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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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Kass, dass sein Sohn keine Mutter braucht.“ Während sie krank war, hatte sie im Fieber fantasiert. Vielleicht war sie wieder krank und bildete sich die Anwesenheit ihres Kindes nur ein?
    Nein, Matty war da. Er verkleinerte gerade ein Kuchenstück und schob sich den kleinen Teil in den Mund.
    „Mein Cousin“, Rafael sprach mit gesenkter Stimme, „war ein Mensch ohne Moral. Ich weiß inzwischen, was er Ihnen angetan hat. Er hat Sie zu seiner Frau gemacht, als Sie fast noch ein Mädchen waren. Als Bürgerliche, die in ein Fürstenhaus heiratete, mussten Sie sich bereit erklären, im Falle einer Trennung gemeinsame Kinder dem Vater zu überlassen. Sie müssen sich wie im Niemandsland gefühlt haben, als sie Mutter eines Kronprinzen wurden. Auf Ihre Rechte hatten Sie ja schriftlich verzichtet. Selbst wenn Sie Affären gehabt …“
    „Aber ich hatte keine Affären. Nicht eine einzige“, unterbrach ihn Kelly heftig. „Warum unterstellt man mir so etwas?“
    „Ich glaube Ihnen. Und andere bezweifeln inzwischen auch Kass’ Version“, sagte Rafael grimmig. „Ihre angebliche Untreue diente als Vorwand für die Trennung und sollte Ihre Unmoral beweisen. Jeder wusste, dass Kass niemals vorhatte, eine richtige Ehe zu führen. Er hat Sie geheiratet, um seinen Vater vor den Kopf zu stoßen. Aber …“
    „Ich möchte darüber nicht sprechen.“
    „Das kann ich verstehen. Doch wir müssen darüber reden.“
    Rafael hielt sie immer noch fest. Sie schaute auf seine und ihre ineinander verschränkten Finger. Würde sie die Kraft haben, ihre Hand zurückzuziehen?
    Ja! Der Mann war ein de Boutaine. Deshalb war es nötig. Sie entzog ihm ihre Hand, und er gab sie frei.
    „Dem Gerede nach“, fuhr er fort, „hat Kass eine Bürgerliche geheiratet, die kaum besser war als er selbst. Er brachte seine Frau erst in den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft nach Hause ins Schloss. Kaum war das gemeinsame Kind geboren, begann es in der Ehe zu kriseln. Kass wusste die Untreue und den schlechten Charakter seiner Frau so eindringlich zu schildern, dass sogar ein Vaterschaftstest gerechtfertigt schien. Sobald der DNA-Vergleich bewiesen hatte, dass Mathieu sein Sohn war, erklärte er das Visum seiner Frau für ungültig, verwies sie des Landes und verbot ihre Rückkehr. Die Frau verschwand, und nicht einmal die Boulevardpresse spürte sie auf. Man hat nie wieder etwas von ihr gehört, auch keine Forderungen nach einer Erhöhung der Apanage. Sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben.“
    „Und Matty?“, flüsterte Kelly. „Wie ist es ihm ergangen?“ Jeden Tag hatte sie sich das gefragt.
    Rafael schaute lächelnd zu seinem Neffen hinüber. Der Kleine war dabei, die Krümel mit dem Finger aufzustippen und in den Mund zu stecken.
    „Kass überließ seinen Sohn den Nannys . Doch Matty hatte Glück im Unglück, denn meine Mutter nahm sich seiner an. In den paar Wochen, die Sie sich im Schloss aufhielten, war sie bei mir in Manhattan zu Besuch gewesen. Als sie zurückkam, fand sie das mutterlose Baby vor, dessen Vater keine Lust hatte, sich um ein Kind zu kümmern. Sie liebt Matty über alles und versuchte, ihm die Eltern zu ersetzen. Jeden Sommer, wenn Kass zum Glücksspiel nach Monaco oder nach Südfrankreich verschwand, flog sie mit dem Jungen zu mir nach New York. Kass hatte nichts dagegen. Und so ist Matty auch mir ans Herz gewachsen.“
    Kelly konnte kaum verarbeiten, was sie hörte. Sie rieb sich die Schläfen. „Ich habe Kopfschmerzen.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Rafael lächelte mitfühlend. Wenn sie wegen Matty nicht so angespannt gewesen wäre, hätte sein Lächeln ihr gutgetan.
    „In Bezug auf Ihren Charakter hat sogar meine Mutter Kass’ Darstellung geglaubt. Alle wussten ja, dass er seinen Vater mit der Wahl seiner Ehefrau treffen wollte. Er hatte schließlich angekündigt, eine unpassende Frau zu heiraten. Sie verschwanden, und die Lügen über Sie setzten sich bei Hof und im Land fest. Erst nach Kass’ Tod erzählte mir sein Privatsekretär, was sich wirklich zugetragen hatte.“
    „Crater …“
    „Sie erinnern sich an ihn?“
    „Ja.“ Nur zu gut. Ein älterer hoher Beamter … Mit einem Stoß Akten unter dem Arm war er zu ihr gekommen. Freundlich, aber unerbittlich hatte er ihr erklärt, sie habe keinerlei Rechte auf ihren Sohn. Dann war er mit ihr den Wortlaut der Papiere durchgegangen, die sie vor der Eheschließung leichtfertig unterzeichnet hatte. Sie war zu verliebt und gutgläubig gewesen, um
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