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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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es?“
    Kelly bekam eine Gänsehaut. Diese beiden Menschen hatten irgendetwas an sich … Der Mann sah sie so seltsam an …
    „Jaaa …“
    „Dann müssen wir mit Ihnen sprechen.“ Die Stimme des Fremden klang plötzlich eindringlich. Der rasche Blick, den er zu Pete hinüberwarf, beunruhigte sie. Sie bekam es mit der Angst zu tun.
    „Tut mir leid.“ Es fiel ihr nicht leicht, gelassen zu bleiben. „Wir schließen. Bitte kommen Sie morgen wieder.“
    „Aber wir sind wegen einer privaten Angelegenheit hier.“
    „Was darf ich darunter verstehen?“
    „Mathieu ist die private Angelegenheit.“ Mit einem Mal klang die Stimme des Mannes sehr weich, und er schaute den Jungen an. „Mathieu, das ist die Dame, derentwegen wir hergekommen sind. Ich glaube, sie ist deine Mutter.“
    Die Welt schien stillzustehen.
    Kelly war, als hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen. Nichts regte sich. Nichts.
    Lange sah sie den Mann an, unfähig, den Blick abzuwenden. Sie fühlte sich wie erstarrt.
    Langsam streckte sie die Hand vor, wie Halt suchend.
    Der Mann griff nach ihrem Ellbogen, stützte sie und hielt sie aufrecht.
    „Kellyn?“
    Sie rang nach Atem und fand schließlich die Kraft, sich ohne Hilfe auf den Beinen zu halten. Dann taumelte sie ein paar Schritte zurück.
    Beide beobachteten sie. Der Mann und das Kind. Geduldig abwartend.
    Hatte sie richtig verstanden?
    „Mathieu?“, hauchte sie.
    Das Kind sah fragend zu dem Mann auf. Dann nickte es ernst. „ Oui .“
    „ Tu parles Anglais ?“ Eine dumme Frage. Der Junge hatte bereits gezeigt, dass er Englisch verstand und sprach.
    „ Oui “, wiederholte der Kleine und hielt die Hand seines Onkels noch fester umklammert. „Meine Tante Laura sagt, es ist wichtig, Englisch zu können.“
    „Mathieu.“ Kelly bekam weiche Knie. Sie gab dem nach und ließ sich in die Hocke nieder, um auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein. „Du bist Mathieu. Mein … mein Mathieu?“
    Der Junge zögerte. Wieder schaute er zu seinem Onkel hoch. Als der ernst und zustimmend nickte, betrachtete Mathieu sie schweigend und ausgiebig, berührte, wie um sich zu versichern, sogar ihren Arbeitskittel und sah ihr dann unverwandt in die Augen. Sein kleines Kinn zitterte.
    „Ich weiß nicht“, wisperte er.
    „Du weißt es“, sagte Rafael sanft. „Wir haben es dir doch erklärt.“
    „Aber sie sieht gar nicht aus wie …“
    Das Kind scheint genauso verwirrt zu sein wie ich, dachte Kelly. Und ebenso ungläubig. Es versuchte, das Weinen zu unterdrücken.
    Als ihm Tränen über die Wangen liefen, hätte Kelly sie gern fortgewischt. Doch das durfte sie nicht. Sie musste das Bedürfnis, den Jungen zu berühren, bezwingen.
    Sie musste warten, abwarten.
    Schließlich schluckte er und drängte sich dichter an den Mann.
    „Onkel Rafael sagte, du bist meine Mama“, flüsterte er mit Hoffnung und Angst in den Augen.
    Da verlor Kelly die Selbstbeherrschung. Obwohl sie sich geschworen hatte, nicht mehr zu weinen, stürzten ihr die Tränen aus den Augen. Es gab keine Möglichkeit, sie aufzuhalten, irgendetwas zu sagen oder zu tun. Sie konnte nur vor ihrem Sohn knien und den Tränen freien Lauf lassen.
    „He, Kelly.“ Das war Pete. Wahrscheinlich kam ihm ihr Betragen merkwürdig vor. Außerdem wollte er die letzten Museumsbesucher loswerden. „Es ist fünf nach fünf“, brüllte er vom Tor herüber.
    Rafael schaute auf sie hinab, erkannte, dass sie nicht in der Lage war, zu antworten, und rief: „Wir sind keine Besucher. Wir sind Freunde von Kellyn.“
    „Kelly?“ Pete klang argwöhnisch.
    Sie riss sich vom Anblick des Kindes los und räusperte sich. „Schließ ruhig ab, Pete. Ich nehme sie mit nach Hause.“
    „Alles in Ordnung?“
    Der Chef des Wachpersonals schien beunruhigt. Er war fast sechzig und fühlte sich nicht nur für das Gelände, sondern auch alle Mitarbeiter verantwortlich wie ein Familienoberhaupt. Kelly fürchtete, dass er herüberkommen, Rafael nach seinem Ausweis fragen und ihr eine Standpauke halten würde, weil sie einen Fremden zu sich einlud.
    „Ja, alles in Ordnung“, rief sie ihm zu und legte mehr Sicherheit in ihre Stimme, als sie empfand. „Ich kenne diese Leute.“ Und leise fügte sie hinzu: „Ich kenne dieses Kind.“
    Auf dem Gelände des Freilichtmuseums, auf dem das Leben der Goldgräber um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts rekonstruiert war, gab es Minenschächte, Übernachtungslager, Geschäfte, Hotels und kleine Häuser. So weit wie möglich wurde alles
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