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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Panik schüttelte sie ihr Bein. Die Spinne fiel herunter und flüchtete unter ein Gestrüpp. Als Arabella sich ein wenig beruhigt hatte, schaute sie sich um. Verzweiflung überkam sie, als sie nirgends die Bahnstrecke entdecken konnte. Alles sah fremd aus. Das Land war flach und endlos weit; auf dem roten Sand kämpften dorniges Gestrüpp und unscheinbare Gänsefußsträucher ums Überleben. Arabella sah keine Landmarken, die ihr zur Orientierung hätten dienen können, weder Felsformationen noch Hügel oder Baumgruppen. Langsam stand sie auf und drehte sich im Kreis. Ihr Blick fiel auf einen einsamen Baum in der Ferne, dem einzigen weit und breit. Sie beschloss, dorthin zu gehen, in der Hoffnung, ein wenig Wasser oder vielleicht sogar essbare Früchte zu finden. Ohne Wasser hätte der Baum in dieser kargen Vegetation ja kaum überleben können.
    Arabellas Knöchel war zwar noch geschwollen, tat aber nicht mehr ganz so weh. Dennoch kam sie nur langsam voran, denn ihre Glieder fühlten sich taub und steif an. Sie war durchgefroren und dankbar für die Wärme, die die aufgehende Sonne spendete. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so gefroren zu haben – und das nach der Gluthitze des vergangenen Tages. Die Temperaturschwankungen in diesem Wüstenklima waren schier unvorstellbar. Und die Nacht war nicht nur bitterkalt gewesen, sondern auch feucht. Arabella hustete. Ihr Mund war so ausgetrocknet wie die Landschaft ringsum. In ihrer Not leckte sie den Tau von den Blättern der Sträucher, an denen sie vorbeikam.
    Ein merkwürdiges Geräusch ließ sie herumfahren. Fünf Emus näherten sich. Sie gaben einen bedrohlichen Trommellaut von sich. Die Schnäbel der Laufvögel waren messerscharf und ihre muskulösen Beine sehr kräftig. Die langen Krallen können einem Menschen bestimmt schreckliche Wunden schlagen, dachte Arabella. Die Tiere musterten die junge Frau aus ihren dunklen, neugierigen Augen, und sie bekam Angst. Schreiend rannte sie los, so schnell sie konnte. Sie stürzte, rappelte sich hoch, hinkte weiter, fuchtelte mit den Armen und kreischte hysterisch. Hätte sie sich umgedreht, hätte sie gesehen, dass ihr Geschrei die Emus längst vertrieben hatte.
    Endlich hatte sie den Baum erreicht, ging hinter dem Stamm in Deckung und spähte vorsichtig, mit wild klopfendem Herzen, dahinter hervor. Verdutzt stellte Arabella fest, dass die Emus in weiter Ferne unbekümmert über den Sand staksten. Einen Augenblick kam sie sich schrecklich dumm vor, weil sie sich vor den Tieren gefürchtet hatte. Beinahe wünschte sie sich, die Emus wären dageblieben, damit sie nicht so allein wäre. Ihr Magen knurrte vor Hunger, und sie hob den Blick und suchte die Äste nach Früchten oder Beeren ab, doch außer einem verlassenen Vogelnest war nichts zu entdecken. Auch von Wasser gab es weit und breit keine Spur. Grenzenlose Verzweiflung überkam Arabella. Sie hockte sich hin. »Bitte komm und hol mich, Mummy«, schluchzte sie. »Lass mich nicht hier draußen sterben!«
    Gegen sechs Uhr an diesem Morgen kam der Afghan-Express mit einem so heftigen Ruck zum Stehen, dass die Passagiere unsanft aus dem Schlaf gerissen wurden. Edward Fitzherbert warf einen Blick aus dem Abteilfenster und sah, dass der Zug auf freier Strecke hielt. Lag schon wieder ein Tierkadaver auf den Gleisen? Edward wartete ein paar Minuten und lauschte. Dann stand er auf, um nachzusehen, was draußen los war. Clarice hatte sich noch einmal auf die andere Seite gedreht. Edward spähte hinter den Vorhang zwischen den Abteilbetten und stellte verwundert fest, dass Arabellas Bett leer war. Seltsam. Sie hatte das Abteil während der gesamten Zugfahrt nicht verlassen. Dann aber sagte er sich, dass sie vermutlich auf der Toilette war, die zum Abteil gehörte.
    Als Edward sich seinen Morgenrock übergeworfen hatte und seine Pantoffeln suchte, klopfte es an der Abteiltür. Ein Schlafwagenschaffner stand draußen.
    »Ich muss Sie bitten, sich anzuziehen, Sir. Alle Fahrgäste müssen den Zug verlassen. Nehmen Sie nur das Nötigste mit.«
    »Was ist denn passiert?«, wollte Edward wissen.
    »Der Zug kann nicht weiter. Termiten haben die Schwellen zerfressen. Auf welcher Länge, wissen wir noch nicht, aber eine Weiterfahrt wäre in jedem Fall zu riskant. Wir müssen zu Fuß weiter. Ihr Gepäck wird später abgeholt.«
    »Zu Fuß? Wie weit ist es denn noch?«
    »Ungefähr fünf Meilen, Sir. Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss die anderen Fahrgäste informieren.« Schon eilte er
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