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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes
Autoren: Cynthia Felice
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Wucherers!“ Ich wollte schon wieder gehen, doch der Mann hatte das hinterlistigste Zwinkern in den Augen, das ich je gesehen hatte. Dann begann das Ende seines Schwanzes zu zucken. Ohne das Lachen in den Augen wäre dieses Zucken Vorzeichen für einen Kampf gewesen, doch nun begriff ich, daß er mich zum Spielen einladen wollte. Ich lachte. „Es tut mir leid, ich habe keine Zeit. Ich bin im Auftrag meines Herrn unterwegs.“
    Er legte sein Hauptbuch beiseite und ließ seine Arbeit liegen. „Du bist Rellars Augen“, stellte er fest. „Wohin führt dich die Arbeit deines Herrn?“
    Ich zuckte die Achseln. „Ans Meer, zu den Befestigungsanlagen in der Nähe der Festung von Prinz Chel.“
    „Dies hier ist das Meer“, sagte er und beschrieb mit dem Arm eine umfassende Geste. „Und ich kann dir mehr Gastlichkeit anbieten, als du zwischen Felstrümmern an einem solch windigen Ort erwarten würdest. Ich hab’ unter der Felsspitze dort drüben ein gemütliches Heim …“
    Seine Offenheit war fast schon beängstigend, jedoch lag in seinen Augen kein böser Ausdruck, keine Falschheit, und außerdem hatte er seinen Schwanz lässig um seinen vereisten Mantel geschlungen.
    „… falls du ein kleines Schläfchen halten willst.“
    Das war es also, worauf er hinauswollte. Dann hatte ich doch ganz richtig getippt, und ich schickte mich wieder an, ihn stehen zu lassen.
    „Ich werde zwar in einem halben Zeitstück aufbrechen, jedoch bist du in meinem Bau herzlich willkommen.“
    „Oh“, meinte ich zögernd. Die Zwienacht mochte freundlich bleiben, jedoch konnten jederzeit ohne vorherige Warnung winterliche Winde und heftiger Regen vom Meer her einfallen. Es wäre sicher nicht schlecht, vor dem Wüten der Elemente irgendwo Schutz zu finden, zumal ich gezwungen war, mir am Meer einen besonders hoch gelegenen Standort zu suchen. „Na schön“, gab ich schließlich nach. Ich suchte mir einen Felsen, auf dem ich mich niederließ, und tat so, als würde mich allein der Himmel interessieren.
    „Nichts zu danken“, meinte Baltsar und wandte sich wieder seinem Hauptbuch zu.
    Ich ignorierte es, als er auf mein unhöfliches Verhalten anspielte, und ich ignorierte auch ihn selbst, als er sein Hauptbuch wieder beiseite legte. Ihn zu ignorieren, war wirklich nicht so einfach, mußte ich mir eingestehen, als er seinen Mantel und sein Oberhemd öffnete und mir seinen Brustpelz darbot. Der Bewuchs war sehr hübsch, von gleichmäßiger Farbe und glatt, und man konnte das Spiel der Muskeln darunter erahnen. Er tauchte die Hände in einen Wascheimer und benetzte sein Gesicht und seinen Oberkörper. Dabei erinnerte er in seiner Wollhose an einen richtigen Bauern. Das Leinenhandtuch jedoch, das sein Sklave ihm reichte, war mit lieblich duftendem Öl getränkt, nicht allzu stark, um den Unterschied zwischen Edlem und Gemeinem nicht zu deutlich zu machen, doch reizvoll genug für jede empfindliche Nase, so angenehm ihr der Geruch nach Fisch auch erscheinen mochte.
    Kurz darauf trug Baltsar ein frisches Hemd und ein wollenes Cape, das überreich mit Stickereien aus Silberfäden verziert war. Er brachte eine Pfanne mit glühenden Kohlen und einem schönen Tontopf darin, stellte den Apparat in die Nähe meiner Füße und bedeutete dem Sklaven, er möge Tassen holen. Ein anderer Sklave erschien und brachte Moospolster und Decken für unsere Knie, eine Platte mit aromatischem Kelp und einer Auswahl von drei frischen Fischen. Baltsar schlitzte gekonnt den Bauch des edelsten Fisches mit seiner Daumenklaue auf und zerteilte das zarte Fleisch, nachdem ein Sklave die Innereien entfernt hatte, für mich. Er servierte mir mein ungewöhnlichstes, aber leckerstes Mahl, als säßen wir in einem festlichen Saal und nicht im Lager eines Händlers.
    Ich spießte eine Scheibe mit meiner Eßkralle auf und kaute sie genüßlich. Da mein Herr nicht sehr reich war und ich nicht unabhängig, war es schon einige Monate her, seit ich mir Fisch hatte leisten können.
    „Du lächelst“, stellte Baltsar fest.
    „Das tue ich oft.“
    „Ich weiß.“
    „Woher denn? Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt!“
    „Akadem ist mir sehr wichtig“, erklärte Baltsar. „Die Akademer allein durchschauen die Beschuldigung des Tempels, ich sei ein Wucherer.“
    „Durchschauen schöne Akademer denn am ehesten?“ fragte ich und war bemüht, meinen Schwanz nicht zucken zu lassen.
    Baltsar lacht lauthals. „Tatsächlich hat ein bestimmter alter Mann den klarsten
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