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Im Paradies deiner Kuesse

Im Paradies deiner Kuesse

Titel: Im Paradies deiner Kuesse
Autoren: Fiona Harper
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würde er schon ein ruhiges Plätzchen finden, wo er die Natur genießen und endlich einmal entspannen konnte.
    Oben angekommen, marschierte er an den Skihütten und Ausflugslokalen vorbei. Knapp zehn Minuten später erreichte er einen wackelig wirkenden Zaun, der allzu wagemutige Touristen vor dem Absturz bewahren sollte.
    Sein Freund hatte recht gehabt. Von hier aus konnte man den ganzen Gardasee überblicken – bis nach Riva del Garda am Fuß des Monte Rochetta. Einfach atemberaubend schön!
    Lächelnd wartete Finn auf den gewohnten Adrenalinschub. Dieser blieb allerdings aus. Nur die Nase wurde ihm kalt.
    Also wandte Finn den Kopf in die andere Richtung. Am Fuß des schneebedeckten Berges, beinah zweitausend Meter weiter unten, konnte er die Kirchturmspitze von Malcesine ausmachen. Feiner weißer Nebel schwebte über dem Wasser des Sees. Die ganze Landschaft wirkte wie aus einem Wintermärchen.
    Immer noch nichts.
    Okay. Etwas schon. Aber nichts, was er gern empfinden wollte.
    Wenn sie jetzt bei ihm wäre, würden ihre Augen vor Begeisterung aufleuchten. Und dann würde sie ihm zulächeln.
    Was war er doch für ein Waschlappen!
    Da hatte er nun schon extra einen Ort aufgesucht, der rein gar nichts mit ihr oder der Fernsehsendung zu tun hatte, um nur ja nicht an sie erinnert zu werden – und trotzdem konnte er an nichts anderes denken!
    Auf einmal hatte Finn keine Lust mehr aufs Wandern. Er wollte nach Hause. Nur schade, dass er kein Zuhause hatte. Okay, er hatte eine Wohnung. Aber die war nur wenig mehr als eine Lagerstätte für seine Sachen. Wohl fühlte er sich dort jedenfalls nicht.
    In der überfüllten Seilbahn musste er an Nats Worte denken: „So waren wir auch, Finn. Touristen.“ Hatte sie recht? Sah er in seinem Leben „überall nur einmal kurz vorbei, um dann ein Häkchen auf irgendeiner Liste zu machen“, wie sie vor zwei Wochen behauptet hatte?
    Nein. Natürlich stimmte das nicht. Das konnte nicht wahr sein!
    Mit Allegra hätte er ein anderes Leben geführt. Sie hatte mehr gewollt als ein Touristenleben. Mit ihr hätte er Dinge kennengelernt, die selbst der Furchtlose Finn noch nicht gesehen hatte.
    Und was tat er? Weglaufen. Und dabei redete er sich auch noch ein, dass er es für Allie tat. Um ihr ihre Freiheit zu lassen! Dabei ging es nur um ihn. Um seine Freiheit.
    Doch diese Freiheit schmeckte bitter. Sie war hohl und leer. Und er hatte diese Leere selbst heraufbeschworen. Diesmal lag es nicht am Beruf seines Vaters oder den Befehlen seines Generals bei der Army. Er hatte diese Entscheidung selbst getroffen.
    „Signor?“
    Ungeduldig blickte der Seilbahnschaffner ihn an. Alle anderen Passagiere waren bereits ausgestiegen. Schnell entschuldigte Finn sich bei ihm und machte sich auf den Weg in das Café, das sein Freund ihm empfohlen hatte.
    Während er auf seine heiße Schokolade wartete, kramte er in seinen Taschen nach seinem Handy. Ein entscheidender Vorteil von Touristenzentren: Das Mobilfunknetz funktionierte! Und er musste dringend einen wichtigen Anruf tätigen.
    Einen Anruf, der ein für alle Mal bewies, dass der Furchtlose Finn wirklich so furchtlos war, wie die Medien behaupteten.
    Allegra stand auf der Seitenbühne, fertig geschminkt und im Kostüm, und versuchte krampfhaft, sich auf ihren Auftritt zu konzentrieren.
    Leicht fiel es ihr nicht. Seit ihre Wut auf Finn verraucht war, war sie schrecklich traurig, und sie hatte keine Ahnung, wie sie es schaffen sollte, in wenigen Minuten verliebt und optimistisch als kleine Meerjungfrau über die Bühne zu springen.
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Heute Abend wollte sie eine besonders gute Leistung abliefern. Einerseits, weil alle Augen gespannt auf die „Entflohene und zurückgekehrte Ballerina“ gerichtet waren. Aber auch weil sie sich letztlich für das Ballett entschieden hatte.
    Nicht weil sie das Erbe ihrer Mutter fortführen oder die Erwartungen ihres Vaters erfüllen wollte. Nicht einmal, weil sie im Augenblick keine berufliche Alternative hatte. Sondern schlicht und ergreifend, weil Ballett ein Teil von ihr war. Und weil sie es liebte! Die Proben der letzten Tage hatten bestätigt, was sie auf der einsamen Insel begriffen hatte. Wie seltsam, dass sie erst vor dem Tanzen weglaufen musste, um es wiederzufinden!
    Die Musik änderte sich, und die Ballettgruppe eilte auf die Bühne. Wieder einmal tauchten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf, während Allegra auf ihren Einsatz wartete. Doch dieses Mal
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