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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel
Autoren: Matthew Reilly
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Die größte Statue
aller Zeiten

    Wie ein Gott ragte sie über der Hafeneinfahrt von Mandraki auf, der wichtigsten Stadt des Inselstaates Rhodos, ähnlich wie heutzutage die Freiheitsstatue in New York.
    Im Jahr 282 vor Christus nach zwölfjähriger Bauzeit vollendet, war sie die größte Bronzestatue, die jemals hergestellt wurde. Mit ihren gewaltigen 34 Metern Höhe überragte sie selbst die größten Schiffe, die sie passierten.
    Sie stellte den griechischen Sonnengott Helios dar, muskulös und stark, mit einer Krone aus Olivenblättern, einer Halskette mit Gehängen aus massivem Gold und einer brennenden Fackel in der erhobenen rechten Hand.
    Zwar wurde das Standbild von den Rhodern zur Feier ihres Sieges über die Antigoniden errichtet (die die Insel Rhodos ein ganzes Jahr lang belagert hatten), seltsamerweise jedoch wurde die Herstellung von Ägypten finanziert – von zwei ägyptischen Pharaonen genauer gesagt, Ptolemaios I. und seinem Sohn Ptolemaios II.
    Doch während der Mensch zwölf Jahre brauchte, um den Koloss zu fertigen, vergingen nur 56 Jahre, bis die Natur ihn zerstörte.
    Als die Statue bei einem Erdbeben im Jahr 226 vor Christus schwer beschädigt wurde, waren es erneut die Ägypter, die den Rhodern anboten, sie wiederherzustellen – diesmal in Person des neuen Pharao, Ptolemaios III. Fast schien es so, als bedeutete der Koloss den Ägyptern mehr als den Rhodern.
    Aus Furcht vor den Göttern, die ihn gestürzt hatten, lehnten die Bewohner von Rhodos das Angebot Ptolemaios III. ab, worauf die Überreste der Statue fast 900 Jahre lang in Trümmern lagen, bis sie 654 von den einfallenden Arabern zerschlagen und in Einzelteilen verkauft wurden.
    Ein Rätsel aber ist bis heute geblieben.
    Eine Woche nachdem die Rhoder das Angebot von Ptolemaios III. zum Wiederaufbau des Kolosses ausgeschlagen hatten, verschwand der Kopf der gigantischen Statue, alles in allem fünf Meter hoch.
    Die Rhoder vermuteten stets, dass er von einem ägyptischen Frachtschiff fortgeschafft worden war, das Rhodos wenige Tage zuvor verlassen hatte.
    Der Kopf des Kolosses von Rhodos wurde nie wieder gefunden.

Angereb-Sumpf
    am Fuß des Äthiopischen Hochlandes
    Provinz Kassala, Ostsudan
    14. März 2006,16.55 Uhr
    6 Tage vor Tartarus

    Die neun Gestalten hasteten durch den von Krokodilen wimmelnden Sumpf, so schnell sie konnten, ständig tief geduckt.
    Alles sprach gegen sie.
    Ihre Gegner zählten mehr als 200 Mann.
    Sie waren nur zu neunt.
    Ihre Gegner hatten gewaltige logistische und technische Unterstützung: Hubschrauber, Flutlichtstrahler für die Arbeit bei Nacht und Boote jedweder Art – Kanonenboote, Hausboote, Kommunikationsboote, drei riesige Schwimmbagger, von dem Behelfsdamm, den sie gebaut hatten, gar nicht zu sprechen.
    Die Neun hatten nur das dabei, was sie in der Mine brauchten.
    Und jetzt hatten die Neun festgestellt, dass eine dritte Streitmacht zum Berg unterwegs war, dicht hinter ihnen; eine weitaus unangenehmere Streitmacht als die ihrer unmittelbaren Feinde, und die war schon unangenehm genug.
    Allen Berechnungen nach standen sie auf verlorenem Posten, hatten vor und hinter sich Feinde, aber die Neun rannten trotzdem weiter.
    Weil sie mussten.
    Weil sie das letzte Aufgebot waren.
    Der letzte Wurf.
    Sie waren die allerletzte Hoffnung einer Reihe kleiner Nationen, die sie vertraten.

    Ihre unmittelbaren Widersacher – aufgestellt von einer Allianz europäischer Staaten – hatten vor zwei Tagen den nördlichen Zugang zur Mine gefunden und waren tief in das Stollensystem vorgedrungen.
    Aus einem vor einer Stunde abgefangenen Funkspruch hatten die Neun erfahren, dass diese paneuropäische Truppe – französische Fallschirmjäger, deutsche Pioniere und ein italienischer Projektleiter – soeben das dritte Tor innerhalb der Mine erreicht hatte. Sobald sie das überwunden hatten, waren sie in der großen Kaverne.
    Sie kamen rasch voran.
    Was wiederum hieß, dass sie sich mit den Hindernissen in der Mine auskannten.
    Tödlichen Hindernissen.
    Fallen.
    Doch der Vormarsch der Europäer war nicht ohne Verluste vonstatten gegangen: Drei Mitglieder ihrer Vorhut waren am ersten Tag in eine Falle geraten und eines grausamen Todes gestorben. Aber der Leiter der europäischen Expedition – ein im Vatikan tätiger Jesuitenpater namens Francisco del Piero – ließ sich durch ihren Tod nicht aufhalten.
    Zielstrebig, unbeirrbar und ohne jedes Mitgefühl trieb del Piero seine Leute voran. In Anbetracht dessen, was auf dem
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