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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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davon.
    »Was ist los, Schatz?«, murmelte Clarice schlaftrunken, als Edward die Tür geschlossen hatte.
    »Der Zug kann nicht weiter, weil die Schwellen von Termiten zerfressen wurden. Wir müssen unseren Weg zu Fuß fortsetzen, hat der Schaffner gesagt.« Während er sprach, klopfte er leise an die Toilettentür, aber niemand antwortete.
    »Seltsam«, sagte er. »Ich dachte, Arabella wäre auf der Toilette, aber sie antwortet nicht.«
    »Arabella? Arabella!«, rief Clarice. Keine Antwort. »Schau bitte nach, Schatz«, bat sie ihren Mann.
    Edward öffnete die Toilettentür. Verwundert drehte er sich zu seiner Frau um. »Leer.«
    Clarice schwang die Beine aus dem Bett. »Ich ziehe mich an und packe unsere Sachen. Du siehst unterdessen nach, wo Arabella steckt.«
     
    Kurze Zeit später kehrte Edward ins Abteil zurück. Seine Miene war besorgt.
    »Hast du sie gefunden?«, fragte Clarice.
    Er schüttelte den Kopf. »Niemand hat sie gesehen.«
    Clarice sah ihn beunruhigt an. »Das gibt’s doch nicht, sie muss doch irgendwo sein! Hast du die Harris von nebenan schon gefragt?«
    »Ja, aber die haben sie auch nicht gesehen. Vielleicht hat sie sich jemandem in einem der anderen Waggons angeschlossen.« Edward bemühte sich, seine aufsteigende Panik zu unterdrücken. Arabella konnte sich schließlich nicht in Luft aufgelöst haben.
    Mit dem Nötigsten bepackt, eilten Edward und Clarice den Korridor entlang. Zugbegleiter halfen den Fahrgästen beim Aussteigen. Einige Passagiere gingen bereits an der Bahnstrecke entlang in Richtung Stadt. Clarice stieg aus, während Edward oben in der Tür stehen blieb und den Blick über die Fahrgäste schweifen ließ. Doch sosehr er sich den Hals verrenkte, er konnte Arabella nirgends entdecken.
    Edward stieg die Stufen hinunter. Er hörte, wie Clarice, die schon vorausgegangen war, immer wieder den Namen ihrer Tochter rief, und eilte ihr nach.
    »Ich kann sie nirgends finden, Edward!« Die Panik in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    Das Zugpersonal trieb die Fahrgäste zur Eile an. Bald würde es unerträglich heiß werden.
    »Bitte gehen Sie weiter«, drängte der Zugführer.
    »Ohne unsere Tochter gehen wir nirgendwohin!«, fuhr Edward ihn an. »Sie muss noch im Zug sein. Wir gehen nicht von hier weg, bis wir sie gefunden haben!«
    Eine halbe Stunde später waren auch die letzten Passagiere ausgestiegen, doch Arabella war immer noch wie vom Erdboden verschluckt. Clarice’ Furcht schlug in Hysterie um. Edward war erbost, weil das Zugpersonal so wenig Anteilnahme zeigte.
    »Jedes Abteil muss durchsucht werden!«, verlangte er nachdrücklich.
    »Beruhigen Sie sich, Sir«, sagte der Zugführer, »wir machen das schon. Wenn Ihre Tochter noch im Zug ist, werden wir sie finden.« Er vermutete, dass die Fitzherberts sich mit ihrer Tochter gestritten hatten, sodass sie sich aus Trotz jemand anderem angeschlossen hatte, ohne ihren Eltern ein Wort davon zu sagen. Andererseits hatte der Zug nur einundvierzig Fahrgäste gehabt, und auf keinen von denen, die sich zu Fuß auf den Weg nach Alice Springs gemacht hatten, traf Arabellas Beschreibung zu.
    »Natürlich ist sie noch im Zug!«, ereiferte sich Edward, den so viel Gemütsruhe zur Raserei brachte. »Wo soll sie denn sonst sein?«
    Zwanzig qualvolle Minuten später war der Zug bis in den letzten Winkel durchsucht worden, doch von Arabella fand sich keine Spur.
    »Wo ist unsere Tochter dann?«, wollte Edward wissen, der in der Zwischenzeit noch einige Mitreisende befragt hatte.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, Sir«, antwortete der Zugführer.
    »Was soll das heißen? Kommt es öfter vor, dass Ihnen unterwegs Fahrgäste abhanden kommen?«
    »Natürlich nicht!«, rief der Zugführer gereizt.
    Clarice sah ihren Mann bestürzt an. »Du denkst doch nicht etwa … Arabella wird doch nicht …?« Sie schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
    Edward begriff nicht. »Was meinst du, Liebes?«
    Clarice wandte sich dem Zugführer zu. »Könnte es sein, dass … dass unsere Tochter aus dem Zug gefallen ist?«, fragte sie mit vor Angst schriller Stimme.
    »Nun ja … Ihr Wagen war der letzte, und falls Ihre Tochter die hintere Zugtür geöffnet hat, dann … dann könnte es möglich sein«, erwiderte er stockend. Der Gedanke war ihm selbst auch schon gekommen, doch er hatte nicht gewagt, es laut auszusprechen, denn es käme für das Mädchen einem Todesurteil gleich. Noch nie war ein Passagier aus dem fahrenden Zug gefallen. Die Vorstellung war
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