Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
gewesen, bevor sie von einer übermächtigen Schar Barbaren angegriffen wurden. Die Erze, die Goatins Gruppe aus den geheimen Minen im Osten geholt hatte, interessierten sie wenig, um so mehr die Waffen, die Pferde, und die beiden Töchter des Waffenmeisters, mit denen sie sich davonmachten. Die Verfolgung führte tief in die Wildländer und schließlich in den Bergen in die Fänge Oannons.
    Sechs waren Lorvaner, fünf Krieger und eine Kriegerin. Sie gehörten dem Stamm der Chindas an, wie sie sagten. Aber weder Calutt noch Nottr oder Urgat hatten je von einem Stamm dieses Namens gehört.
    Die übrigen fünfzehn waren dandamarische Jäger und Fallensteller, die sich zu weit in die Öde der Voldend-Berge gewagt hatten.
    Fast alle verstanden sie zu kämpfen. Sie waren eine brauchbare Schar und eine gute Unterstützung für O’Braenns kleine Armee.
    Nottr sorgte dafür, daß Barynnen und Joise O’Crym gut bewacht mit Urgats Viererschaft ritten. Barynnen war nicht ohne Dankbarkeit dafür, wenn er die giftigen Blicke der Caer um sich sah. Er fügte sich ins Unvermeidliche, und da er nun einmal auf diese Seite verschlagen worden war, konnte er ebensogut das Beste daraus machen. Es zeigte sich, daß er sehr viel über das Land wußte.
    Vorerst gab es nichts, das eine Schar wie die ihre zu befürchten hätte. Es gab nur wenige freie Menschen zwischen Elvinon und dem Schatten der Schlange. Sie waren verzweifelt und voller Furcht. Sie lebten im verborgenen und wagten sich manchmal an Karawanen, wenn diese nicht gut bewacht waren. Deshalb konnte man fast immer Späher am Himmel sehen. Oft zogen Giantentrupps und Dämonisierte von Elvinon aus, um auf die Freien Jagd zu machen, die dann nach Gianton geschafft wurden, um dort zu Kriegern der Finsternis geschmiedet zu werden, den Gianten – unüberwindliche Kämpfer der Dämonen, die keinen eigenen Willen mehr besaßen, keine Menschen mehr waren, nur noch Waffen.
    Die wirklichen Gefahren drohten erst, wenn sie Elvinon erreichten. Die Stadt und die Küste waren umgeben von den Menschenscheuchen, die alles in ihren Bann zogen, das nicht bereits das Mal der Finsternis trug. Gianten und Priester mochten durch O’Braenns Plan zu täuschen sein, aber nicht diese teuflischen Fallen, die alles freie Leben an sich rissen, das in ihren Bann geriet.
    Aber O’Braenn war dennoch zuversichtlich. Trug er nicht das Zeichen der Finsternis? Waren nicht viele der Schar von Kräften der Finsternis durchdrungen? Auf irgendeine Weise würden sie einen Weg zur Küste finden und einen Weg, um auf die Insel überzusetzen.
    »Elvinon und die Küste«, fuhr Barynnen fort, »stehen unter dem Bann einer weiteren Schlange, die sie Corube nennen. Ihr Schatten teilt Elvinon in zwei Hälften, die von verschiedenen Dämonen beherrscht werden, von Tarthuum im Süden und Quatoruum im Norden. Schwarzer Stein wächst aus dem Boden, wohin immer der Schatten dieser Schlange fällt. Es ist, als ob die Finsternis selbst wachsen würde…«
    »Wie ein Geschwür«, sagte O’Braenn voll Abscheu.
    »Ja, vielleicht«, stimmte Barynnen zu. »Aber es sind wundersame Kräfte. Muß man sie nur hassen?« Er sah die Männer herausfordernd an.
    »Man muß!« sagte O’Braenn kalt.
    »Warum?« rief Barynnen hitzig.
    »Weil sie alles Leben ersticken. Weil sie Tore in unsere Welt öffnen, durch die Kreaturen hereinkommen, die das Leben hassen…«
    »Aber man kann sie auch zu anderem benutzen…«
    »Wozu? Um andere zu täuschen? Um Macht zu gewinnen über andere? Um Dinge zu schaffen, die nicht wirklich existieren? Um…«
    »Um Dinge wiederzuerschaffen, die sonst verloren sind«, sagte er fast bittend, und sein Blick glitt zu Joise.
    »Ja«, entgegnete O’Braenn langsam. Er verstand Barynnen gut. Er kannte selbst den Schmerz des Verlustes; er hatte sein Weib, seinen Jungen, seine ganze Sippe verloren. Es wäre ein Geschenk der Götter, sie wieder entstehen zu lassen. Aber es wäre nicht mehr das Leben, das ihnen innewohnte; es wäre nur ein grauenvoller Schein, nur so vollkommen wie die Erinnerung und niemals mehr als die Erinnerung. Nein, es würde nur frische Wunden und neuen Schmerz bedeuten. Er schüttelte den Kopf. »Aber Totes ist tot, O’Crym. Alle Finsternis vermag daran nichts zu ändern.«
*
    Sie ritten den ganzen Tag und machten nur eine kurze Rast, als die Sonne am höchsten stand. Zweimal sahen sie die fliegenden Späher hoch über ihnen. Aber sie kamen nicht näher, und niemand stellte sich der Schar in den Weg.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher