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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange
Autoren: Hugh Walker
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sein.
    »Der Name des Priesters war Coryn«, sagte er seufzend.
    »Gut.« O’Braenn nickte. »Es ist besser, wenn du Barynnen völlig vergißt. Du bist Coryn. Und sollte einer kommen, der dich kennt, so überzeuge ihn, daß du die Rolle des Priesters spielst, um uns zu täuschen.« Er grinste. »Das ist nicht einmal eine Lüge, denn versucht hast du es ja.«
    Bald sahen sie Elvinon in der Ferne. Grauen kam über die Caer, die diese Stadt von früher kannten. Selbst nach der Eroberung durch die Heere Coerl O’Marns waren die Ruinen die einer menschlichen Stadt gewesen.
    Doch vor ihnen schimmerten schwarze Türme in der heißen Mittagssonne, einem verkohlten Wald gleich, dessen Stümpfe gen Himmel ragten. Da war ein fahles Leuchten zwischen ihnen, das heller war als die Sonne und das die Beobachter frösteln ließ. Es war keine Silhouette von etwas, das Menschen bauen würden; es war etwas lähmend Kaltes – so wie die Kälte sein mochte, von der Barynnen gesagt hatte, daß sie die Sterne umhüllte.
    Die Menschen schauderten, die Pferde drängten sich dichter aneinander.
    »Wir hätten diese Stadt meiden müssen, wenn wir nur ein wenig Verstand gehabt hätten«, sagte Barynnen mit unsicherer Stimme. »Wir werden sie nie wieder verlassen… nicht als freie Männer…«
    »Gäbe es denn einen Weg an ihr vorbei?« fragte Nottr.
    »Im Osten vielleicht… an der Küste des Meeres der Spinnen…«, erklärte Barynnen.
    O’Braenn schüttelte den Kopf. »Wir brauchen ein Schiff. Wir sind zu viele, um es auf Flößen oder Fischerbooten zu wagen. Ein Schiff finden wir nur in Elvinon. Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen versuchen, sie zu täuschen.«
    »Es ist Wahnsinn«, sagte Barynnen tonlos. »Es wird niemals gelingen…«
    »Wir vertrauen auf die Götter«, entgegnete O’Braenn. »Sie sind mit uns. Sie müssen mit uns sein! Sonst gibt es bald niemanden mehr, mit dem sie sein könnten…«
    »Die Götter sind auch nur Dämonen«, sagte Barynnen. »Die einen haben das Leben erschaffen, die anderen wollen es vernichten. Es ist ihr Kampf da oben!«
    »Vielleicht sind wir ausersehen, für sie zu kämpfen«, erwiderte Thonensen. »Es wäre der einzige denkbare Sinn für unser Dasein.«
    »Weshalb stehen sie uns dann nicht mit ihren Kräften zur Seite?« entfuhr es Barynnen.
    »Bei uns sagt man: Die Götter sind mit denen, die sich selbst zu helfen wissen!« sagte Urgat. »Aber erst zählt die eigene Kraft. Wenn einer von uns zu Imrirrs Ehren kniet, dann auf einem Gegner, und das Gebet ist der tödliche Stoß!«
    »Wir sollten nicht über die Götter reden«, mahnte Barynnen voller Unbehagen. »Ich sage immer noch, wir sollten einen anderen Weg wählen…«
    »Zu spät«, unterbrach ihn O’Braenn. »Sie kommen bereits, um uns zu begrüßen.« Er deutete auf eine Schar von Reitern, die über die flachen Hügel kamen. Ein halbes Hundert, schätzte er.
    »Begrüßen«, wiederholte Barynnen atemlos. »Sie kommen, damit wir unsere Pläne nicht noch ändern, jetzt, da wir dieses steinernen Ungeheuers ansichtig geworden sind. Seht euch gut an, mit welchen Gegnern ihr es zu tun habt. Die Patrouillenreiter um Elvinon sind keine Menschen mehr. Sie sind Gianten.«
    O’Braenns Schar fiel in Trab und verhielt schließlich, um die Patrouille zu erwarten.
    Allen voran ritt ein Dämonenpriester in seinem schwarzen Mantel und dem knöchernen Helm, mit denen auch Barynnen ausgestattet war. Die Reiter dahinter waren schwer gerüstet. Die Pferde hatten nicht leicht zu tragen; sie trugen auch selbst Schädel- und Brustharnisch.
    Die Rüstungen gleißten in der Sonne, die Helme waren funkelnde Kugeln in der Mittagsglut. Der Boden erbebte unter ihren Hufen.
    »Vorwärts«, befahl O’Braenn. »Jetzt ist deine große Stunde, Coryn. Mach deinem Priesterbruder klar, daß wir wichtige Gefangene für seine allerhöchste Würdigkeit, den obersten Schurken Donahin haben. Meine Gefangenen! Und mach ihn auf mein Gesicht aufmerksam. Diese Male haben noch immer den rechten Eindruck auf ihresgleichen gemacht. Sag ihm, es sei eine Botschaft… an Donahin. Aber er mag sie gern lesen, wenn er es kann.«
    Dann war die Patrouille heran, und Barynnen ritt dem Priester entgegen. Während sie einander begrüßten, gruppierte sich die Patrouille in einem Halbkreis, und blitzende Gesichter starrten ausdruckslos auf die Caer und die Barbaren.
    Außer Barynnen hatte noch keiner der Schar einen Gianten gesehen. Der Anblick dieser stummen, gleißenden Patrouille ließ
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