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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit
Autoren: Anne Stuart
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Er hat sich unmöglich benommen. Typisch Mann. Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären. Männer gestehen weder sich noch anderen ihre Schwächen ein, verdrängen ihre Gefühle und wursteln sich durchs Leben oder legen sich eine Fassade der Kaltschnäuzigkeit zu. Benedick tut so, als berühre ihn nichts, was ganz und gar nicht stimmt. Es hat mit seinen Ehefrauen zu tun.“
    Melisande wollte nichts davon hören. Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten und vor sich hin gesungen wie ein trotziges Schulmädchen, aber das wäre zu kindisch gewesen. „Ja gut, er trauert immer noch um seine verstorbenen Gemahlinnen, das kann ich verstehen“, sagte sie stattdessen.
    „Das ist es nicht. Annis’ Tod hat ihm die Freude am Leben vergällt, und Barbaras Tod hat ihm den Rest gegeben. Aber er hat um seine Ehefrauen getrauert und ist darüber hinweggekommen. Das Tragische daran ist, dass ihm davor graut, dieses Schicksal könnte ihn ein drittes Mal treffen. Ihm graut davor, er könne sich wieder verlieben und heiraten und auch diese Frau würde bei der Entbindung ihres Kindes sterben.“
    Miranda antwortete mit einem freudlosen Lachen, sie war am Rande der Hysterie. „Das glaube ich nicht! Er hatte doch die feste Absicht, Dorothea Pennington einen Antrag zu machen, weil er einen Erben in die Welt setzen möchte.“
    „Weil er Miss Pennington nicht geliebt hat.“
    Melisande verschlug es für einen Moment die Sprache. „Das ist ja schrecklich“, murmelte sie schließlich.
    „Ja, so ist es. Ich würde nie behaupten, mein Bruder sei ein gütiger Mensch, verglichen mit meinem Ehemann ist er allerdings ein wahrer Musterknabe. Um ehrlich zu sein, um Dorothea Pennington würde ich auch keine Träne vergießen.“
    Die freimütigen Worte der Countess brachten Melisande zum Lachen. Es klang zwar etwas gepresst, dennoch ein von Herzen kommendes Lachen, nachdem sie noch vor einer Stunde gewettet hätte, nie wieder lachen zu können.
    „Schon besser“, sagte die Countess of Rochdale. „Sie zu verlieren, würde er nicht ertragen. Deshalb sah er sich gezwungen, Sie vor den Kopf zu stoßen und aus seinem Leben zu verbannen. Ich frage nicht, was er getan hat, befürchte jedoch, dass er Sie mit seiner scharfen Zunge verletzt hat. Wie gesagt, das war sehr dumm von ihm. Aber es gibt Zeiten, in denen alle Männer dumm sind. Vor allem, wenn sie verliebt sind.“
    „Hören Sie bitte auf, so zu reden!“, flehte Melisande. „Er ist nicht in mich verliebt.“
    „Gestatten Sie mir den Einwand: Ich kenne meinen Bruder länger und besser als Sie. Er ist hoffnungslos verliebt in Sie, auch wenn er sich weigert, es zuzugeben. Und ich gehe davon aus, dass Sie in ihn verliebt sind, andernfalls wären Sie nicht so verletzt und wütend.“
    „Ich bin verärgert“, behauptete Melisande hartnäckig. „Abgesehen davon ist er mir gleichgültig.“
    „Lügnerin“, entgegnete Miranda und blickte ihr forschend in die Augen. „Aber vielleicht irre ich mich auch. Ich liebe Benedick so sehr, kenne seine Stärken und Schwächen so gut, dass ich unterstelle, eine Frau mit klarem Verstand müsse ihn ebenfalls lieben.“
    „Dann fehlt es mir eben an klarem Verstand.“
    Miranda lächelte, jeder Zweifel in ihrem Blick war verflogen. „Sie müssen ihn bestrafen, nicht sich selbst. Und die einzige Chance, das zu tun, besteht darin, ihn zu heiraten.“

37. KAPITEL
    M elisande war vor Erschöpfung eingenickt und erwachte erst, als die Kutsche zum Stehen kam. Schlaftrunken nahm sie wahr, wie der Wagenschlag geöffnet und das Treppchen heruntergeklappt wurde. Betsey wurde von einem livrierten Diener in Empfang genommen, und Melisande wusste, dass sie in der Bury Street angekommen waren. Sie blieb sitzen. „Ich würde es vorziehen, nach Hause gefahren zu werden.“
    „Ich glaube nicht, dass Betsey noch mehr zugemutet werden darf. Sie braucht dringend ein Bett.“ Betsey rieb sich die Augen und gab weinerliche Laute von sich wie ein kleines Kind, das sie ja im Grunde auch war. „Und Ihre Freundin wartet hier auf Sie.“
    „Meine Freundin?“
    „Mrs Cadbury“, erklärte Miranda.
    „Emma würde dieses Haus niemals betreten.“
    „Hat sie aber! Aus Sorge um Sie. Ich konnte sie überreden, hier auf Sie zu warten und bei Brandon zu wachen. Der arme Junge ist in einem jämmerlichen Zustand von dem Opium und womit auch immer dieser bestialische Harry Merton ihn vollgepumpt hat. Wenn Sie darauf bestehen, wird unser Kutscher Sie später nach Hause
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