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Im schoenen Monat Mai

Im schoenen Monat Mai

Titel: Im schoenen Monat Mai
Autoren: Emile de Turckheim
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sind die Truchons und Monsieur Louis gleich so gewesen wie Pech und Schwefel. Sie sind bald darauf wiedergekommen, dann noch ein zweites Mal und ganz viele Male, so oft, dass wir ihnen immer das Bett im selben Zimmer ganz hinten im Gang gemacht haben, Martial und ich, und es das Truchon-Zimmer genannt haben. Lucette hat schnell gemerkt, dass sie sich getäuscht hat und auch bei den Truchons nicht die Liebe aus ihrer Vergangenheit findet. Die haben nur die Jagd und das Essen im Kopf gehabt und Monsieur Louis Komplimente gemacht, so sind sie seine besten Freunde geworden, und Monsieur Louis hat immer gesagt, ich lasse niemanden fallen, und wenn ich wüsste, dass Leute wie Sie mit Ihrer Liebe zur Jagd und Ihrem Sinn für Tradition sich um mein Gut kümmern, würde ich Sie sofort in mein Testament einsetzen und könnte in Frieden gehen. Wie das Paulette Truchon gehört hat, hat sie Hitzen und Herzklopfen gekriegt und Monsieur Louis doppelt so viele Komplimente gemacht und jede Nacht davon geträumt, dass er seine Pfeife abgibt und sie endlich das Geld, den Teich, das Haus mit den Nebengebäuden, die Waffenfabrik, den Wald mit den Wildschweinen und sogar die Schweine erbt, nur dass sie in der Gesellschaft aufsteigt. Das Problem war aber, dass Monsieur Louis wie alle Leute auf dem Land eine gute Gesundheit gehabt hat und einen Körper so stark wie ein Eber. Lucette hat immer gesagt, der wird uns noch alle begraben, aber obwohl sie sich da geirrt hat, weil er jetzt eine Kugel im Kopf hat und ich euch die Geschichte erzähle, nicht er, hat bei ihm nie wer, nicht einmal ein Arzt, auch nur die kleinste Krankheit finden können. Und nach dem Jagdunfall am 22. September in dem bewussten Jahr, nach dem wir die Truchons nie wiedergesehen haben, hat Lucette, die manchmal eine böse Zunge hat, deswegen gesagt, das war gar kein Unfall. Herr Truchon hat behauptet, dass er Monsieur Louis mit einem großen Wild verwechselt hat, aber Monsieur Louis hat seither kein Vertrauen mehr in die Truchons gehabt und sie nie wieder eingeladen. Frau Truchon hat davon eine Depression gekriegt und zu singen aufgehört, obwohl sie eine richtige Nachtigall war und beinah eine internationale Karriere gemacht hat. Herr Truchon hat alles wiedergutmachen wollen und Briefe an Lucette geschrieben, wo Sachen dringestanden sind wie
Nach allem, was Paulette und ich für Deine Erziehung getan haben, bist Du uns das schuldig. Sprich mit Monsieur Louis, damit wir wieder Freunde werden können
. Aber Monsieur Louis hat nie wieder was von ihnen wissen wollen. Ich kann euch gar nicht sagen, was das für eine Freude gewesen sein muss, wie sie das Testament gekriegt haben, mit dem ich mir ganz allein ganz viel Mühe gegeben habe, dass es wirklich wie ein echtes Testament ausschaut. Schon komisch, die Leute, kaum sagt man, dass sie was erben werden, wundern sie sich über gar nichts mehr und kommen am Wochenende angereist mit ihrem Hund, ihrer Frau, ihrem kleinen Köfferchen, um auf den Notar zu warten, der am nächsten Tag um elf Uhr vormittags kommen soll. Wenn es um viel Geld geht, verliert jeder etwas, das er vorher gehabt hat. Der Polizist verliert seinen Sinn für Ermittlungen, obwohl die Indizien, Alibis und andere nützliche Dinge für Mörder vor seiner Nase liegen. Der Soldat, weil Herr Hi, der Herr, der seinen Namen ganz klein auf die Gästeliste geschrieben hat, wie er gekommen ist, ist nämlich Berufssoldat, verliert seinen Sinn für Manöver. Wenn ich ein Testament von wem kriegen würde, der nicht einmal meinen Vornamen kennt, den ich noch nie gesehen habe und der mir trotzdem sein Vermögen und seine Schweine vermachen will, würde ich mir ein paar Fragen stellen, und obwohl ich ein Idiot bin, würde ich mich nicht so blöd mit einer Decke mit Wolken und Bärchen drauf auf dem Land umbringen lassen. Herr Hi war der unsicherste Kandidat auf meiner Liste, ich habe nicht geglaubt, dass er kommt. Deswegen habe ich sogar noch einen Satz zum Testament dazugeschrieben: »Sie werden sich sicher wundern, dieses Testament zu erhalten, aber Lucette (die uns leider verlassen hat, weil sie einundvierzig Jahre lang nicht geliebt wurde), hat großen Wert darauf gelegt, dass Sie einen Teil von meinen Gütern bekommen, als Erinnerung an die Liebe, die sie bezahlt oder unbezahlt mit Ihnen gemacht hat.« Ich habe den Satz Abdallah zum Lesen gegeben, er hat an dem Unterschwelligen und an meinem Französisch einiges auszusetzen gehabt und da und dort was korrigiert und ein
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