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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes
Autoren: Cynthia Felice
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eingeschaltet.“
    Durch den Dunst konnten wir die Lichter von Adrianas Schiff sehen, wie sie über die Landschaft huschten, Schluchten berührten und an den Bergen hochzuckten, wo Adlige ihre Landsitze hatten. Während wir dem Kurs in niedriger Höhe folgten, konnte ich unter uns meine Gefährten in Roben und Kapuzen erkennen, wie sie zu uns heraufstarrten.
    „Sie sucht etwas“, stieß Joan atemlos hervor. Vor unseren Augen traf Adrianas Laser eine Brücke in der Nähe des Stadttores; lautlos stürzte sie in die Schlucht, die sie überspannte. Ihre Haltestreben aus Messing waren sauber durchtrennt. Adrianas Schiff flog weiter und kreiste träge, wie es schien, über dem dicht bevölkerten Plateau mit seinem Tempel, dem Marktplatz und der Festung des Erobererkönigs.
    „Versuch mal dein Glück mit dem Laser-Com“, schlug Hanalore vor. „Der Nebel ist hier zu dicht.“
    Joan griff nach dem Mikrofon und sprach aufgeregt hinein. Er legte den Schalter um, als Adriana nicht antwortete. „Sie muß uns gehört haben“, sagte er wütend. Er sprach noch mal, dann legte er das Gerät beiseite. Es kippte auf den Boden, doch Joan kümmerte sich nicht darum. Auf so engem Raum zwischen den Gebäuden der Stadt zu manövrieren, erforderte seine ganze Konzentration.
    Ich hob das Laser-Com auf, um es in die Gabel zu legen, doch meine Augen wurden von der Szene vor uns gefesselt.
    Adriana wurde wahrscheinlich von den Regendächern über den Straßen und Alleen verwirrt – das heißt, bis ihre Scheinwerfer die goldene Kuppel und die mit Kristallverzierungen versehenen Bögen fanden, die die Hauptgalerie beherbergten.
    „Nicht den Tempel“, betete ich laut.
    Abrupt beschleunigte Adrianas Schiff, umkreiste den Tempel und strich mit den Scheinwerfern über die Dächer der benachbarten Gebäude. Der Lichtsaum erwischte das hintere Fort der Festung des Königs, und das Luftgefährt schwang von seinem Rundkurs in eine gerade Linie zwischen Tempel und Festung ein.
    „Kein Zweifel“, sagte ich. „Sie hat die Landkarten. Sie fliegt nämlich genau auf die Residenz des Königs zu.“
    „Sind dort seine gesamten Truppen stationiert?“ fragte Joan grimmig.
    „Nein, nur eine kleine Leibwache. In dem Gebäude leben seine Ratgeber mit ihren Familien.“
    „Jesus!“ Unser Schiff machte einen Satz, als Joan die Kontrollen betätigte. „Sie zielt mit dem Laser auf uns!“
    Es war nichts weiter passiert, als daß Teon und Baltsar durch das abrupte Manöver den Halt verloren hatten, jedoch schnitt der Strahl durch Regendächer und zerbrechliche Bauten in die Stadt hinter uns. Flammen zuckten kurz auf, aber es gab nur wenig brennbares Material, das ein Feuer in den Straßen hätte nähren können. Joan änderte behutsam den Kurs, so daß die Festung des Königs sich zwischen uns und Adriana befand. Er schaute nervös zu Hanalore. „Hast du die Laser bereit?“
    Hanalore nickte, und ihre Finger legten sich um die entsprechenden Hebel.
    „Ich werde jetzt langsam um das Gebäude herumfliegen. Halte dich bereit …“ Joan lenkte ganz dicht an die Mauer heran, um den Winkel zu verkürzen, unter dem Adriana uns sehen würde, wenn wir aus der Deckung auftauchten.
    Wir wußten, daß Adriana sich dreist dem Gebäude von vorne näherte, denn ihre Scheinwerfer schwangen herum und verrieten uns ihren Standort.
    „Warum schießt sie nicht?“ fragte jemand. Doch niemand gab darauf eine Antwort.
    Plötzlich beschleunigten wir ins Licht hinein, glitten über den Lichtstrahl und tauchten vor Adrianas Schiff auf. Instinktiv wandte ich mich von der Lichtquelle ab, und meine Augen blieben an der Festung hängen, die leuchtete, als bestünde sie aus Silber. Die Fackeln auf den Brustwehren wurden vom grellen Licht des fremden Schiffes überlagert. Zu meinem Schrecken sah ich den Erobererkönig auf den Steinen seiner Befestigungsanlagen stehen, die Arme unterwürfig erhoben, seine Robe vom Wind gepeitscht. Und für einen kurzen Moment teilte ich das nächtliche Grauen seines Traums und wartete auf das andere Licht, dasjenige, welches ihn so sicher töten würde wie ein Blitz. Er mußte bereits von den Schäden erfahren haben, die Adriana seiner Stadt des Fortschritts und der Erleuchtung zugefügt hatte, und wußte, daß das gottgleiche Feuer der Vernichtung seinem Traum entsprach. Es würde keinen unwürdigen Tod des Ertrinkens geben, mit dem er seine Ängste vertreiben wollte, sondern Flammen, Hitze und ein alles verschlingendes Feuer, welches seine
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