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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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unter die Nase? „Es war... jetzt ein
anderer.“

    „Sie sagten es schon.“
    „Er behauptet, es seien
mehrere.“
    „Wahrscheinlich nur zwei.“
    „Er hat die Stimme verstellt.
Ich glaube, der sprach durch ein dickes Handtuch und hat sich außerdem was in
den Mund gesteckt.“
    „Aber er war zu verstehen?“
    „Einmal musste ich nachfragen.
Ich glaube, er war aufgeregt. Sowas spürt man irgendwie.“
    „Sie sind nachdenklich, Herr
Heymwacht?“
    „Weil ich das Gefühl habe, dass
ich den Mann kenne.“
    „Die Stimme?“
    „Mehr die Wortwahl. Aber mir
fällt nicht ein, an wen er mich erinnert. Ich zermartere mir den Kopf. Nichts.
Ich stehe auf der Leitung.“
    „Was hat er gesagt?“
    „Der Plan würde sich ändern aus
technischen Gründen, das Lösegeld werde sofort fällig, nachher jedenfalls. Die
ganzen 500 000. Wie lange ich brauchen würde, um die Kohle zu beschaffen. Da
habe ich natürlich gesagt, ich hätte sie schon. Das konnte er kaum glauben.
Also habe ich ihm erklärt, dass ich am Sonntag einen Ferrari-Oldtimer kaufen
werde, einen Maybach und einen Caddy aus den Zwanzigern. Das hat er
geschnallt.“
    „Wie soll es nun laufen?“
    „Er verlangt, dass Pritsche das
Geld überbringt.“
    „Wer ist das?“
    „Ein Angestellter. Er versorgt
das Grundstück — macht alle Arbeiten. Ist bei mir seit vier Jahren.“
    „Zuverlässig?“
    „Ein bisschen langsam, aber ich
muss ihm nichts zweimal erklären.“
    „Wo ist er jetzt?“
    „Er wohnt im Dorf. Hat eine
kleine Wohnung über dem Bistro Chantal.“
    „Telefon?“
    „Ja, ich kann ihn erreichen.
Sie müssen ihn gesehen haben, als Sie ankamen. So ein großer schlaksiger Typ
mit schlechter Haltung und rotblondem Langhaar.“
    „Wohin soll er das Geld
bringen?“
    „Zum Schloss. Genau eine Stunde
vor Mitternacht. Also, um 23 Uhr soll er hier bei mir losgehen. Der Witz ist
aber, dass er ein Mobiltelefon mitnehmen soll. Ich werde ihm meins geben. Das
habe ich auch dem Anrufer gesagt — und ihm meine Nummer genannt. Er scheint ein
gutes Gedächtnis zu haben oder er hat mitgeschrieben. Jedenfalls hat er die
Handy-Nummer nicht wiederholt.“
    „Das bedeutet“, sagte Lützen,
„Pritsche wird unterwegs angerufen. Und umgeleitet. Irgendwohin in die Pampa,
in das Wäldchen, zum Kronprinzensee, ins Moor. Er wird den Kidnapper nicht zu
Gesicht kriegen.“
    „Das Geld, Herr Lützen, ist mir
egal. Es geht nur um die Gesundheit meiner Kinder. Später sollen die Entführer
gejagt werden wie tollwütige Bestien.“
    Für einen Moment war Stille.
    Gott sei Dank!, dachte Tim, ist
hier bei mir kein Geräusch, das Heymwacht hören könnte aus Lützens Handy. Nein,
hier ist die Akustik wie bestellt: kein Auto, keine Kirchturmglocken, keine
schnatternden Girlies.
    Karl und Klößchen blickten
erwartungsvoll her.
    Im Handy sagte Lützen: „Jetzt
müssen wir Pritsche benachrichtigen. Hoffentlich ist er zu Hause. Der Mann muss
sofort herkommen.“

18. Der
Mönch spukt tatsächlich
     
    In den letzten Tagen war der
Gedanke zur fixen Idee geworden — und zu einem übermächtigen Gefühl, dem er
unterlag — ob er wollte oder nicht. Das, ja das, dachte Steffen Küntler, muss
die wahre Liebe sein. Die große einzigartige Liebe — und die erlebe ich nur
einmal in diesem Leben. War ein Fehler, dass ich mich mit Julia zerstritten
habe wegen dieser saudämlichen Fledermäuse. Nie werde ich diese Viecher mögen —
nie! Aber das muss ja kein Thema mehr sein. Ich schweige dann einfach. Jetzt
ist nur eins wichtig: Dass ich Julia wieder für mich gewinne. Dass alles wird
wie früher. Dass sie sich wieder in mich verliebt. Verdammt! Hätte ich mich
doch vorhin nicht so hinreißen lassen. Das war eine böse Verwünschung. Aber ich
hatte ja fünf Bier zu viel getrunken. Eigentlich vertrage ich nur eins.
Verdammter Alkohol! Der ist wirklich zu nichts gut. Man weiß nicht mehr, was
man sagt. Man redet dummes Zeug. Man zerschlägt Porzellan, das sich dann nicht
mehr kitten lässt. Deshalb muss ich mir jetzt was ganz Großartiges einfallen
lassen. Ich muss Julia überzeugen.
    Steffen Küntler, 26, Student
der Chemie, sah wirklich gut aus mit seiner im Fitnessstudio gestylten
183-cm-Figur, den braunblonden Locken und den spinatgrünen Augen. Er besaß
einen Alfa Romeo und eine etwas wirre Phantasie. Die schaltete er jetzt ein, um
sich einen Plan auszudenken.
    Zu Steffens Entschuldigung muss
angemerkt werden, dass die Wirkung der insgesamt sechs großen Biere zwar
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