Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
fahrenden Zug gefallen sein, eine andere Erklärung gibt es nicht!«
    »Ich muss den Fall genau prüfen, bevor ich Männer in die Wüste hinausschicke und dadurch möglicherweise ihr Leben aufs Spiel setze. Die Wüste ist ein sehr gefährlicher Ort.«
    Edward wurde bleich. »Ein Grund mehr, sofort nach meiner Tochter zu suchen! Wenn sie stirbt, nur weil Sie zuerst irgendwelche Fragen klären müssen, tragen Sie die Schuld an ihrem Tod!« Damit stürmte Edward hinaus. Er überquerte die Straße und betrat ein Hotel auf der anderen Seite. Drei Gäste saßen in der Bar. Der Barkeeper hantierte mit einem Geschirrtuch und polierte Gläser.
    »Was darf ich Ihnen bringen, Sir?«, fragte er.
    »Gar nichts. Sagen Sie mir lieber, wo ich ein paar Männer finde, die in der Wüste nach meiner Tochter suchen würden.«
    Der Barkeeper hielt inne und warf Edward einen verdutzten Blick zu. »Sie ist abgehauen, hm? Und nun brauchen Sie gute Spurenleser, um sie dort draußen zu finden.«
    »Sie ist nicht abgehauen«, protestierte Edward. »Wir vermuten, dass sie in der Nacht aus dem Afghan-Express gefallen ist.«
    Der Barkeeper machte große Augen. »Verstehe. Nun, da draußen eine Leiche zu finden ist kein leichtes Unterfangen«, meinte er. »Wissen Sie denn ungefähr, wann es passiert ist?«
    Edward glaubte, nicht richtig gehört zu haben, und starrte den Barkeeper offenen Mundes an.
    »Wird nicht viel von ihr übrig sein«, mischte sich ein älterer Mann ein, der die Unterhaltung belauscht hatte.
    Edward brachte vor Fassungslosigkeit kein Wort hervor. Dem betroffenen Barkeeper wurde klar, dass der Fremde gar nicht damit gerechnet hatte, seine Tochter könnte tot sein. Er stellte ihm einen Whiskey hin, den Edward in einem Zug hinunterstürzte, bevor er ein paar Münzen auf die Theke warf und die Bar ohne ein weiteres Wort verließ. Edward überquerte die Straße und betrat abermals die Polizeiwache. Als der Sergeant sein aschfahles Gesicht sah, wusste er, dass Edward Fitzherbert den Ernst der Lage begriffen hatte.
    Edward stammelte: »Wir … wir müssen daran glauben, dass Arabella noch am Leben ist …«
    »Wunder geschehen immer wieder, Sir«, sagte Sergeant Menner. Da er selbst Kinder hatte, konnte er sich vorstellen, was in dem Mann vorging.
    »Genau, das stimmt!«, sagte Edward eifrig. »Ich kann meiner Frau doch nicht sagen, dass es keine Hoffnung mehr gibt! Um Himmels willen, das kann ich ihr unmöglich antun!«
    Der Sergeant nickte. »Tatsache ist, dass wir möglicherweise keine Leiche finden werden, Sir. Darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Es gibt Dingos da draußen, Raubvögel und Millionen Ameisen. Sie sagten, Sie hätten Ihre Tochter zuletzt in der Nähe von Marree gesehen?«
    »Ja.«
    »Das sind von hier aus etliche hundert Meilen. Mit Kamelen würde es Wochen dauern, die Gegend gründlich abzusuchen. Pferde sind für eine solche Distanz nicht geeignet, sie würden in der Wüste zugrunde gehen. Niemand kann da draußen länger als ein paar Tage überleben. Nicht einmal ein gesunder, kräftiger Mann. Und jemand, der verletzt ist …« Er beendete den Satz nicht.
    »Ich werde mich nicht damit abfinden, dass meine Tochter tot sein soll. Ich werde nach ihr suchen«, beharrte Edward. »Sie könnte ja auch erst heute Morgen aus dem Zug gefallen sein, nur ein paar Meilen von hier, kurz bevor wir aussteigen mussten.«
    Der Sergeant nickte. Er konnte verstehen, dass Edward sich an jeden Strohhalm klammerte. »Aber es ist zu gefährlich und obendrein viel zu anstrengend, Ihre Tochter auf eigene Faust zu suchen, Sir. Überlassen Sie das Leuten, die etwas davon verstehen. Ich werde meine besten Männer zu einer Suchmannschaft abkommandieren.«
    »Wann?«
    »Sobald wie möglich. Es ist besser, wenn Sie jetzt ins Hotel zurückkehren und sich um Ihre Frau kümmern«, fügte der Sergeant hinzu. »Ich werde mich bei Ihnen melden, sobald ich etwas Neues weiß.«
    Auf dem Rückweg zum Hotel fiel Edward plötzlich ein, dass der Zug kurz hinter Marree gehalten hatte, weil ein Tierkadaver auf den Schienen gelegen hatte. Möglicherweise hatte Arabella die Gelegenheit genutzt, um auszusteigen und sich die Füße zu vertreten. Für einige Augenblicke erfüllte ihn Hoffnung. Dann aber meldeten sich Zweifel. Weshalb sollte Arabella freiwillig mitten in der Wüste aus dem Zug steigen, noch dazu nur mit einem Nachthemd bekleidet? Alle ihre anderen Sachen hatten sich ja noch im Abteil befunden. Arabella musste doch klar gewesen sein, dass der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher