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Im Paradies deiner Kuesse

Im Paradies deiner Kuesse

Titel: Im Paradies deiner Kuesse
Autoren: Fiona Harper
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Tänzerinnen sahen wie gebannt zum zweiten Rang hinauf.
    Niemand applaudierte mehr, und ein Raunen ging durchs Publikum. Was war dort drüben nur los?
    Plötzlich ging die Saalbeleuchtung an, und Allegra bemerkte die Sicherheitsleute, die in Richtung der obersten Logen rannten. Brannte es etwa? Wieso ließ dann niemand den Sicherheitsvorhang herunter? Wo blieb der Feueralarm?
    Doch dann sah sie, was passiert war. Irgendein Idiot hing an der Außenseite einer Loge im zweiten Rang, einen Arm am Geländer, einen Fuß in der Loge darunter.
    Ein Verrückter!
    Aber irgendwie kam er ihr merkwürdig bekannt vor …
    Wieso musste dieser Typ ausgerechnet heute Abend Tarzan spielen und sie an Finn erinnern?
    Für die Zuschauer wäre dies vielleicht ein amüsantes Schauspiel gewesen, wenn der Mann nicht um Haaresbreite abgestürzt wäre. Glücklicherweise konnte er sich gerade noch an einer der Messinglampen festhalten, die außen an den Rängen angebracht waren.
    In diesem Moment ließ Allegra vor Schreck den riesigen Blumenstrauß fallen, den man ihr am Ende der Vorstellung überreicht hatte. Nur ein einziger Mann auf diesem Planeten war waghalsig genug, etwas so Dummes auszuprobieren!
    Finn McLeod. Der Furchtlose Finn.
    Entsetzt beobachte sie, wie er sich – mit einem freundlichen Gruß an die Gäste – am ersten Rang hinabhangelte. Was hatte das nur zu bedeuten? Was wollte er hier?
    Oh nein! Er hat mich tanzen sehen!
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Beschämt barg Allegra das Gesicht in den Händen. Dann wusste er alles. Alles, was in ihr, in ihrem Herzen vorging. Wie unsagbar peinlich!
    Doch der plötzliche Lärm ließ sie aufblicken. Zwei Sicherheitsmänner hatten unten im Parkett auf Finn gewartet. Sowie er dort ankam, versuchten sie, ihn zur Hintertreppe zu schleifen, wo er weniger Aufsehen erregen würde.
    Aber Finn machte sich los und rannte auf die Bühne zu. Die Sicherheitsmänner verfolgten ihn. Bald hatten sie ihn eingeholt.
    „Allegra!“, rief er, als die beiden ihn in Gewahrsam nahmen.
    Wieder ging ein Raunen durch das Publikum.
    „Ein durchgedrehter Fan!“, murmelte jemand hinter ihr.
    Sie wollte etwas sagen, doch ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Jetzt hatten sie Finn schon beinah bis zur Hintertreppe gezerrt. In wenigen Sekunden würde er aus ihrem Blickfeld verschwinden – und vermutlich die Nacht in einer Gefängniszelle verbringen.
    Entschlossen machte Allegra einen Schritt nach vorn und schrie: „Warten Sie!“ Knapp zweitausend Gäste wandten sich neugierig zu ihr um. Sie schluckte.
    „Ich kenne diesen Mann. Es ist okay, lassen Sie ihn los!“
    Verwundert blickten die Sicherheitsleute einander an. Sofort nutzte Finn diesen Moment der Unaufmerksamkeit und riss sich los. Dann klopfte er ihnen auf die Schultern, zog sein Shirt zurecht und marschierte wieder in Richtung Bühne. Auf sie zu.
    Als eine knochige Hand ihn am Arm berührte, hätte Finn sich beinah wieder zur Wehr gesetzt. Doch dann sah er die ältere Dame, die ihm eine rote Rose hinhielt.
    „Hier, junger Mann“, sagte sie freundlich. „Ich glaube, die können Sie gebrauchen!“
    Er nickte dankbar und nahm die Blume. Allerdings machte er sich keine Illusionen. Eigentlich konnte nicht einmal eine ganze Wagenladung roter Rosen seinen Fehler wiedergutmachen.
    Allegra stand ganz vorn an der Bühne und sah ihm entgegen. Nur der Orchestergraben trennte sie noch. Einen Augenblick zögerte Finn, dann nahm er Anlauf und sprang darüber hinweg.
    Als er sicher auf der anderen Seite landete, konnten die Streicher, die nahe am anderen Rand saßen, ihr Glück vermutlich kaum fassen. Doch er hatte jetzt keine Zeit, sich bei ihnen zu entschuldigen.
    Heute Abend sah Allegra ganz anders aus. Ihr dunkles Haar war nicht wie auf der Insel zu einem aufgelösten Pferdeschwanz zusammengebunden, sondern umspielte weich und glänzend ihre Schultern. Und all das Make-up: blutroter Lippenstift, schwarzer Eyeliner. Er erkannte sie ja kaum wieder!
    Sicher machte er einen großen Fehler. Und sich zum Idioten … Er sollte besser aufgeben.
    Doch dann bemerkte er die kleinen roten Flecken auf ihren Armen und lächelte. Nicht einmal das Bühnen-Make-up hatte die Insektenstiche von der Insel überdecken können.
    Noch einen Schritt, und er stand direkt vor ihr. In ihren blauen Augen sah er Angst, Freude und Stolz. Im Publikum herrschte Stille.
    Er atmete tief durch. „Ist das genug ‚Brimborium‘ für dich?“
    „Beinah“, erwiderte sie. „Mehr Blumen
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