten. »Aber hier gibt es keine Kirche«, fuhr Edward fort. »Und keine Räumlichkeit, wo man einen Empfang abhalten könnte. Hier gibt es nicht mal einen Geistlichen.«
    »Wir brauchen keine Kirche, wir können unter den Sternen heiraten, und als Empfang brauche ich nicht mehr als ein Festessen, das die Aborigines an einem Lagerfeuer zubereiten. Der Pfarrer aus Farina hat im Zug gesessen; er kann Jonathan und mich trauen.«
    Edward blickte sie fassungslos an. »Ein Festessen an einem Lagerfeuer? Na, wenn du meinst. Und wann wollt ihr heiraten?«
    »Heute Abend«, sagte Arabella.
    Diesmal war es Jonathan, der sie fassungslos anschaute. Und Edward stand da wie vom Donner gerührt.
     
    Unter dem funkelnden Sternenhimmel, inmitten dreier Lagerfeuer und einer großen Menschenmenge, zu der auch die Fahrgäste aus dem Zug gehörten, standen Jonathan und Arabella vor dem Pfarrer. Clarice hatte den Hochzeitsmarsch gespielt, als Arabella am Arm ihres Vaters von Mohomet Basheers Geschäft zu den Lagerfeuern herübergekommen war. Sie trug ein Kleid, das Mohomet ihr zur Feier des Tages geliehen hatte. Es war zwar kein Brautgewand, aber es war das hübscheste Kleid, das Mohomet hatte, und Arabella sah wunderschön darin aus. Mohomet hatte aus feinsten Spitzen einen Schleier improvisiert, Arabella ein Paar weiße Schuhe gegeben und darauf bestanden, dass sie Seidenstrümpfe trug.
    Clarice hatte Jonathan ihren Ehering geliehen, damit er ihn Arabella an den Finger stecken konnte, bis sie und Jonathan die Gelegenheit hatten, sich eigene Ringe zu kaufen. Tony war ebenfalls von Mohomet eingekleidet worden. Er und Maggie waren die Trauzeugen.
    Begleitet von den abendlichen Geräuschen des Outback, schworen Jonathan und Arabella einander die Treue und küssten sich zärtlich. Maggie, die eines von Clarice’ eleganten Kleidern trug, weinte vor Rührung, und auch Clarice wurden die Augen feucht.
    Die Aborigines hatten Stunden damit zugebracht, ein Festmahl vorzubereiten. Clarice und Edward trauten ihren Augen nicht, als sie sahen, wie ihre Tochter Kängurufleisch und in der Erde gebackenes Buschbrot aß. Als Arabella ihrer Mutter eine Jamswurzel anbot, fragte Clarice naserümpfend: »Was ist das?«
    »Oh, Mummy, du bist genau wie ich, als ich noch so schrecklich empfindlich war, was Essen angeht«, sagte Arabella lachend. »Das ist eine Jamswurzel. Sie schmeckt köstlich!«
    Clarice blieb skeptisch. »Ich weiß nicht recht …«
    »Vielleicht möchtest du lieber von der Schlange kosten?«, fragte Arabella.
    Clarice fiel beinahe in Ohnmacht. »Schlange? Erzähl mir bloß nicht, du hast Schlangenfleisch gegessen!«
    »O doch. Ich kann es nur empfehlen.« Arabella lächelte Rita an, die das Lächeln von der anderen Seite des Lagerfeuers erwiderte. Ein Lächeln auf Ritas Gesicht war inzwischen keine Seltenheit mehr.
    Auf einmal hörte Arabella
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