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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes
Autoren: Cynthia Felice
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nach den vorausgegangenen Ereignissen. Es war wichtig, dem König von den Gefahren zu berichten, die noch auf uns zukommen würden, so daß er Zeit haben würde, etwas dagegen zu unternehmen … vielleicht sogar so weit zu gehen und sein Königreich zu verteidigen. Schließlich war es möglich, daß uns auch noch andere Fremde angriffen, wo doch bereits eine von ihnen so dreist gewesen war. Und wenn Tarana wieder zurückkehren würde, so hatte sie das allenfalls den Launen des Glücksgottes zu verdanken … und es war reiner Zufall, daß Akadems Plan, sich von ihr zu befreien, auf andere Art erfolgreich war. Ich ermordete sie nicht im Sinne des Wortes. Ich hatte niemals die Hand gegen sie erhoben. Unbehaglich begriff ich, daß mein hinteres Gehirn die Notwendigkeit einer sofortigen Audienz beim König zu jedermanns Zufriedenheit außer zu meiner als vernünftig betrachtete. Ich schüttelte den Kopf.
    „Wir müssen zu Tarana zurückkehren“, sagte ich.
    Baltsar sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an. „Akadem …“
    „Auch Akadem braucht ein lebendiges Zeichen“, hielt ich ihm entgegen. „Wenn Akadem in einem Jahr beschließt, daß für Tarana in der Gemeinschaft kein Platz mehr ist, bin ich gespannt, wen man sich im nächsten Jahr suchen wird.“ Ich schaute zu Teon, der mit leeren Händen bei den Ingenieuren an den Kontrollen stand. Wenn ich ihn das nächste Mal sah, wäre es dann mit einem Pflug? Oder einem Schwert? Ich war gespannt. Langsam wandte ich mich wieder zu Baltsar um. „Der Tod von drei Märtyrern sollte ausreichen, um intelligenten Männern und Frauen eines klarzumachen: Wenn die Wahrheit es wert ist, dafür zu sterben, ist sie es mindestens genauso wert, dafür zu leben. Wir brauchen kein weiteres Opfer.“
    „Die Wahrheit ist, daß noch etwas anders bedacht werden muß“, sagte Baltsar wütend. „Diese … geflüchteten Sklaven sind gefährlicher als alle amoklaufenden Akademer und Hüterinnen zusammen!“ Er seufzte. „Am liebsten würde ich die Hexe ihrem Schicksal überlassen, doch dann müßte ich nach anderen Ausschau halten, die ihren Platz einnehmen.“ Er zupfte nachdenklich an seinen Schnurrhaaren, und sein Schwanz zuckte. „Es ist nicht leicht, mit dir zusammen zu sein, Heao. Dein Sinn für Fairneß und Gerechtigkeit ist selbstlos und hat mich schon recht seltsame Wege geführt. Aber ich lerne es allmählich, dir zu vertrauen. Komm, wir gehen zu Tarana.“
    Es war kein Wille des Schicksals, der mich einen Arm um ihn legen ließ; auch war es nicht die Vorbestimmung, die mich den Kopf wenden ließ, so daß ich in Teons ernste Augen blickte. Es war meine eigene Tat, für die ich überall und zu jeder Zeit die volle Verantwortung übernehme.

Epilog
     
    Im Grunde unterschied sich Taranas Los nicht von dem ihres Traums. Sie kehrte mit uns in der Flugmaschine ins Tafelland zurück. Man sah sie oft durch die Straßen der Stadt wandern. Dabei wähnte sie sich wohl in der Finsternis des Immernachtgebirges, denn sie hatte ihre Sehkraft nie mehr zurückbekommen. Nach ihrem Glauben war ihre persönliche Tragödie ein Werk der ordnenden Macht, ein Gefallen, von dem ich glaube, daß sie ihn nie verdient hatte.
    Der Erobererkönig mußte sich mit unseren Versionen und Meinungen über das Gelingen der Expedition und darüber, ob die Fremden am Rande der Welt in unsere Gemeinschaft paßten oder nicht, auseinandersetzen. Und dann mußte er sich auch mit den Fremden selbst befassen und einer neuen Idee, die sie Versicherung nannten. Sie bauten die Brücke, die Adriana zerstört hatte, wieder auf, ohne daß es den König etwas kostete. Diese Geste des guten Willens befreite sie jedoch nicht vom Zorn des Königs, denn er schickte eine Armee los, die den Bauplatz besetzen sollte, während er in seiner Entscheidung zwischen Koexistenz und Eroberung schwankte. Er war nicht so vermessen zu glauben, daß seine Krieger mit den Lasern und den komplizierten Maschinen fertig wurden; vielmehr war es ein geschickter Schachzug, um zu erfahren, wie man die Gesetze der Fremden vielleicht zum Vorteil des Reiches nutzen konnte. Warum sonst hätte er mich und Baltsar gemeinsam mit Mussas Kriegern ausgesandt, um die Repräsentanten des Rates mit unseren Leuten zusammenzubringen?
    Von Zeit zu Zeit sehe ich auch Teon. Bekleidet ist er abwechselnd mit dem fremden Glitzerstoff oder der heimischen Spinnenseide, die von Baltsar exportiert wird, um Glimmlampen, Heizgeräte und Werkzeuge einzuführen … nahezu alles Lose
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