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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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sind.“
    Kelly war glücklich, dass ihr Sohn von sich aus mit ihr sprach. „Dann ist dein Onkel also hin und wieder im Schloss, Matty.“
    „Seit Kass’ Tod musste ich ständig dort sein“, erklärte Rafael.
    Obwohl das Kind sie gefangen nahm, spürte sie die Gegenwart dieses Mannes. Er machte sie irgendwie neugierig, und das irritierte sie.
    „Wie war es davor?“
    „Manchmal habe ich meine Mutter besucht, bin aber nie im Schloss gewesen und habe weder Kass noch seinen Vater gesehen. Meine Mutter lebt, wie gesagt, im Witwensitz. Wegen der Erinnerungen an meinen Vater wird sie ihn nie verlassen. Und in den letzten Jahren blieb sie auch wegen Mathieu.“
    So gab es immerhin einen Menschen, der ihren Sohn liebte. Er wurde nicht nur von bezahltem Personal versorgt. Kelly empfand tiefe Dankbarkeit für Rafaels Mutter, und auch ihm war sie dankbar.
    „Was soll ich nur tun?“, flüsterte sie.
    Rafael lächelte sie aufmunternd an. „Ihren Sohn kennenlernen.“
    „Zu welchem Zweck?“
    „Meine Mutter und ich haben alles überdacht. Matty ist Kronprinz von Alp de Ciel, aber er ist auch Ihr Sohn. Wir tragen Ihnen das Sorgerecht für ihn an und akzeptieren jede Ihrer Entscheidungen. Egal, was die Anwälte dazu sagen, wenn Sie mit ihm in Australien leben möchten. Sie sind jetzt wieder Mattys Mutter, Kelly. Beginnen Sie, die damit verbundenen Rechte und Pflichten zu übernehmen.“

2. KAPITEL
    Kelly war fassungslos. Seit fünf Jahren träumte sie davon, ihren Sohn wieder bei sich zu haben. Aber so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Die Wirklichkeit übertraf alles.
    „Warum nehmen Sie nicht ein Bad und ziehen sich etwas Trockenes an?“, schlug Rafael vor.
    Kelly begriff nicht gleich. „Wie bitte?“
    „Sie sind völlig durchnässt. Sie frieren. Wärmen Sie sich auf. Matty und ich haben Zeit. Wir essen Schokoladenkuchen und warten auf Sie.“
    „Wo übernachten Sie eigentlich?“
    „In einem Hotel in der Stadt“, sagte er. „Aber bevor wir gehen, haben wir noch einiges zu besprechen. Nachdem Sie gebadet haben.“
    Wie benebelt und vor Kälte zitternd willigte Kelly ein.
    Als sie endlich im heißen Wasser lag, überfiel sie eine merkwürdige Starre. Die Wärme umfing sie und verstärkte das Gefühl der Unwirklichkeit.
    Durch die geschlossene Badezimmertür hörte sie ihr Kind und den Mann sprechen.
    „Sie kann gut backen.“ Das war Matty. Sein Kompliment machte sie glücklich. Sie hatte den Schokoladenkuchen nach einem Rezept ihrer Großmutter zubereitet. Matty mochte den Kuchen seiner Urgroßmutter …
    „Deine Mama ist eine kluge Frau.“ Das war Rafael. Was er sagte, durfte sie nicht berühren. Es erinnerte sie an Kass’ Schmeicheleien, die sie für den Ausdruck echter Zuneigung gehalten hatte. Rafael war auch ein de Boutaine. Vor denen musste sie sich in Acht nehmen.
    „Warum ist sie klug?“, wollte Matty wissen.
    „Sie weiß viel über die Vergangenheit der Menschen. Sie ist Historikerin. Die müssen klug sein.“
    „Warum?“
    „Sie müssen herausfinden, wie alt etwas ist und noch vieles mehr.“
    „War sie deshalb in unserem Schloss? Um herauszufinden, wie alt es ist?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Es ist fünfhundertdreiundsechzig Jahre alt, sagt Crater. Das steht in einem Buch. Warum hat Mama nicht einfach das Buch gelesen?“
    „Was in dem Buch steht, haben Experten wie deine Mama herausgefunden. Sie könnte daran mitgeschrieben haben. Frag sie doch danach.“
    „Ihr Kuchen schmeckt mir.“
    Kelly ließ sich tiefer ins heiße Wasser gleiten. Was wollten die beiden von ihr? Wohin trieb sie das Schicksal?
    In ihrem kleinen Haus gelangte man nur durch die Küche ins Schlafzimmer, und Kelly hatte vergessen, trockene Kleidung mit ins Bad zu nehmen. Deshalb schlüpfte sie in einen flauschigen Morgenmantel und dazu passende pinkfarbene Hausschuhe, wickelte sich ein Handtuch um das gewaschene Haar und öffnete forsch die Tür. Mann und Kind drehten sich nach ihr um und lächelten.
    Sie hatten den Tisch gedeckt. Drei Teller, Löffel und Messer. Rafael hatte Brot aufgeschnitten. Die häusliche Atmosphäre überwältigte sie.
    „Das Bad scheint Ihnen gutgetan zu haben“, sagte er und musterte sie von Kopf bis Fuß.
    „Du bist schön“, stellte Matty fest. „Du siehst hübsch aus. Ganz anders als die Damen, die Papa ins Schloss brachte.“
    Kelly errötete.
    „Deine Wangen sind rosig“, sagte ihr Sohn.
    „Vielleicht habe ich zu heiß gebadet.“
    „Na, wenigstens frieren Sie nicht mehr“,
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