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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit
Autoren: Anne Stuart
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an, und er war erleichtert und verdutzt zugleich. Hastig ordnete er seine Kleidung und ermahnte sich, an Wichtigeres zu denken. Wenigstens waren Angst und Hilflosigkeit von ihr gewichen. Ihre Streitlust war ihm wesentlich lieber.
    „Gib mir deine Kutte“, flüsterte sie hastig.
    „Ich kann mich doch nicht ohne Verkleidung unter dieses Dreckspack mischen. Und von dir erwarten sie, nackt auf dem Präsentierteller zu liegen. Wobei mir schleierhaft ist, wieso sie dich hier zurückgelassen haben. Die Mistkerle sind an dir vorbeidefiliert, ohne Notiz von dir zu nehmen.“
    „Sie stehen unter Drogen“, erklärte sie knapp.
    „Das erklärt manches. Kein normaler Mann würde eine Frau wie dich ignorieren.“
    Sie ging darüber hinweg. „Gib mir diese verfluchte Kutte!“
    Er wäre beinahe dazu bereit gewesen, doch ihr Tonfall machte ihn stutzig. „Ich brauche sie dringender als du. Leg dich wieder auf diesen Tisch und halte still. Mit etwas Glück nimmt auch niemand Notiz von dir, wenn sie gehen.“
    Sie packte ihn vorne am Gürtel und riss ihn zu sich. „Wenn du denkst, ich lasse mich beschwatzen, hast du dich geirrt. Gib mir die Kutte!“
    Widerstrebend gab er nach, auch wollte er ihren schönen Körper an diesem unheimlichen Ort keinen lüsternen Männerblicken aussetzen. Er trug wie immer schwarze Kleidung und könnte sich vielleicht unbemerkt unter die Versammlung mischen, wenn er sich im Schatten hielt. „Du musst nach oben gehen. Ich finde Betsey und bringe sie.“
    „Du kennst sie doch gar nicht!“, zischte Melisande.
    „Wie viele Kinder haben die Verbrecher denn für ihr Blutopfer vorgesehen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Seine beseligte Stimmung nach der sexuellen Erlösung und dem Wissen, dass Melisande in Sicherheit war, löste sich in nichts auf. Stirnrunzelnd blickte er auf die Frau herab, die ihm aus Gründen, über die er nicht nachdenken wollte, so viel bedeutete. „Du weigerst dich also, dich in Sicherheit zu bringen?“
    „Ich gehe nicht, wenn das Leben eines Kindes auf dem Spiel steht.“
    „Glaube mir, der einzige Mensch, der heute Nacht eines schrecklichen Todes sterben wird, ist der Unhold, der diesen Wahnsinn angezettelt hat.“
    „War das nicht einer deiner Vorfahren?“
    „Früher hatte die Loge nichts mit Grausamkeiten, Irrsinn und Blutopfern zu tun. Wer immer dafür verantwortlich ist, wird diese Nacht nicht überleben. Das Monster hat Brandon eingeredet, ein junges Mädchen ermordet zu haben. Er hat alles darangesetzt, um meinen Bruder in den Wahnsinn zu treiben. Und dafür werde ich ihn töten.“
    Melisande sah ihn lange sinnend an, dann seufzte sie. „Wie schön“, sagte sie dann sarkastisch. „Bevor du deinen Bruder rächst, können wir bitte Betsey retten?“
    Er hatte wieder alles falsch gemacht, das wusste er mit erschreckender Gewissheit, aber es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, geschweige denn, darüber zu reden. Wieder gab es eine Frau, mit der er leben, die er in seinem Bett haben wollte. Wieder gab es eine Frau, für die er viel zu viel empfand, sosehr er sich auch bemühte, sie sich aus dem Herzen zu reißen.
    „Ich fürchte nein“, murmelte er. Und bevor sie wusste, was er tat, versetzte er ihr einen gezielten Faustschlag ans Kinn, und sie ging zu Boden.
    Er fing sie auf, ehe sie auf dem harten Fels landete. Das jahrelange Training im Boxsport hatte sich gelohnt, er hatte den besten Treffer seines Lebens gelandet. Hätte sie nicht sofort das Bewusstsein verloren, hätte er kein zweites Mal zuschlagen können. Noch nie hatte er die Hand gegen eine Frau erhoben, hätte nicht im Traum daran gedacht, sie zu schlagen. Aber um ihr Leben zu retten, war er zu allem fähig.
    Er hielt sie einen Augenblick in den Armen und blickte in ihr friedliches Gesicht. „Es tut mir schrecklich leid, meine Liebste“, raunte er und strich mit den Lippen über ihren Mund. „Aber ich weigere mich, dein Leben aufs Spiel zu setzen. Du kannst mich später dafür umbringen.“
    Er trug sie zu einer entfernten Felsennische und legte sie behutsam auf die Kissen, die sonst eindeutig anderen Lustbarkeiten dienten. Es wäre klüger gewesen, die Kutte wieder an sich zu nehmen, aber er ertrug es nicht, sie nackt und wehrlos zurückzulassen. Er wünschte lediglich, es bliebe ihm Zeit, sie nach oben in Sicherheit zu bringen.
    Er durfte kein Risiko eingehen, deshalb nahm er ihr den Hanfstrick ab, der als Gürtel diente, und fesselte ihr damit die Hände, nicht zu fest, damit sie sich
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