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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit
Autoren: Anne Stuart
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aufschlitzte und meine Jünger mit dessen Blut bespritzte.“
    Benedick hörte einen erstickten Laut hinter sich, den er nicht beachtete.
    Verfluchtes Weib!
    „Aber ich bin nicht betäubt. Und ich weiß, wer du bist.“ Er wurde mit einem vertrauten Kichern belohnt, das die leiernden Gesänge übertönte. „Natürlich weißt du es, alter Junge. Etwas anderes hätte ich nicht erwartet.“
    „Ich hingegen erwarte jeden Moment Verstärkung. Du wirst doch kaum hoffen, dass du damit durchkommst. Lass das Mädchen zufrieden. Wenn du dich jetzt besinnst, kannst du auf den Kontinent fliehen, und niemand wird dich zur Rechenschaft ziehen.“
    „Wieso sollte ich? Ich bin im Begriff, alles zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe“, erklärte sein einstiger Freund im Brustton der Überzeugung. „Du bringst mich nicht zu Fall. Es stehen zu viele untadelige Namen auf dem Spiel. Keiner dieser hochwohlgeborenen und einflussreichen Herren würde je gestehen, an einer schändlichen Bluttat beteiligt gewesen zu sein. Und sollte es dir in den Sinn kommen, die Herrschaften zu verraten, bin ich der festen Überzeugung, sie schwören jeden Eid, dass dein Bruder dieses Mädchen getötet hat. Und was deine sogenannte Verstärkung angeht, die gibt es nicht. Alle deine sogenannten Freunde sind nämlich hier versammelt. Akzeptiere die Tatsachen, Rohan. Ich habe gewonnen, und dies ist erst der Anfang.“
    Er hob den Dolch mit gestrecktem Arm hoch, dabei rutschte ihm die Kapuze so weit nach hinten, dass Benedick Harry Mertons teuflisch grinsende Visage erkennen konnte.
    „Nein!“, brüllte Benedick, stürmte los und setzte mit einem Sprung über den Altartisch. Doch nicht alle Mönche befanden sich in benommener Trance, wie es den Anschein hatte. Harry brachte sich mit einem seitlichen Sprung in Sicherheit, während zwei vermummte Gestalten sich auf Benedick stürzten und ihm die Arme nach hinten rissen. Blitzschnell stieß er dem linken Angreifer das Knie mit voller Wucht in die Weichteile, der sackte vornüber und wälzte sich winselnd auf dem Boden. Nun bekam der zweite Widersacher Benedicks glühenden Zorn zu spüren. Er holte aus und setzte ihm seine gerade Rechte mitten ins Gesicht, hörte Knochen knacken, bevor dem Satansmönch ein Schwall Blut aus Nase und Mund sprudelte. Benedick rieb sich die Faust, als der Mann vor Wut und Schmerz brüllend nach hinten taumelte und zu Boden stürzte. Die Kapuze rutschte ihm in den Nacken, und Benedick erkannte Pennington, der sich wimmernd an die zerschmetterte Nase fasste. Nun gab es nur noch Harry Merton, der ihn mit einem lauernden Funkeln in den Augen beobachtete, den blitzenden Dolch in der Faust.
    Merton war dem aufgebahrten Opfer näher als Benedick, der befürchtete, nicht schnell genug zu sein, um dem Irrsinnigen Einhalt zu gebieten, bevor der zustieß. „Komm schon, Rohan, alter Freund“, gurrte Harry. „Du hast zwei meiner besten Leute außer Gefecht gesetzt und willst vermutlich nicht aufgeben, wie? Du solltest allerdings bedenken, dass ich diesem Kind die Kehle durchschneide, ehe du auch nur zum Sprung ansetzen kannst. Und das ist das Signal für eine Orgie, der nicht einmal du Einhalt gebieten kannst. Du wirst von meinen fanatischen Anhängern niedergetrampelt werden, die danach lechzen, das Opferblut zu trinken. Und ich garantiere dir, einer wird dir ein Messer zwischen die Rippen stoßen, bevor du überhaupt weißt, was geschehen ist.“
    „Ich reiße dich mit mir in den Tod, du elender Abschaum“, brüllte Benedick, bereits im Sprung, um ihm an die Kehle zu gehen. Er hörte einen schrillen Schrei – Melisande. Aber nichts konnte ihn in seinem rasenden Zorn aufhalten. Und dann explodierte die Welt.

36. KAPITEL
    M elisande schrie gellend, als der Zorn Gottes, das Jüngste Gericht, mit ohrenbetäubendem Getöse über die grausige Szenerie hereinbrach. Sie kauerte sich auf den Boden, hob die Arme über den Kopf, um sich vor Gesteinsbrocken zu schützen, als das Felsengewölbe donnernd einstürzte. Geröll, Sand und Staub prasselten auf die gottlose Versammlung hernieder. Etwas Hartes schlug zwischen ihre Schulterblätter, raubte ihr die Luft zum Atmen. Röchelnd und hustend versuchte sie sich aufzuraffen.
    Allmählich versiegte das Krachen herabstürzender Felsbrocken, das knirschende Rieseln von Geröll und Sand. Und damit verstummte gottlob auch der gespenstische Singsang. Endlich wagte sie den Kopf zu heben, spähte blinzelnd durch die Staubwolken, suchte verzweifelt
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