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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes
Autoren: Cynthia Felice
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Luftroders herauskletterte. „Sieh sich mal einer dieses mächtige Breitschwert an!“
    Mein Prinz näherte sich mißtrauisch. Tarana, die Ohren aufgerichtet und den Schwanz völlig steif, folgte einige Schritte hinter ihm, wobei zwei zitternde Akoluthinnen hitzig auf sie einflüsterten, als sie ihr den Weg wiesen. Sie verharrte, doch Chel ging weiter. Ich trat an Baltsar vorbei. „Chel, steck dein Schwert in die Scheide. Diese Leute werden euch nichts tun.“
    Er zögerte.
    „Chel, dein Schwert ist ein unhöflicher und lächerlicher Affront. Siehst du denn nicht, wie mächtig sie sind?“
    Mein Herz klopfte wie wild. Diese Leute waren unbewaffnet, und sie bewegten sich nur langsam. Chel hielt sein Schwert fest in der Faust. Er machte ein finsteres Gesicht.
    „Es sind Sklaven“, stellte er fest, doch seine Stimme verriet seine Verblüffung.
    Ganz ruhig begann ich noch einmal alles zu erklären, diesmal genauer und detailreicher, und mir war bewußt, daß Baltsar genau zuhörte. Nur Tarana blieb zurück, offensichtlich erzürnt über die Worte, die sie hörte. Ab und zu drang Teons Stimme zu mir, der für Sergi, Joan und Hanalore übersetzte. „Sie erregen sich darüber, daß wir Angehörige ihres Volkes zu Sklaven gemacht haben“, schloß ich meinen Bericht, wobei ich sehr leise sprach.
    „Und ich fühle mich durch ihr Eindringen in meine Welt beleidigt“, sagte Chel und schlang sich seinen Schwanz selbstgerecht um den Hals. Doch während er noch den ehemaligen Sklaven und die Bauingenieure ansah, schob er das Schwert in die Scheide. „Und nicht ein Krieger ist unter ihnen“, fügte Chel hinzu. Offenbar empfand er die Beleidigung besonders stark, da niemand von seinem Range bei den Besuchern war.
    „Dies ist eine Zeit für Beobachtungen“, erklärte Baltsar ruhig, „nicht für Kampf.“ Seine Ohren stellten sich wieder auf und richteten sich nach vorn, als er die Zwiesprache mit seinem hinteren Gehirn beendet hatte. Sein Schwanz nahm eine Haltung der Gelassenheit ein, doch ich spürte, daß dies das Ergebnis reiner Willenskraft war.
    Als Sergi sich zu uns gesellte, blieben die beiden Männer stehen und betrachteten den Fremden mit großen Augen. Es fiel ihnen schwer, Sergis Gestalt ohne die ihr gewöhnlich innewohnende Dienstbereitschaft zu akzeptieren, doch kein Sklave hatte jemals in einem solchen Ton, wie er ihn benutzte, zu ihnen gesprochen oder eine so lässige Haltung eingenommen und mit dem Ausstrecken einer Hand geendet, als wolle er etwas in Empfang nehmen.
    „Er begrüßt euch und stellt sich vor“, sagte ich. „Sein Name ist Sergi.“
    „Nenn ihm unsere Namen“, bat Chel, wenn auch mit Widerwillen.
    „Es ist bei uns Sitte, sich die Hände zu schütteln, wenn wir uns in freundschaftlicher Absicht treffen“, übersetzte ich für Sergi. Baltsar zwang sich zu einem Lächeln und griff kurz nach Sergis Hand, doch Chel konnte sich nicht dazu durchringen, das pelzlose Etwas zu berühren.
    „Baltsar, du mußt dir einmal das Innere dieser Maschine ansehen“, sagte Teon und ergriff zum erstenmal das Wort. „Irgendwann wirst du einige ihrer Materialien importieren wollen.“
    „Und sie mit was bezahlen?“ stellte Baltsar eine scharfe Frage. Er hatte bereits erkannt, daß man ihnen keine Kleinigkeiten anbieten konnte. Wenn sie eine Maschine wie den Luftroder zusammenbauen und ausrüsten konnten, dann wären sie sicherlich nicht an handgeschmiedetem Eisen oder an Fisch interessiert.
    Teon lächelte. „Dir wird sicher schon etwas Passendes einfallen.“
    Baltsar sah mich an. „Meinst du, man könnte gefahrlos hineinsteigen?“
    „Ja. Das müssen wir alle“, erwiderte ich und schaute vielsagend auf Tarana. „Es ist unsere Pflicht, dem König einen so umfassenden Bericht wie möglich zu liefern.“
    Doch Tarana wich vor uns zurück und murmelte: „Scheußlich.“ In ihren toten Augen flackerte die nackte Angst. Chel verschwendete an Tarana keine Geduld mehr. Er wandte sich um und schritt auf den Luftroder zu, Baltsar begleitete ihn.
    Eine Weile betrachtete ich Tarana, verwundert, daß diese schnüffelnde Frau dieselbe war, die Akadem so gnadenlos unterdrückt hatte. Ihre Ohren richteten sich auf mich, als ich mich ihr näherte.
    „Scheußlich“, wiederholte sie. „Du bist ein Ausbund an Scheußlichkeit, Pfadfinderin.“
    „Ich?“ Ich brach in lautes Gelächter aus, und die Akoluthinnen suchten hinter ihrer Herrin Schutz. „Ich habe das Gottesfeuer nicht geschaffen; ich habe es nur
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