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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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mischte sich Rafael ein. „Setzen Sie sich. Wir sollten jetzt etwas Herzhaftes zu uns nehmen. Das heißt, wenn Sie bereit sind, mit uns zu teilen.“
    „Ja, gerne, aber viel kann ich Ihnen nicht anbieten.“
    „Weil Ihnen die Mittel ausgegangen sind?“ Er zwinkerte ihr zu.
    Wieder schoss ihr die Röte in die Wangen. „Mehr als Brot und Suppe brauche ich nicht.“
    „Auch nicht nach einem anstrengenden Tag in den Goldminen? Ein bisschen wenig für eine Arbeiterin, finde ich.“
    „Ich muss mich anziehen“, sagte sie schroff.
    „Sind Sie denn noch nicht hungrig?“
    Doch, sie hatte einen Bärenhunger. Vorhin hatte sie den Kuchen vor Aufregung kaum angerührt. Aber im Morgenmantel wollte sie nicht …
    „Der köstliche Duft Ihrer Suppe hat Matty und mir Appetit gemacht. Es wäre schön, jetzt mit Ihnen gemeinsam zu essen.“
    „Also gut“, gab sie nach.
    „Wir können den Toaster nicht finden“, sagte Matty.
    „Ich röste das Brot über dem Feuer.“
    „Und wie?“
    Kelly machte sich noch einen Knoten in den Gürtel ihres Bademantels und und holte die Röstgabel. Dann zog sie einen Stuhl heran, stellte Matty darauf, spießte eine Brotscheibe auf, drückte ihm die Gabel in die Hand und zeigte ihm, wie er sie halten musste.
    Es war das erste Mal, dass sie ihn hochhob und anfasste. Es machte sie ganz atemlos vor Glück.
    „Das geht gut.“ Der Junge drehte sich zu seinem Onkel um. Auch Kelly wandte den Kopf – und war schlagartig ernüchtert.
    Rafael lächelte. Selbstbewusst, strahlend. Ein gefährliches Lächeln, auf das sie schon einmal hereingefallen war. Genau so hatte sein Cousin Kass gelächelt, als sie ihn das erste Mal sah.
    Sie war in ihre Arbeit vertieft gewesen. Als junge Wissenschaftlerin gehörte sie zu dem Team, das auf dem Schlossgelände in Alp de Ciel Ausgrabungen machte. Ach, hätte sie doch bloß nicht reagiert, als sie sich beobachtet fühlte. Doch irgendetwas zwang sie aufzuschauen. Und da war dieser Mann. Hoch zu Ross saß er und lächelte sie an.
    Wie ein echter Märchenprinz kam er ihr vor. Groß, dunkelhaarig und umwerfend gut aussehend. Und sein Rappe … Kelly verstand etwas von Pferden, sie hatte ihre Kindheit und Jugend im Sattel verbracht. Doch so ein schönes und kraftvolles Tier hatte sie noch nie gesehen. Der Reiter auf diesem prächtigen Hengst raubte ihr den Atem.
    „Cinderella“, sagte der Prinz. „Dich habe ich gesucht.“
    Nach dieser eigenartigen Bemerkung sprang er vom Pferd, gesellte sich zu ihr in den Staub und sah zu, wie sie eine uralte Rohrleitung von Erdklumpen befreite. Er schien ernsthaft interessiert zu sein. Eine ganze Stunde wich er nicht von ihrer Seite. Dann lud er sie zum Essen ein.
    „Ich führe Sie aus, wohin Sie möchten“, sagte er, „und lege Ihnen mein Reich zu Füßen.“
    Sie hatte die Bemerkung für einen charmanten Scherz gehalten. Zu lange hatte sie gebraucht, um zu erkennen, wie großspurig, berechnend und egoistisch er war.
    Am nächsten Morgen trafen sie sich bei den Stallungen. Er half ihr auf eine Stute. Sie war fast so schön wie sein Hengst Blaze. Im Frühnebel ritten sie in die Ausläufer des Gebirges. Die Schönheit der Landschaft, die herrliche Luft verzauberten sie. Glückselig und verliebt tauchte sie ein in ein anderes Dasein, in dem die Regeln und Gefahren der Normalität außer Kraft gesetzt schienen.
    Am späten Nachmittag, als sie gerade ihre Arbeit beenden wollte, tauchte Kass wieder auf. Diesmal in Paradeuniform. Majestätisch und doch unbeschwert sah er aus. Wieder hatte er nur Augen für sie. Er komme gerade von einer öffentlichen Veranstaltung, erklärte er. Doch sie vermutete, dass er nur deshalb so gekleidet war, um sie mit fürstlichen Insignien zu beeindrucken.
    Und sie war beeindruckt gewesen.
    In einer extra dafür gecharterten Maschine ließ sie sich von Prinz Kass nach Paris bringen. So wie sie war. Kleidung kauften sie am Flughafen, bevor das gemeinsame Wochenende begann.
    Kelly war ein einsames Kind gewesen. Ihre Eltern, beide Wissenschaftler, hatten wenig Interesse an ihrer Tochter gezeigt. Nur bei den Pferden der Nachbarn hatte sie ein wenig Trost gefunden. Und nun behandelte Kass sie mit einer Aufmerksamkeit, als wäre sie seine Märchenprinzessin.
    Doch er hatte nur ein abgekartetes Spiel mit ihr getrieben. Und als es endete, hatte sie mit leeren Händen und gebrochenem Herzen dagestanden.
    Rafael lächelte sie an, und wieder konnte sie nicht anders: Sie erwiderte sein Lächeln. Das musste ins
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