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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes
Autoren: Cynthia Felice
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wirbelten vor unseren Füßen hoch. Staub! Nicht Nebel oder Dunst oder Eiskristalle.
    Das Sonnenlicht ließ die Locken schimmern, die in Teons bronzene Stirn fielen. Ich beneidete ihn, wußte ich doch, daß für ihn jede Nacht in einer sonnenhellen Dämmerung endete.
    Wir hörten einen Ruf und blickten hoch. Adriana stand im Einstieg ihrer heulenden Maschine und winkte Teon in der flirrenden Luft zu sich. Er blieb stehen und verzog unwillig sein Gesicht, dann drehte er ihr den Rücken zu und ging auf den anderen Luftroder zu, wobei er um den ihren einen weiten Bogen machte.
    Adrianas Luftroder kreischte auf und erhob sich in einer Wolke aus Staub und Geröll, die sich über die Lichtung wälzte. Ich vergrub mein Gesicht in der Kapuze, spürte, wie Teon mich an seine Brust drückte, und hörte Sergi hustend fluchen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war Adrianas Luftroder außer Sicht.
    „Ich danke dir, Mehr-als-Freund“, sagte ich, als Teon mich losließ. Er sah zu, wie Sergi den Einstieg öffnete und mir beim Einsteigen in den mächtigen Bauch des Luftroders behilflich war.
    „Hast wohl endlich gelernt, auch mal nein zu sagen, nicht wahr, Leon?“ meinte Joan, stieg hinter uns ein und klopfte sich aufgeräumt den Staub von den Kleidern.
    Sergi lachte freudlos. „Jetzt solltest du wirklich aufpassen“, riet er. „So leicht gibt sie nicht auf.“
    „Das weißt du sicher längst“, sagte Joan mit einem Augenzwinkern.
    Teon hörte ihre Neckerei kaum. Er hatte sich neben mir auf einer Bank an einem Fenster niedergelassen und achtete kaum darauf, als Joan uns anschnallte. Nachdem Joan sich entfernt hatte, blieb Teon steif sitzen. Zwischen uns befand sich eine Armlehne, die wir uns teilen mußten, aber unsere Hände berührten sich nicht.
    „Mehr-als-Freund’\ sagte er leise. „Ich habe deine Karte nicht weggenommen.“
    Ich nickte und begriff, wie ernst mein Ex-Sklave seinen neuen Status nahm und wie sehr mich dieses Bewußtsein aufwühlte. Ich war mir bewußt, daß der Luftroder mich zu Baltsar zurückbringen würde und daß diese Augenblicke mit meinem Freund unsere letzten waren. Selbst der Anblick der unter uns wegfallenden Lichtung, als wir in den Himmel rasten, konnte das sehnsuchtsvolle Ziehen in meinem Herzen nicht mildern.
    Wir segelten über die Baumwipfel, bis das Land absackte und ein breites Flußtal bildete, wo wir dem weißen, schäumenden Wasser bis zu seiner Quelle in den Bergen folgten. Hinauf und über die unwegsame Bergkette, die Teon und ich erstiegen hatten, und nach einem halben Zeitstück – etwa ein Drittel einer Stunde, wie der hintere Teil meines Gehirns mich informierte – näherten wir uns dem Tal, in dem die Expedition ihr letztes Lager aufgeschlagen hatte.
    Sergi setzte die riesige Maschine weit genug von dem kleinen Lager entfernt ab, so daß die wirbelnde Luft die Zelte kaum erreichte. Trotzdem dürften meine Gefährten unsere Annäherung kaum übersehen haben. Durch das Fenster sahen Teon und ich, wie sie bei den Zelten standen, entsetzt, die Akoluthinnen betend und die Krieger mit gezückten Schwertern. Ich löste die Sicherheitsgurte.
    Kaum hatte sich das Einstiegsluk geöffnet, grüßte ich das Lager mit einem Pfiff. Baltsar antwortete mir, und als er mich aussteigen sah, setzte er sich trotz Chels und Taranas Protest in Bewegung. Ich widerstand dem Drang, ihm entgegenzulaufen, und blieb am Luk stehen. Ich wollte, daß er nahe genug herankam, um die Größe des Fliegers, der mich zu ihm zurückgebracht hatte, ganz in sich aufnehmen zu können.
    „Heao?“ fragte er und verlangsamte seine Schritte. Sein Nackenpelz war gesträubt.
    „Mir geht’s gut“, beruhigte ich ihn. Seine wachen Augen blickten von mir zu den herrlich gekleideten Fremden, und als er schließlich Teon entdeckte, sackte Baltsars Kinn herab.
    „Das sind Teons Leute“, erklärte ich. „Die Legenden der Sklaven entsprachen der Wahrheit. Seine Leute können fliegen, und sie kamen vom Himmel und …“ Er schien mir nicht zu glauben. „Es ist kein Zauber, Baltsar, und sie sind auch keine Götter. Sie verfügen lediglich über eine sehr hoch entwickelte Technologie.“
    Meinem Helfer-im-Leben fehlten nicht oft die Worte, doch nun war es der Fall. Er war immer zu pragmatisch gewesen, um an die Geschichten der Sklaven zu glauben, und nun bemühte sich sein hinteres Gehirn, bislang unbeachtete Gedankenfetzen wieder aufzunehmen.
    „Allmächtiger Gott!“ rief Joan, als er hinter mir aus dem Bauch des
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