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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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werden.
    Aber es war nicht die Nacht, es
war die Angst in den kleinen Herzen.
     

17. Von
Handy zu Handy
     
    Lützen hatte es jetzt eilig.
Lumpi war vergessen — Teckenburg aus dem Blick. Der Kommissar begann zu laufen.
Aber die Jungs ließen sich nicht abschütteln.
    Dass Heymwacht keine
polizeiliche Einmischung wollte — nicht bevor seine Töchter zurückgekehrt waren
— hatte Lützen erwähnt. Tim pflichtete dem Hühnerfutter-Fabrikanten zwar
grundsätzlich bei, aber mit einer gewissen Einschränkung — der nämlich, dass es
sich bei Tim, Karl und Klößchen keineswegs um Polizisten handelt, sondern um
aufgeweckte Spürnasen im jugendlichen Alter.
    Wenn wir uns einmischen, dachte
der TKKG-Häuptling, ist das erstens unauffällig und führt zweitens sehr häufig
zu beachtlichen Erfolgen. Außerdem lassen wir uns ja bei jeder action total
leiten vom Gefühl der Verantwortung, was in diesem Fall bedeutet: Lena und Tina
darf nichts geschehen. Also keine Panik beim Kidnapper, damit die Mädchen
wohlbehalten bleiben. — Die vier rannten durchs Dorf.
    „Herr Lützen“, meinte Tim. „Im
Umkreis der Villa sollten Sie langsam gehen. Sonst fällt’s auf. Es könnte ja
sein, dass der Kidnapper beobachtet.“
    „Verdammt! Du hast Recht!“
    Der Kommissar drosselte sich
auf Schlendertempo.
    „Ich sehe weit und breit keinen
Kidnapper“, japste Klößchen. „Aber wahrscheinlich steht er hinter der Gardine
eines dunklen Fensters.“
    „Massenhaft Leute sind
unterwegs“, meinte Karl. „Jeder kann es sein.“
    Klößchen grinste, denn sie
überholten soeben ein Ehepaar, das hoch in den Achtzigern war, wenn nicht gar
in den Neunzigern. Sie stützten sich gegenseitig — beide im schlohweißen Haar —
und sahen nicht wie Kidnapper aus.
    „Herr Lützen“, sagte Tim,
„Heymwacht wird Ihnen jetzt mitteilen, was der Kidnapper verlangt. Ort der
Geldübergabe. Die Zeit. Nähere Umstände und so.“
    „Das ist anzunehmen.“
    „Dürfen Sie uns das sagen?“
    „Nein.“
    „Unter keinen Umständen?“
    „Dienstgeheimnis, Tim.“
    „Das würde uns zwingen, die
ganze Nacht bei Heymwacht rumzulauern — bis der losdackelt mit dem Lösegeld.
Damit wir aus der Ferne dann wenigstens einen Schatten vom Täter sehen.“
    „Untersteht euch!“
    „Ich hielte das auch nicht für
gut. Es könnte auffallen. Aber Ihr Dienstgeheimnis zwingt uns dazu. Es sei
denn, wir probieren mal aus, ob Handys wie Walkie-Talkies funktionieren.“
    „Was meinst du?“
    Sie bogen jetzt in die Straße
ein, die sowohl dorfauswärts zum Wäldchen und Schloss führt als auch zum
Heymwacht-Gelände.
    „Habe ich Ihre Handy-Nummer
richtig im Kopf?“, fragte Tim: „0172-3921843?“
    Die letzte Ziffer war eine 8.
Tim wusste das, wollte aber checken, ob Lützen bereit war zum Mitspielen, und
baute deshalb einen Fehler ein.
    Der Kommissar grunzte. „Hm.
Und?“
    „Sie lassen Ihr Handy
eingeschaltet, öffnen sozusagen die Leitung, während Sie mit Heymwacht reden.
Wir haben bereits Ihre Nummer gewählt. Es besteht also Hör-Verbindung. Wenn
Heymwacht nicht gerade flüstert, verstehen wir ihn und wissen Bescheid.“
    „Und was habt ihr vor?“
    „Herr Lützen!“ Tim sprach aus
tiefster Seele des geborenen Verantwortungsträgers. „Wir werden nichts, aber
auch gar nichts tun, was Lena und Tina auch nur im Geringsten gefährdet. Aber
wir könnten ja ganz zufällig dort in der Nähe sein, wo der räuberische Saukerl
das Lösegeld abholt. Und dann kriegen Sie, Herr Lützen, den heißesten Tipp des
Monats. Ist doch ein Angebot, wie?“
    „Kommissar Glockner hat Recht.
Mit euch darf man sich nicht einlassen.“
    „Wir sind gegen Unrecht und
fördern Gerechtigkeit.“
    „Ist sozusagen unsere
Freizeitbeschäftigung“, fügte Klößchen hinzu, „hauptsächliche Tätigkeit ist ja
leider immer noch Schule.“
    „Wobei man bei dir durchaus von
Untätigkeit sprechen darf“, sagte Karl.
    „Fleiß ist nun mal nicht meine
Stärke“, meinte Klößchen. „Zum Ausgleich bin ich aber — unbegabt. Jedenfalls in
schulischen Fächern. Aber wartet erst mal, wenn man mich aufs wirkliche Leben
loslässt. Da werde ich nämlich der Welt größter Schokoladenproduzent.“
    „Bitte, keine
Karriere-Diskussion“, sagte Tim. „Wir müssen Herrn Lützen auf unsere Seite
kriegen.“
    Der Kommissar lächelte. „Ihr
habt mich überredet. Also gut. Aber versprecht mir, dass ihr wirklich nur aus
der Ferne beobachtet. Erst wenn die Mädchen in Sicherheit sind, schlagen
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