Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
würde er sich im Sattel von Bucephalus über die Klippen ins Meer stürzen. Nein, das könnte er seinem treuen Pferd nicht antun. Er würde ihn anbinden und in den Abgrund springen. Hätte er ein Schwert, würde er es sich nach guter römischer Sitte in die Brust stoßen. Aber im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als sich sinnlos zu betrinken.
    „Wie schlimm steht es mit ihm?“ Charlotte, Marchioness of Haverstoke, streckte den Kopf zur Tür herein. Auch im Alter war sie noch eine schöne Frau mit ihrem roten, von Silberfäden durchzogenen Haar. Der Blick ihrer großen grünen Augen ruhte mitfühlend auf ihrem ältesten Sohn.
    „Ich fürchte, er leidet wesentlich mehr als deine Schwiegertochter“, antwortete Adrian grinsend.
    Charlotte lächelte. „Sieht so aus. Es wird nicht mehr lange dauern.“
    Adrian runzelte besorgt die Stirn. „Sie wird es doch aber schaffen, oder?“
    „Sie ist stark wie ein Pferd“, versicherte Charlotte zuversichtlich. „Gib ihm noch einen Whisky.“
    Der Morgen graute bereits, als die Tür erneut geöffnet wurde. Benedick, der Sturschädel, hatte sich eigensinnig geweigert, einfach umzukippen, und so saß er immer noch vor sich hinmurmelnd auf dem Sofa und wälzte in seinem betrunkenen Kopf die aberwitzigsten Pläne, wie er seinem Leben ein Ende bereiten würde, jetzt, da die Gewissheit bestand, dass er auch seine dritte Frau verloren hatte.
    „Ein Bild des Jammers“, stellte Miranda fest und trat an den Kamin.
    „Sei nicht so streng mit ihm, Liebste“, sagte Lucien mit schwerer Zunge. „Er hat eine Menge durchgemacht.“
    „Diesmal nicht“, erklärte sie munter. „Er flutschte leichter aus ihr heraus als meine Babys.“ Sie legte die Hand an ihren erneut schwellenden Leib, ihre siebte und hoffentlich letzte Schwangerschaft.
    „Er? Ist es ein Knabe?“ Adrian hob leicht benommen den Kopf. Er hatte ebenso wie Lucien eine Menge Whisky getrunken. Keiner der drei Herren war in bester geistiger Verfassung.
    „Ja, du hast einen Enkelsohn. Charles Edward nach deinem Bruder, der in jungen Jahren verstorben ist.“
    Adrian Rohan blinzelte. Es musste der Whisky sein, der ihm die Tränen in die Augen trieb. „Wessen Idee war das?“, fragte er mürrisch.
    „Melisandes, natürlich. Benedick weigerte sich ja strikt, einen Namen für das Baby vorzuschlagen in der Gewissheit, sie und das Kind begraben zu müssen.“
    „Und … sind beide wohlauf?“
    „Hör es dir an“, erklärte Miranda schmunzelnd, ging zur Tür und hielt sie weit auf. Markerschütterndes Babygeschrei tönte durchs Haus.
    Benedick hob jäh den Kopf, verblüffend wach nach all dem Whisky, den er die ganze Nacht in sich hineingeschüttet hatte. Miranda schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Komm, mein tapferer Held. Deine Frau und dein Sohn haben Sehnsucht nach dir.“
    – ENDE –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher