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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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benutzt, um den Besuchern eine lebensfähige, sich selbst versorgende Gemeinschaft vor Augen zu führen.
    Kelly hatte man ein kleines, am Hang liegendes Haus überlassen. Sie war froh darüber, nicht außerhalb leben zu müssen, und liebte die Gemütlichkeit, die es ihr bot.
    An der Wirklichkeit, die sich jenseits des historischen Geländes abspielte, war ihr Interesse erloschen. Dort war sie vor langer Zeit tief verletzt worden, ehe sie sich hierherflüchten konnte, um ihren Frieden zu finden.
    Als sie nun ihre Haustür öffnete und ihr wohlige Wärme entgegenschlug, spürte sie, wie gefährdet ihr zurückgezogenes Leben war. Doch selbst wenn sie jetzt dem fremden Mann und dem Kind die Tür zuschlagen würde, wäre nichts mehr wie früher.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr kam ihr das Ganze wie ein grausamer Scherz vor. Was für ein Spiel trieb das Schicksal mit ihr? Erst hatte es ihr Mathieu geraubt. Und nun gab es ihn ihr wieder zurück? Das konnte nur ein verrückter Traum sein.
    Doch die beiden Menschen waren da und folgten ihr auf den Fersen ins Haus. Das Kind schaute sich um und nahm mit großen Augen wahr, welch behagliches Zuhause die alten Gemäuer bargen. Obwohl die Museumsverwaltung keinerlei Vorschriften zur Einrichtung machte, benutzte Kelly den Holzofen, den rohen Holztisch, die Sessel mit verstellbarer Lehne und Kissen, das wuchtige uralte Sofa neben dem Feuer.
    Auf dem Ofen stand ein Topf mit Suppe, die sie morgens zubereitet hatte. Nach diesem kalten, verregneten Tag empfand sie den köstlichen Duft als Begrüßung.
    Doch nun wusste sie nicht weiter. Der Mann – Rafael – beobachtete sie. Sie beobachtete den Jungen, der alles genau betrachtete.
    „Wohnst du hier?“, fragte er schließlich und vermied es, sie anzuschauen.
    Auch Kelly fühlte sich hilflos und überfordert, doch sie konnte sich an ihm nicht sattsehen.
    „Ja.“ Noch immer kam ihr alles ganz unwirklich vor. War das …? War das wirklich ihr …?
    „Ist das ein richtiger Ofen?“
    Sie nickte. „Willst du das Feuer sehen?“
    „Ja, gern.“
    Sie öffnete die Klappe. Der Junge schaute auf die Glut und runzelte die Stirn.
    „Kochst du darauf?“
    „In dem Topf ist Suppe.“ Sie nahm ein Scheit und legte es auf die Glut. „Meine Suppe köchelt schon den ganzen Tag auf dem Ofen. Alle paar Stunden bin ich schnell hergelaufen und habe Holz nachgelegt, damit das Feuer nicht ausgeht.“
    „Warum hast du keinen Herd mit Schaltern zum An- und Ausmachen wie wir in der Schlossküche?“
    Die Schlossküche. Alp de Ciel. Vielleicht … vielleicht …
    „So etwas Ähnliches habe ich auch.“ Als sie zum Schrank ging, um das elektrische Gerät mit zwei Kochplatten herauszuholen, wurde ihr bewusst, dass sie versuchte, Zeit herauszuschinden. „Darauf koche ich im Sommer, wenn es sehr heiß ist.“
    „Und im Winter kochst du mit Feuer.“
    „Genau.“
    „Interessant.“
    Rafael hielt sich zurück, beobachtete alles und schwieg. Sein Blick verunsicherte Kelly. Es fiel ihr schwer, sich auf Mathieu zu konzentrieren.
    „Kannst du auch Kuchen darauf backen?“
    „Ich habe einen fertigen in der Speisekammer.“ Erst gestern Abend hatte sie gebacken, weil sie Lust dazu gehabt hatte und eine Kleinigkeit zur Teambesprechung mitbringen wollte. Doch dann war sie für einen kranken Kollegen eingesprungen, und der Kuchen war unberührt geblieben.
    Als sie jetzt das Blech hervorholte, bekam der Junge große Augen. „Das ist ja ein Schokoladenkuchen.“
    „Den mag ich am liebsten“, gestand Kelly.
    „Onkel Rafael sagt, du bist meine Mutter.“ Mathieu schaute sie immer noch nicht an, sondern vertiefte sich in den Anblick des Kuchens, als wäre er der Schlüssel zur Wahrheit.
    „Hm.“
    „Ich verstehe das nicht. Ich dachte, meine Mutter trägt ein schönes Kleid.“
    Ich dachte, meine Mutter trägt ein schönes Kleid.
    Der Kleine hatte sich Vorstellungen von seiner Mutter gemacht, und sie hatte sich Vorstellungen von ihrem Kind gemacht.
    „Ich könnte heulen“, sagte sie laut, um nicht wirklich loszuweinen.
    Mann und Kind sahen sie besorgt an, auch ein bisschen irritiert. Nein, sie trug kein schönes Kleid. Sie trug einen groben Arbeitskittel und Stiefel. Schmutzig war sie auch. In keinerlei Hinsicht entsprach sie der kindlichen Vorstellung einer Mutter. Sie hatte ja auch keine sein dürfen, in den vergangen fünf Jahren. „Ich verstehe auch nichts, Mathieu“, gab sie kleinlaut zu.
    „Sie wissen doch, dass der Junge seinen Vater
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