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Im Paradies deiner Kuesse

Im Paradies deiner Kuesse

Titel: Im Paradies deiner Kuesse
Autoren: Fiona Harper
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Piloten konnte davon abhängen.
    „Los!“, schrie er abermals, obwohl sie ihm nun leidtat. Aber aus seiner Zeit beim Militär wusste er, dass Menschen in einer solchen Situation leicht in Panik ausbrachen. Er durfte kein Mitgefühl zeigen. Das würde alles nur noch schlimmer machen.
    Mit vor Angst geweiteten Augen öffnete die Ballerina endlich ihren Sicherheitsgurt und stand auf.
    Gut so!
    Doch auch für Lob war jetzt keine Zeit. Mit Händen und Füßen erklärte er ihr, wie sie sich zu verhalten hatte, wenn sie aus dem Helikopter sprang. Er schrie, sie tat, was er verlangte. Alles würde gut gehen.
    Endlich schwebte der Hubschrauber nur knapp drei Meter über dem Strand der Insel, die in der kommenden Woche ihr gemeinsames Zuhause sein würde. Ohne nachzudenken, sprang Finn hinunter, rollte meisterhaft ab und war Sekunden später wieder auf den Beinen. Kurz darauf, wenn auch etwas weniger gekonnt, landete Dave neben ihm im Sand. Nur ein Passagier schien es mit dem Aussteigen nicht so eilig zu haben.
    „Springen Sie!“, rief Finn und sah kopfschüttelnd zu der zarten Frau hinauf, die unentschlossen an der offenen Tür des Helikopters stand und angsterfüllt hinunterblickte. „Los, ich fange Sie auf“, fügte er hinzu und breitete die Arme aus.
    Im selben Moment landete ungebremst eine Ballerina auf ihm. Offensichtlich hatte sie weniger Ermutigung gebraucht als angenommen. Daher traf sie ihn völlig unerwartet. Trotz ihres Fliegengewichts riss sie ihn um, sodass sie beide im Sand landeten. Ein wenig benommen beobachtete Finn, wie der Hubschrauber in die Höhe stieg und davonflog.
    Schwer atmend schloss er die Augen. Der feuchte Sand kühlte seinen Rücken, während eine zitternde Ballerina ihn von oben wärmte.
    „T…tut mir schrecklich leid!“, sagte sie stockend, ohne sich zu rühren. Anscheinend stand sie noch immer unter Schock.
    Sie hätte sich nicht zu entschuldigen brauchen. Er liebte Überraschungen, selbst wenn sie in Form von fliegenden Ballerinas auftraten. Um nichts in der Welt würde er auf diesen Cocktail aus Adrenalin und Glückshormonen verzichten wollen. Auf einmal fand er seinen Humor wieder und lachte gelöst. Der Stress war vorbei.
    „Wie heißen Sie gleich noch mal?“, erkundigte er sich, während er in die dunkelblauen Augen sah, die nun nur wenige Zentimeter von seinen entfernt waren.
    „Allie …“, begann sie, doch ihr versagte die Stimme. „Allegra“, stieß sie schließlich hervor.
    Der Himmel war stahlgrau. Und nach den heftigen Windböen zu schließen, die an ihrem Haar zerrten, würde der Tropenregen nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    „Na, dann los, Allie-Allegra“, erwiderte er lächelnd, bevor er sie schwungvoll neben sich in den Sand rollte. So leicht, wie sie war, sollte er sie vielleicht am besten an einer Palme festbinden, wenn der Sturm begann.
    Geschmeidig sprang er auf und hielt ihr noch breiter lächelnd die Hand hin. „Willkommen im Paradies!“

2. KAPITEL
    Zwei Tage zuvor
    Angespannt stand Allegra auf der Seitenbühne, während die Ballettgruppe an ihr vorbei auf die Hauptbühne des Royal Opera House tänzelte.
    Atmen, rief sie sich ins Gedächtnis. Tief durchatmen. Diese Schrittkombinationen hast du mehr als tausend Mal geübt. Dein Körper weiß, was er zu tun hat. Hab Selbstvertrauen!
    Außerdem war es jetzt für weitere Proben auch schon zu spät. In fünf Minuten musste sie auf der Bühne sein.
    Trotzdem begann sie die Eröffnungssequenz im Kopf durchzuspielen. Wie von selbst vollzogen ihre Arme und Beine kleine Bögen und Wendungen. Zum Springen war hier leider nicht genügend Platz.
    Frustriert brach sie ab, zog ihre Strickjacke aus und warf sie in eine Ecke. Dann ging sie wieder in Position. Während sie dem Spiel des Orchesters lauschte und der Ballettgruppe zusah, dehnte sie ihre Muskeln.
    Stell dir vor, es sei die Generalprobe! Nur ein weiterer Übungslauf.
    Leider sank ihr Adrenalinspiegel trotzdem nicht. Es war eben keine Generalprobe, sondern die Premiere!
    Und was für eine! Eine Uraufführung. Diese Rolle hatte man ihr auf den Leib geschrieben. Nur um zu beweisen, dass das einstige Wunderkind, die „Baby-Ballerina“, auch nach sieben Jahren im Geschäft nichts an Glanz und Glamour verloren hatte. Dieses neue Ballett, „Die kleine Meerjungfrau“, sollte die Kritiker endlich zum Schweigen bringen. Seit Jahren schon prophezeiten sie, dass Allegra Martin trotz ihres kometenhaften Aufstiegs nur ein Sternchen am Balletthimmel bleiben
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