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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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wir
zu.“
    „Versprochen.“ Tim nickte. Drei
Hände hoben sich zum Schwur.
    „Übrigens“, sagte Lützen,
„meine Handy-Nummer endet auf acht. 3921848.“
     
    *
     
    Am Straßenrand war ein Trog
aufgestellt — eine ehemalige Kuhtränke, jetzt ohne Wasser, aber gefüllt mit
Gräsern, Blättern, leeren Weißblechdosen für Bier und Limonade, Papierabfall
und einem alten Turnschuh. Der sah aus als läge er hier seit dem Vorjahr, hatte
Schimmel angesetzt und die ursprüngliche Adventure-Farbe verloren. Fünf
Minuspunkte, dachte Tim, für den hiesigen Straßenfeger. Prinzenruh hat eben
doch noch nicht das Proper-Niveau wie St. Moritz, Garmisch oder Bad
Ohrensausen.
    Die Jungs setzten sich auf den
Rand. Tim hatte das eingeschaltete Handy. Das andere steckte, ebenfalls
eingeschaltet, noch in Lützens Jackentasche. Er würde es nachher herausnehmen
und in der Hand halten, als spiele er damit herum. Klar, dass sich die Jungs
still verhalten mussten.
    Der Trog befand sich in Höhe
der Hühnerfutter-Fabrik, genau gegenüber auf der anderen Straßenseite, wo keine
Häuser waren, sondern sich weite Wiesen erstreckten.
    Die Jungs konnten die Villa
sehen. 120 Meter Luftlinie. Erleuchtete Fenster. Die Einfahrt geöffnet. Eben
eilte Lützen über den getrimmten Rasen zum Haus.
    Tim nahm das Handy ans Ohr.
    Aus Richtung Dorf kamen vier
Mädchen die Straße herunter: ein Pummelchen, die Magersüchtige mit Brille, das
Jungmodel mit den feurigen Blicken und ein stabiler Rotschopf in weißen Jeans
und schwarzem T-Shirt.
    Um Himmels willen!, dachte Tim.
Hoffentlich quatschen die nicht.
    „Im Eiscafé war nichts los“,
rief Pummelchen. „Wir gehen zum Schloss. Dort gibt’s ein Gespenst. Den Mönch.
Das wäre doch was für euch.“

    „Haltet sie weg von mir“,
zischelte Tim, stand auf und verzog sich, das Handy in Lauschhaltung, hinter
den Trog und weiter — wobei er über einen niedrigen Weidezaun springen musste —
auf die Wiese.
    „Was ist denn mit dem?“, hörte
er das Jungmodel fragen.
    „Tim telefoniert mit seiner
Freundin“, erklärte Klößchen. „Die beiden lieben sich — das grenzt schon an
Wahnsinn. Für seine Gaby würde sich unser Häuptling in eine Lawine stürzen —
Schneelawine, meine ich. Niemand darf ihn jetzt stören.“
    Tim hatte sich abgewandt und
ging weiter. Die Mädchenblicke, die er im Rücken spürte, waren nicht
einzuordnen: Bewunderung oder Mitleid. Außerdem war’s ihm egal. Alle
Aufmerksamkeit dem Handy. Aber dort war nur ein Textilrauschen, sicherlich
verursacht von Lützens Jacke.
    „Und?“, fragte eins der
Mädchen. „Interessiert euch der Mönch?“
    „Wenn’s eine Nonne wäre“,
erwiderte Karl, „käme ich mit. Aber spukende Mönche hauen uns nicht um. Die
gibt es zu häufig. Zu Hause haben wir einen in der Nachbarschaft. Ich wohne
nämlich neben einem Kloster. In Neumondnächten klopft er an mein Fenster im
zweiten Stock. Wir diskutieren dann theologische Fragen. Er starb vor 300
Jahren, ist im Prinzip friedlich, kann sich aber furchtbar aufregen über die
Kirchensteuer. Die wäre viel zu niedrig, meint er, und müsse irgendwie an die
Ökosteuer gekoppelt werden, damit nicht nur unsere Umwelt geschont wird,
sondern auch seelsorgerischer Aufbau finanziert werden kann.“
    „Spinner!“, befand die
Magersüchtige.
    „Lass das nicht meinen Mönch
hören, sonst kommt er auch zu dir.“
    „Ich meine dich. Kommt, Mädels,
wir sehen uns das nächtliche Schloss an. Diese Typen hier haben Schiss. Sonst
würden sie uns begleiten.“
    „Das Schloss ist wegen
Renovierung geschlossen“, sagte Klößchen.
    „Rein wollen wir ja nicht“,
erklärte das Pummelchen. „Wozu auch?! Um diese Zeit macht der Mönch seinen
Abendspaziergang. „
    Sie gingen weiter.
    Tim hörte ihre Schritte. Zwei
der Mädchen trugen Schuhe mit verdammt hohen Sohlen, eine klackerte, das Model
schlich mit geländetauglichen Edelturnschuhen. Sicherlich hätte sie sonst ihr
eigener Hüftschwung umgeworfen. Sie gingen zum Wald. Laternen erhellten zwar
die Zubringerstraße, waren aber mit großem Abstand aufgestellt. Dazwischen gab
es dunkle Abschnitte zum Fürchten.
    Tim hatte sich umgedreht und
ging langsam zurück, blieb jedoch auf der Wiese.
    In diesem Moment begann das
Hörspiel im Handy.
    „Da bin ich.“ Lützen atmete
schwer, als hätte er sich enorm beeilt.
    „Herr Kommissar!“ Heymwacht
hatte eine dunkle Stimme, die zu seiner Figur passte, und klang überraschend
deutlich. Hielt Lützen ihm das Handy
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