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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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auch nur in Erwägung zu ziehen, dass ihre Ehe zerbrechen könnte. Und dann hatte der Mann ihr erklärt, dass sie das Land ohne ihr Kind verlassen müsse.
    „Crater drückte fünf Jahre lang das schlechte Gewissen“, sagte Rafael. „Er erzählte uns, dass Kass Sie vor sechs Jahren nach einem Krach mit seinem Vater bei einer Ausgrabung in Alp de Ciel kennengelernt hatte. Er wusste, dass Sie jung, hübsch und schüchtern waren und Kass leichtes Spiel mit Ihnen hatte. Mein Cousin konnte ja sehr charmant sein, wenn er wollte. Jedenfalls passten Sie genau in den Plan, den Kass verfolgte. Niemand hatte jemals von Ihnen gehört, sie genossen nicht den Schutz und die Unterstützung einer bekannten oder mächtigen Familie. Kass konnte Sie umgehend heiraten und hoffen, dass Sie bald schwanger würden. Als dann aber unerwartet sein Vater starb, war er ein verheirateter Mann, der er eigentlich gar nicht sein wollte. Um Sie loszuwerden, bezahlte er Gefolgsleute, damit sie in Ihrer Vergangenheit herumwühlten und Ihnen nachstellten. Crater hatte immer seine Zweifel, ob das, was sie angeblich fanden, auch stimmte. Er war der Einzige, der von Ihnen schon vor der Hochzeit wusste, weil Kass veranlasst hatte, die Eheverträge aufzusetzen. Crater musste mit seinen Zweifeln leben, tun konnte er nichts. Ihm waren die Hände gebunden, denn Ihre Verzichtserklärung war rechtlich wasserdicht.“
    „Ja …“ Sie würde sich jede Minute ihres Lebens daran erinnern, wie die Kinderschwester ihr das Baby aus dem Arm genommen hatte, ihren gerade vier Wochen alten Matty, und Kass währenddessen unerbittlich und wütend schrie. „Dein Visum läuft in diesen Minuten aus. Du hast kein Recht, noch länger hierzubleiben. Verschwinde endlich.“
    Sie hatte sich so einsam gefühlt. Obwohl so viele Menschen im Schloss lebten – nicht einer war bereit gewesen, ihr zu helfen. Auch Crater nicht, der vertrauenerweckende silberhaarige ältere Herr, der sie immer freundlich behandelt hatte. Niemand hatte sie ernst genommen oder ihr Mitgefühl entgegengebracht.
    Sie hatte gehen müssen. Für immer.
    Für einige Zeit war sie ins Nachbarland Frankreich gegangen und hatte gehofft, so sehr gehofft, ein Schlupfloch im Gesetz zu finden, um ihr Kind wenigstens manchmal sehen zu können. Sie hatte Rechtsanwälte aufgesucht, sie hatte sie sogar Bittbriefe schreiben lassen. Doch Kass hatte am längeren Hebel gesessen.
    Sie blieb eine rechtlose Mutter.
    Nachdem die Presse es aufgegeben hatte, nach ihr zu suchen, und als sich die Aufregung legte, war sie nach Australien zurückgekehrt. Unter dem Mädchennamen ihrer Mutter hatte sie hier im Freilichtmuseum auf den historischen Goldfeldern eine Stelle angenommen.
    Nicht einen Cent ihrer Apanage hatte sie angerührt. Lieber wäre sie verhungert.
    Und nun war er hier, ihr Sohn. Fünf Jahre alt, und sie wusste nichts über ihn.
    Was hatte man dem Jungen über seine Mutter erzählt?
    „Was weißt du über mich, Matty?“
    „Mein Vater sagte, du bist ein leichtes Mädchen“, antwortete Matty, während er die Kuchenteller an den Tisch brachte. Offenbar verstand er darunter nicht das, was sein Vater ihm hatte eintrichtern wollen. „Tante Laura und Onkel Rafael haben mir erzählt, dass du eine nette Dame bist, die alte Sachen aus der Erde gräbt und herausfindet, wem sie gehört haben. Sie sagen, du erforschst das Alter.“
    „Altertum, Matty. Ich erforsche die Vergangenheit.“
    „Viel mehr wussten wir nicht von Ihnen“, erklärte Rafael.
    Der Regen klopfte auf das Dach, im Ofen knackte das Brennholz, und sie saßen nun zu dritt vor ihren Kuchentellern fast wie eine richtige Familie um den Tisch. Es war so heimelig in ihrer Küche, dass Kelly sich in eine andere Welt versetzt fühlte.
    „Meine Mutter und ich möchten, dass Sie zurückkehren, Kellyn“, sagte Rafael unvermittelt.
    Kelly blinzelte, und schon war es aus mit der Gemütlichkeit.
    „Zurückkehren, wohin?“
    „Nach Alp de Ciel.“
    „Lassen Sie die Scherze!“
    „Mathieu ist Kronprinz von Alp de Ciel.“
    „Das war er schon bei seiner Geburt, nehme ich an.“
    „Und ich bin Prinzregent, bis er regierungsfähig ist.“
    „Glückwunsch.“
    Was für eine absurde Unterhaltung in einer absurden Situation! Nichts und niemand hatte sie auf diesen Wahnsinn vorbereitet. Matty saß ruhig am Tisch und aß Schokoladenkuchen. Der Junge sah sie mit großen Augen an. Mit Augen, die aussahen wie … ihre eigenen. Ja, er hatte ihre Augen.
    Ihr Sohn beobachtete sie,
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